Ein Prost auf den optimalen schwäbischen Tod
Werner Koczwara sorgt mit „Für eine Handvoll Trollinger“in der Essinger Schloss-Scheune für jede Menge Spaß
- Reinen Wein hat Werner Koczwara bei der achten Kultur-imPark-Auflage in der voll besetzten Essinger Schloss-Scheune eingeschenkt. Natürlich muss es ein Viertele von „dem“schwäbischen Traubensaft sein, heißt das aktuelle Programm ja schließlich „Für eine Handvoll Trollinger“.
Mit so einem Chronisten geht man gerne 60 Jahre durch die Zeit, in die Tiefen des täglichen Irrsinns oder fährt mal eben mit dem Aufzug in die Hölle, wo der Teufel mit EUKommissaren zu kämpfen hat. Geliehen hat er sich den Titel ja bei Clint Eastwood. Der würde diesem Abend mit jeder Menge Gelächter und Brüllern sprachlich aber kaum folgen können. Obwohl der gebürtige Gmünder in „bundesweit verständlichem Oxford-Schwäbisch“schwätzt.
Er macht einen ganzen Kosmos auf. Zurück geht’s in die frühe Kindheit auf dem Kaff, der juvenile sechste Bub in der Familie hatte es nicht einfach. Zum Essen gab’s, was faul vom Baum fiel. „Mir warat arme Säu“, jammert er, „heute würde man radikale Veganer sagen.“Auch nicht besser wurde es, als ihn jugendliche Todesängste plagten. Jeder muss mal sterben, hatte die Mutter erklärt. Weil man aber bei „ungünstigen Prognosen eine zweite Meinung einholen soll“, ging er zum Herrn Papa. Der wusste Rat der eher rustikalen Art – „Wenn’s saudumm läuft, bisch noch vorm Abendessa tot“.
Der Tod schaut neben den Todsünden des Bürgermeisters übrigens auch vorbei in diesem Programm, das mal tief schürft, dann auf Pointen am Fließband setzt. Der Tod hat übrigens ein handfestes Alkoholproblem. Immer wieder kreist’s um den Trollinger, den flüssigen Stolz aus dem Ländle. Wie bei jedem alkoholischen Getränk rät Koczwara zur Mäßigung. Betrunken Auto fahren sollte man nicht. Andrerseits: „Irgendjemand muss ja die Kinder zur Schule bringen.“Um die neue Service-Kultur geht’s auch, um die in der Autowerkstatt. Und um das Wirtschaftswunder, die Wiedervereinigung, um die Flüchtlingskrise.
Essen geht er auch, mit der Gattin. Ins „Diner im Dunkeln“. Dort gibt’s einen halben Gockel und einen Rauchfleischteller. Knusprig war’s, aber etwas hart. Das zeigt das Licht. Man verzehrte den Holzteller und den Brotkorb. Da gab’s in der Kulturscheune wesentlich Leckereres, wieder ganz passend zum Programm. „Schwäbische Tapas“, kreativ und liebevoll angerichtet vom ServiceTeam: Kässpätzle-Muffins, Sauerkrautpraline, Schupfnudelspieß an Maultaschensalat. Und dazu ausnahmsweise einen Trollinger – für sagenhafte drei Euro, wie Ralf Groß von der Kulturinitiative vor dem Kabarett-Start kräftig geworben hatte.