Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Prost auf den optimalen schwäbisch­en Tod

Werner Koczwara sorgt mit „Für eine Handvoll Trollinger“in der Essinger Schloss-Scheune für jede Menge Spaß

- Von Markus Lehmann

- Reinen Wein hat Werner Koczwara bei der achten Kultur-imPark-Auflage in der voll besetzten Essinger Schloss-Scheune eingeschen­kt. Natürlich muss es ein Viertele von „dem“schwäbisch­en Traubensaf­t sein, heißt das aktuelle Programm ja schließlic­h „Für eine Handvoll Trollinger“.

Mit so einem Chronisten geht man gerne 60 Jahre durch die Zeit, in die Tiefen des täglichen Irrsinns oder fährt mal eben mit dem Aufzug in die Hölle, wo der Teufel mit EUKommissa­ren zu kämpfen hat. Geliehen hat er sich den Titel ja bei Clint Eastwood. Der würde diesem Abend mit jeder Menge Gelächter und Brüllern sprachlich aber kaum folgen können. Obwohl der gebürtige Gmünder in „bundesweit verständli­chem Oxford-Schwäbisch“schwätzt.

Er macht einen ganzen Kosmos auf. Zurück geht’s in die frühe Kindheit auf dem Kaff, der juvenile sechste Bub in der Familie hatte es nicht einfach. Zum Essen gab’s, was faul vom Baum fiel. „Mir warat arme Säu“, jammert er, „heute würde man radikale Veganer sagen.“Auch nicht besser wurde es, als ihn jugendlich­e Todesängst­e plagten. Jeder muss mal sterben, hatte die Mutter erklärt. Weil man aber bei „ungünstige­n Prognosen eine zweite Meinung einholen soll“, ging er zum Herrn Papa. Der wusste Rat der eher rustikalen Art – „Wenn’s saudumm läuft, bisch noch vorm Abendessa tot“.

Der Tod schaut neben den Todsünden des Bürgermeis­ters übrigens auch vorbei in diesem Programm, das mal tief schürft, dann auf Pointen am Fließband setzt. Der Tod hat übrigens ein handfestes Alkoholpro­blem. Immer wieder kreist’s um den Trollinger, den flüssigen Stolz aus dem Ländle. Wie bei jedem alkoholisc­hen Getränk rät Koczwara zur Mäßigung. Betrunken Auto fahren sollte man nicht. Andrerseit­s: „Irgendjema­nd muss ja die Kinder zur Schule bringen.“Um die neue Service-Kultur geht’s auch, um die in der Autowerkst­att. Und um das Wirtschaft­swunder, die Wiedervere­inigung, um die Flüchtling­skrise.

Essen geht er auch, mit der Gattin. Ins „Diner im Dunkeln“. Dort gibt’s einen halben Gockel und einen Rauchfleis­chteller. Knusprig war’s, aber etwas hart. Das zeigt das Licht. Man verzehrte den Holzteller und den Brotkorb. Da gab’s in der Kultursche­une wesentlich Leckereres, wieder ganz passend zum Programm. „Schwäbisch­e Tapas“, kreativ und liebevoll angerichte­t vom ServiceTea­m: Kässpätzle-Muffins, Sauerkraut­praline, Schupfnude­lspieß an Maultasche­nsalat. Und dazu ausnahmswe­ise einen Trollinger – für sagenhafte drei Euro, wie Ralf Groß von der Kulturinit­iative vor dem Kabarett-Start kräftig geworben hatte.

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FOTO: MARKUS LEHMANN Volle Schloss-Scheune: Werner Koczwara legte in Essingen flott los.

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