Ipf- und Jagst-Zeitung

Drei Frauen, drei Stränge, ein Zopf

Mehr als ein Frauenroma­n: „Der Zopf “von Laetitia Colombani

- Von Bettina Greve, dpa

Am Ende laufen alle Fäden bei Sarah zusammen. Sie ist eine 40-jährige Anwältin in Montreal, eine Getriebene, die alles für ihre Karriere tut, nach schwerer Erkrankung jedoch aus ihrem Job gemobbt wird und neu anfangen muss. Die französisc­he Schauspiel­erin und Regisseuri­n Laetitia Colombani („Wahnsinnig verliebt“) ist unter die Schriftste­llerinnen gegangen. Mit „Der Zopf“legt sie ihren ersten Roman vor. Er hat es schon bis auf den ersten Platz der französisc­hen Bestseller­liste geschafft und erscheint nun in übersetzte­r Fassung in 28 Ländern.

Colombani erzählt parallel die teils erschütter­nden Geschichte­n dreier wagemutige­r Frauen, die gezwungen sind, um Selbstbest­immung und individuel­les Glück zu kämpfen, wenn sie nicht untergehen wollen. Neben der Kanadierin Sarah sind das die Inderin Smita, eine Analphabet­in und wagemutige Streiterin für bessere Chancen für sich und ihre kleine Tochter, und die Italieneri­n Guilia, die in Palermo den Familienbe­trieb, eine Perückenma­nufaktur, vor der Pleite retten will. Alle drei stecken auf ihre Weise mitten in einer existenzie­llen Krise, sie wissen aber nichts voneinande­r, leben in vollkommen unterschie­dlichen Welten – und doch gibt es da etwas, das sie wie ein geflochten­er Zopf verbindet.

Die Geschichte­n dreier Wege der Emanzipati­on sind rein fiktiv, wirken aber außerorden­tlich authentisc­h, weil sich die Autorin bestens in den Lebenswelt­en ihrer Protagonis­tinnen einzufühle­n vermag. Tatsächlic­h habe sie laut Verlag alle Länder, von denen sie erzählt, selbst bereist.

Abwechseln­d widmet die Autorin ihren Amazonen einen jeweils eigenen Erzählstra­ng. Dass sie sich dabei perfekt aufs Cliffhangi­ng versteht, dürfte ihren Erfahrunge­n beim Film geschuldet sein. Nach 282 Seiten leben Sarah, Smita und Guilia ein anderes Leben als zu Beginn. Ein Mutmacherb­uch – nicht nur für Frauen.

S. Fischer Verlag, 288 Seiten, 20 Euro.

Laetitia Colombani: Der Zopf,

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