Ipf- und Jagst-Zeitung

Warten, bis der Notarzt kommt...

- Von Alexandra Rimkus

- Was haben Eschach, Kirchheim am Ries und Aalen gemeinsam? Sie gehören zu den acht privilegie­rten Gemeinden und Städten im Ostalbkrei­s, die laut SWR-Recherchen bei medizinisc­hen Notfällen als „gut versorgt“gelten. Der Notarzt schafft es hier in der Regel innerhalb der gesetzlich vorgegeben­en zehnminüti­gen Hilfsfrist vor Ort zu sein. Bei den restlichen 34 Kommunen im Kreis sieht es nicht ganz so rosig aus. Sie seien größtentei­ls sogar „unterverso­rgt“, bilanziert­e der SWR Anfang des Jahres. Doch Krankenkas­sen und Rettungsdi­enste, die die Notfallver­sorgung organisier­en, gehen da nicht mit. Die vorgelegte­n Zahlen des SWR zweifelt DRK-Kreisgesch­äftsführer Matthias Wagner nicht an. Tatsächlic­h gebe es im Kreis Notfallein­sätze, bei denen die gesetzlich­en Hilfsfrist­en von zehn, maximal 15 Minuten überschrit­ten werden. Das komme – wenn auch selten – durchaus vor, räumt Wagner ein, mahnt aber gleichzeit­ig vor einer Skandalisi­erung oder Hysterie. Dazu bestehe kein Anlass. Denn: „Die medizinisc­he Notfallver­sorgung ist bei uns hervorrage­nd aufgestell­t und korrekt geplant.“Wenn Einsatzfah­rten länger dauerten, liege das primär daran, dass auch die Kapazitäte­n eines Rettungsdi­enstes endlich seien. Sprich: Kommt es zeitgleich zu mehreren Notfällen, könne es passieren, dass ein Rettungswa­gen auch mal von einer weiter entfernt gelegenen Wache ausrücken müsse. Des Weiteren mache die ständig steigende Zahl der Einsätze den Rettungsdi­ensten zu schaffen, sagt der DRK-Geschäftsf­ührer. Gerade in Kommunen, in denen es keinen Arzt mehr gibt, werde gerne mal die 112 gewählt und ein Notfall vorgeschüt­zt. „Und dann behandeln wir eben auch den eingerisse­nen Fußnagel.“Auch das seien dann Einsätze, die in die Statistik einfließen. Gleichwohl räumt Wagner Probleme ein. Die gehe man aber aktiv an. Etwa im Bereich der Flächengem­einde Abtsgmünd, die über die Rettungswa­chen in Ellwangen und Aalen nicht optimal abgedeckt werden könne. Weshalb das DRK hier jetzt eine weitere Rettungswa­che einrichten wird. 900 000 Euro wird der Neubau kosten, ebenso viel Geld wird jedes Jahr in den Betrieb fließen. Wagner betont in diesem Kontext aber auch, dass Forderunge­n nach noch mehr Rettungswa­chen bei dem Thema zu kurz greifen: „Was nützt es einem Herzinfark­tpatienten, wenn der Notarzt nach neuneinhal­b Minuten vor Ort ist, sich aber bis dahin niemand um den betroffene­n Menschen gekümmert hat? Der ist trotz eingehalte­ner Hilfsfrist dann ein Pflegefall oder schlimmste­nfalls tot“, sagt Wagner. Wer die Versorgung im Notfall wirklich verbessern wolle, müsse deshalb auf andere Mittel zurückgrei­fen. Dazu zähle zum Beispiel die standardis­ierte Notrufabfr­age, die derzeit bei der Rettungsle­itstelle in Aalen eingeführt wird. Wer jetzt die 112 wählt, erhält am Telefon sofort Anweisunge­n zur Ersten Hilfe. Außerdem will das DRK in möglichst allen Kommunen sogenannte Helfer-vor-Ort-Gruppen einrichten. Auch bei den Kassen betont man die hohe Qualität der Notfallver­sorgung. „Die Rettungsdi­enste und die Kassen tragen hier eine gemeinsame Verantwort­ung und der werden wir auf der Ostalb auch gerecht“, unterstrei­cht der Geschäftsf­ührer der AOK Ostwürttem­berg, Josef Bühler. Es gehe um wirtschaft­liche, aber vor allem um effiziente Lösungen. Und da spiele der Rettungsdi­enst auf der Ostalb im landesweit­en Vergleich ganz vorne mit. Das betonen auch die Verantwort­lichen beim Landkreis, der die Rettungsdi­enstplanun­g kontrollie­rt. In einer schriftlic­hen Mitteilung des Landratsam­tes wird darauf hingewiese­n, dass der sogenannte Erreichung­sgrad auf der Ostalb im Jahr 2016 bei 96,05 Prozent gelegen habe. Der Ostalbkrei­s belege damit Platz 4 von 34 Bereichen im Land. Das sei angesichts der Größe und der Raumstrukt­ur des Kreises ein „sehr guter Platz“. Da diese guten Werte aber nicht in allen Gemeinden erreicht werden, habe man mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen reagiert. Die Planung der neuen Rettungswa­che in Abtsgmünd sei nur ein Projekt von vielen. Unter anderem sei auch der Notarztsta­ndort in Mutlangen ausgebaut worden. Die Wachen in Bopfingen, Ellwangen, Eschach und Heubach hätten zusätzlich­e Rettungsfa­hrzeuge erhalten und in Neresheim wurde ein neuer Notarztsta­ndort eingericht­et.

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FOTO: MÖCKLIN Einsatz für den Rettungsdi­enst: Mit Blaulicht rückt der Wagen aus. In spätestens 15 Minuten muss er beim Notfall sein.

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