Warten, bis der Notarzt kommt...
- Was haben Eschach, Kirchheim am Ries und Aalen gemeinsam? Sie gehören zu den acht privilegierten Gemeinden und Städten im Ostalbkreis, die laut SWR-Recherchen bei medizinischen Notfällen als „gut versorgt“gelten. Der Notarzt schafft es hier in der Regel innerhalb der gesetzlich vorgegebenen zehnminütigen Hilfsfrist vor Ort zu sein. Bei den restlichen 34 Kommunen im Kreis sieht es nicht ganz so rosig aus. Sie seien größtenteils sogar „unterversorgt“, bilanzierte der SWR Anfang des Jahres. Doch Krankenkassen und Rettungsdienste, die die Notfallversorgung organisieren, gehen da nicht mit. Die vorgelegten Zahlen des SWR zweifelt DRK-Kreisgeschäftsführer Matthias Wagner nicht an. Tatsächlich gebe es im Kreis Notfalleinsätze, bei denen die gesetzlichen Hilfsfristen von zehn, maximal 15 Minuten überschritten werden. Das komme – wenn auch selten – durchaus vor, räumt Wagner ein, mahnt aber gleichzeitig vor einer Skandalisierung oder Hysterie. Dazu bestehe kein Anlass. Denn: „Die medizinische Notfallversorgung ist bei uns hervorragend aufgestellt und korrekt geplant.“Wenn Einsatzfahrten länger dauerten, liege das primär daran, dass auch die Kapazitäten eines Rettungsdienstes endlich seien. Sprich: Kommt es zeitgleich zu mehreren Notfällen, könne es passieren, dass ein Rettungswagen auch mal von einer weiter entfernt gelegenen Wache ausrücken müsse. Des Weiteren mache die ständig steigende Zahl der Einsätze den Rettungsdiensten zu schaffen, sagt der DRK-Geschäftsführer. Gerade in Kommunen, in denen es keinen Arzt mehr gibt, werde gerne mal die 112 gewählt und ein Notfall vorgeschützt. „Und dann behandeln wir eben auch den eingerissenen Fußnagel.“Auch das seien dann Einsätze, die in die Statistik einfließen. Gleichwohl räumt Wagner Probleme ein. Die gehe man aber aktiv an. Etwa im Bereich der Flächengemeinde Abtsgmünd, die über die Rettungswachen in Ellwangen und Aalen nicht optimal abgedeckt werden könne. Weshalb das DRK hier jetzt eine weitere Rettungswache einrichten wird. 900 000 Euro wird der Neubau kosten, ebenso viel Geld wird jedes Jahr in den Betrieb fließen. Wagner betont in diesem Kontext aber auch, dass Forderungen nach noch mehr Rettungswachen bei dem Thema zu kurz greifen: „Was nützt es einem Herzinfarktpatienten, wenn der Notarzt nach neuneinhalb Minuten vor Ort ist, sich aber bis dahin niemand um den betroffenen Menschen gekümmert hat? Der ist trotz eingehaltener Hilfsfrist dann ein Pflegefall oder schlimmstenfalls tot“, sagt Wagner. Wer die Versorgung im Notfall wirklich verbessern wolle, müsse deshalb auf andere Mittel zurückgreifen. Dazu zähle zum Beispiel die standardisierte Notrufabfrage, die derzeit bei der Rettungsleitstelle in Aalen eingeführt wird. Wer jetzt die 112 wählt, erhält am Telefon sofort Anweisungen zur Ersten Hilfe. Außerdem will das DRK in möglichst allen Kommunen sogenannte Helfer-vor-Ort-Gruppen einrichten. Auch bei den Kassen betont man die hohe Qualität der Notfallversorgung. „Die Rettungsdienste und die Kassen tragen hier eine gemeinsame Verantwortung und der werden wir auf der Ostalb auch gerecht“, unterstreicht der Geschäftsführer der AOK Ostwürttemberg, Josef Bühler. Es gehe um wirtschaftliche, aber vor allem um effiziente Lösungen. Und da spiele der Rettungsdienst auf der Ostalb im landesweiten Vergleich ganz vorne mit. Das betonen auch die Verantwortlichen beim Landkreis, der die Rettungsdienstplanung kontrolliert. In einer schriftlichen Mitteilung des Landratsamtes wird darauf hingewiesen, dass der sogenannte Erreichungsgrad auf der Ostalb im Jahr 2016 bei 96,05 Prozent gelegen habe. Der Ostalbkreis belege damit Platz 4 von 34 Bereichen im Land. Das sei angesichts der Größe und der Raumstruktur des Kreises ein „sehr guter Platz“. Da diese guten Werte aber nicht in allen Gemeinden erreicht werden, habe man mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen reagiert. Die Planung der neuen Rettungswache in Abtsgmünd sei nur ein Projekt von vielen. Unter anderem sei auch der Notarztstandort in Mutlangen ausgebaut worden. Die Wachen in Bopfingen, Ellwangen, Eschach und Heubach hätten zusätzliche Rettungsfahrzeuge erhalten und in Neresheim wurde ein neuer Notarztstandort eingerichtet.