„Schwäbisch isch wia Rock´n Roll“
Bernd Kohlhepp alias Herr Hämmerle lüftet die Geheimnisse seines Tagebuchs
– Auf Einladung des Fördervereins Musikverein Ellenberg ist Bernd Kohlhepp mit seinem Programm „Hämmerle privat“in der Elchhalle aufgetreten. Und wenn der bekennende Bempflinger aus dem „Nähkästchen“plaudert und die Geheimnisse seines Tagebuchs lüftet, ist beste und kurzweilige Unterhaltung garantiert.
Kaum auf die Bühne gekommen, bedauerte er mit „Was läuft bei denen alles schief?“die Zuschauer in der ersten Reihe, um sie sogleich Opfer seiner offenen und kommunikationsfreudigen Art werden zu lassen. Und so erfahren Maria und Ina aus Ellenberg, Jörg aus Abtsgmünd und Marlies aus Ebnat, dass ihre Plätze bei Herrn Hämmerle eine Nebenrolle im Programm implizieren. Aber auch der Autor dieser Zeilen wurde vom Herrn Hämmerle mit viel Aufmerksamkeit bedacht.
Pragmatische Lebenshilfe und schwäbische Philosophie
Eine besondere Beziehung baute er jedoch zu einem namenlosen Ellwanger auf. Trotz Hilfestellungen wie „wie hat Dich denn deine Mutter genannt?“oder „wie sagt deine Frau zu dir?“war dieser nicht in der Lage (oder willens), sich an seinen Namen zu erinnern. Dabei ist es genau dieses Spiel mit dem Publikum, das spontane Herbeiführen der Situationskomik, das Improvisieren, was die Auftritte des Bernd Kohlhepp so einzigartig macht. Dazu überrascht er mit fundierten Ortskenntnissen. Egal ob Ellenbergs Gipfelkreuz oder der fehlende Bahnhof: Hämmerle schaffte es, diese Steilvorlagen gekonnt in sein Programm zu integrieren.
Neben pragmatischen Lebenshilfen wie „Alkohol ist keine Lösung, es ist ein Destillat“überraschte Hämmerle mit elementaren, auf der schwäbische Lebensphilosophie basierenden Grundgedanken wie „Ich weiß nicht, dass ich was weiß“oder fast schon philosophischen Erörterungen zum Standard-Abzählreim der Kinder der 70er, „Ene mene dubbe dene“. Egal ob hilfsbereiter oder mitfühlender Nachbar, technikgenervter Schwabe, oder ärztemangelgeschädigter Patient mit Vorsteherproblem, Hämmerle hatte für alle Lebenssituationen eine Antwort oder ein Beispiel parat. Dass Frauen olympisch schlafen – länger, tiefer und weiter, oder im Kühlschrank immer Licht brennt, sein Radio dement ist und sein Kühlschrank inkontinent, Hämmerle outete sich schonungslos. Dazu verriet er wieso sein Mai 2016 34 Tage hatte oder wieso sein Tagebuch am 27. November 2063 endet und auf seinem Grabstein einfach „He“steht – keine Geheimnisse blieben dem Publikum verborgen. Dazwischen begeisterte der Bempflinger mit Gesangseinlagen. Ob David Lee Roth, Elvis, Tom Jones oder Rocco Granata – keiner war vor seinen Coverversionen des „schwäbischen Gigolos“sicher. Dabei entzückte er die Damenwelt mit einem Hüftschwung, bei dem die Originale zu Recht neidisch geworden wären.
Dank seiner ausgeprägter Mimik und Gestik, seiner Eloquenz, seinem tiefgründigen Humor und seiner Schlagfertigkeit ist jeder Auftritt Hämmerles eine Premiere – so auch in Ellenberg, bei dem Marias Gipfelkreuz, Inas Waschmaschine und das Smartphone des namenlosen Ellwangers das Programm als RunningGag begleiteten. Zuschauer des Abends war übrigens Jörg aus Abtsgmünd. Ob aus Mitleid oder wegen seiner aktiven Mitgestaltung des Programms – dieses letzte Geheimnis behielt Hämmerle für sich.