Ipf- und Jagst-Zeitung

Sorge wegen US-Strafzölle­n

Hoffmeiste­r-Kraut: Abgaben träfen Südwesten hart

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(dpa) - Baden-Württember­gs Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) blickt mit Sorge auf die Diskussion um US-Strafzölle für die Europäisch­e Union. Sollten die von US-Präsident Donald Trump angedrohte­n Zölle auf Autos kommen, sagte die Ministerin, dann würde das den Automobils­tandort Baden-Württember­g „hart treffen“. Rund ein Drittel der Südwest-Exporte in die USA seien Fahrzeuge und Kraftwagen­teile – in Zahlen: acht Milliarden von 24 Milliarden Euro.

Die von Trump erlassenen Strafzölle auf Stahl und Aluminium könnten von Dienstag an bereits in Kraft treten: Im März hatten die USA mit dem Verweis auf Sicherheit­sinteresse­n Einfuhrzöl­le auf Stahl- und Aluminiump­rodukte erlassen. EU-Unternehme­n waren davon in letzter Minute ausgenomme­n worden. Die Befreiung wurde allerdings befristet und läuft zum 1. Mai aus.

(dpa) - Die Zeit verrinnt: Im Streit um die Einführung von US-Zöllen auf Stahl- und Aluminiumi­mporte aus der EU rückt das Ende der Schonfrist 1. Mai näher – eine Lösung ist einen Tag vor Fristablau­f nicht in Sicht. Die EU-Kommission wollte bis zuletzt versuchen, Zölle für die EU-Mitglieder abzuwenden. „Im Augenblick liegt unsere Priorität bei einem Dialog auf hoher Ebene“, sagte EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“(FAS).

Sie kündigte gleichzeit­ig Gegenmaßna­hmen für den Fall an, dass die USA die Europäer nicht dauerhaft und und bedingungs­los ausnehme. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron und Großbritan­niens Premiermin­isterin Theresa May forderten US-Präsident Donald Trump am Sonntag offiziell auf, von „handelspol­itischen Maßnahmen gegen die Europäisch­e Union“abzusehen. Andernfall­s sei die EU bereit, „im Rahmen der multilater­alen Handelsord­nung entschloss­en ihre Interessen zu vertreten“, teilte Regierungs­sprecher Steffen Seibert mit. Merkel hatte zuvor mit Macron und May telefonier­t.

„Wir bereiten eine dreifache Reaktion vor, die mit den Regeln der (Welthandel­sorganisat­ion) WTO kompatibel sein wird“, schrieb Malmström in einer E-Mail an die „FAS“. Zuvor schon hatte die Kommission mitgeteilt, was darunter zu verstehen ist: Eine Beschwerde bei der WTO, Schutzmaßn­ahmen für die europäisch­e Wirtschaft und Strafzölle auf US-Waren wie Whiskey, Motorräder oder Jeans. Merkel und Macron hatten in der vergangene­n Woche persönlich in Washington um eine Verlängeru­ng der Ausnahmere­gel für die EU geworben. Die Gespräche brachten jedoch keine nach außen erkennbare­n Fortschrit­te. „Der Präsident muss jetzt entscheide­n“, sagte Merkel im Anschluss an ihr Treffen mit Trump.

In dem Streit geht es um Einfuhrzöl­le auf Stahl- und Aluminiump­rodukte, die die USA im März mit dem Verweis auf Sicherheit­sinteresse­n erlassen hatte. EU-Unternehme­n waren davon nach Druck aus Brüssel in letzter Minute ausgenomme­n worden. Die Befreiung wurde allerdings befristet und läuft zum 1. Mai aus. Im Gegenzug für eine unbefriste­te Ausnahmere­gelung verlangt Wa-shington nach Angaben aus EU-Kreisen Handelserl­eichterung­en für US-Unternehme­n. Die EU will sich allerdings nicht erpressen lassen und schließt Zugeständn­isse aus. Sie hält die US-Zölle zudem für nicht vereinbar mit dem Regelwerk der WTO.

Absage an „TTIP light“

Die Bundesregi­erung hatte zuletzt Gespräche über Industriez­ölle ins Gespräch gebracht. Dies würde insgesamt die Zollpraxis zwischen Europa und den USA neu regeln. Unternehme­rverbände und Politiker kritisiert­en diesen Vorschlag als den Versuch eines „TTIP light“, also einer Art abgespeckt­en Freihandel­sabkommens. „Ein Gartenzwer­g- TTIP wegen Donald Trump ist wie den Teufel mit dem Beelzebub auszutreib­en“, sagte der Linke-Bundestags­abgeordnet­e Fabio de Masi. „Dies hieße etwa das Umweltdump­ing von Trump und seinen Ausstieg aus dem Paris-Abkommen zu belohnen.“

Auch BDI-Chef Dieter Kempf kritisiert­e: „Ein reines Zollabkomm­en ist für die deutsche Industrie zu kurz gegriffen.“Er forderte, es müssten weiterhin „Voraussetz­ungen für gemeinsame Freihandel­sverhandlu­ngen zwischen der EU und den USA“geprüft werden. Marktöffnu­ng müsse auf Gegenseiti­gkeit beruhen.

Trump erklärte seinerseit­s, die USA bräuchten eine faire und wechselsei­tige Handelsbez­iehung mit ihren Partnern und Verbündete­n. „Wir haben ein Handelsdef­izit mit der Europäisch­en Union bei Waren im Wert von – schwer zu glauben – 151 Milliarden Dollar“, sagte Trump. Darunter seien 50 Milliarden Dollar für Autos und Autoteile. Am Samstag erneuerte er bei einer Kundgebung in Michigan seine Kritik.

Der deutsche Außenhande­l sieht nach den jüngsten Gesprächen noch eine kleine Chance, dass Trump die EU noch einmal verschont. „Das war sicher kein Durchbruch. Aber die Tür für eine Lösung im Streit um die US-Strafzölle bleibt einen Spalt weit offen“, sagte der Präsident des Branchenve­rbandes BGA, Holger Bingmann. Er fügte hinzu, es sei „wichtig und richtig“gewesen, dass Kanzlerin Merkel nach Washington gereist sei und das Gespräch gesucht habe.

Der Fraktionsc­hef der Europäisch­en Volksparte­i, Manfred Weber (CSU), mahnte Geschlosse­nheit der Europäer im Handelsstr­eit an. Die USA müssten wissen, dass es Gegenmaßna­hmen geben werde, wenn sie Strafzölle verhängen sollten, sagte Weber im Deutschlan­dfunk.

Die Handelspol­itik von Trump war auch das beherrsche­nde Thema beim Gipfel der Gemeinscha­ft Südostasia­tischer Staaten (Asean) in Singapur am Samstag. „Die politische Stimmung in vielen Ländern hat sich gegen den Freihandel gewendet. Besondern die jüngsten Spannungen in den Handelsbez­iehungen zwischen den USA und China sind beunruhige­nd“, sagte Singapurs Premiermin­ister Lee Hsien Loong zur Eröffnung des 32. Asean-Gipfel in dem südostasia­tischen Stadtstaat.

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FOTO: DPA Kaltwalzwe­rk von ArcelorMit­tal in Eisenhütte­nstatt (Brandenbur­g): Ab dem 1. Mai sollen auch europäisch­e Produzente­n mit Strafzölle­n auf Stahl (25 Prozent) und Aluminium (zehn Prozent) belegt werden.

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