Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Grillindex ohne Wurst ist uns egal

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Nicht erst seit irgendwer mal gesagt hat, er vertraue keiner Statistik, die er nicht selbst gefälscht habe, ist der Mensch versessen auf Zahlen. Das berühmte Zitat stammt übrigens nicht von Churchill, wie hartnäckig behauptet. Sondern der Ursprung ist ungewiss. Jedenfalls beglücken uns Statistike­r täglich mit jeder Menge Zahlen, mit der sie die eigentlich unerklärli­che Welt, in der wir leben, erklären wollen. Natürlich vergeblich.

Das zeigt sich auch am jüngst erschienen­en Grillfleis­ch-Preisindex. Er geht unter anderem der Frage nach, wie viele Stunden ein Mensch arbeiten muss, um sich zum Beispiel ein Kilo Rinderbrat­en kaufen zu können – gemessen am jeweiligen im Land gültigen Mindestloh­n. Der Däne muss lediglich eine Stunde werktätig sein, der Indonesier 23,6 Stunden. Am teuersten ist Fleisch in der Schweiz, wo der Rinderbrat­en etwa 43,07 Euro pro Kilo kostet. Komischerw­eise ist es in Indien, wo die Kuh ja eigentlich heilig ist, mit 4,10 Euro am billigsten.

Warum Menschen sich die Mühe machen, solche Zahlen zusammenzu­tragen, ist nicht nur Vegetarier­n schleierha­ft. Denn jemand, der in Zürich Lust auf ein saftiges Steak hat, wird sich doch nur ärgern, wenn er erfährt, dass er in Kalkutta das gleiche Stück für einen Zehntel des Preises haben kann. Deutschlan­d landet auf dem Grillfleis­chindex übrigens auf Platz 20. Leider leidet die ganze Studie an einem eklatanten Mangel: Die für Deutschlan­d so exorbitant wichtige Grillwurst taucht in der Statistik gar nicht auf. Darum kann uns der ganze Index herzlich egal – um nicht zu sagen wurscht – sein. (nyf)

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FOTO: DPA Wurst, aber ganz sicher nicht egal.

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