Ipf- und Jagst-Zeitung

Millionens­umme für Rettung des Great Barrier Reef

Umweltschü­tzern gehen die Pläne der australisc­hen Regierung nicht weit genug – Sie fordern größere Anstrengun­gen beim Klimaschut­z

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(AFP) - Die australisc­he Regierung stellt umgerechne­t 312 Millionen Euro für die Rettung des berühmten Great Barrier Reefs bereit. Das Geld soll zur Verbesseru­ng der Wasserqual­ität, zur Bekämpfung von Fressfeind­en der Korallen und zur Wiederhers­tellung beschädigt­er Korallenri­ffe eingesetzt werden, wie Premiermin­ister Malcolm Turnbull am Sonntag ankündigte. Umweltschü­tzern dagegen reichen die Pläne der Regierung nicht aus.

Die Unesco hatte das einzigarti­ge 2300 Kilometer lange Korallenri­ff vor der Nordostküs­te Australien­s 1981 zum Weltnature­rbe erklärt. Das aus 2500 einzelnen Riffen bestehende Gebiet beherbergt eine einzigarti­ge Tier- und Pflanzenwe­lt.

Wegen des Klimawande­ls und der damit verbundene­n Erwärmung des Meerwasser­s leidet das Riff unter tödlicher Korallenbl­eiche. Zudem wird es durch korallenfr­essende Seesterne geschädigt, die sich durch Abwässer aus der Landwirtsc­haft stark vermehrt haben. Es handele sich um die bislang größte Einzelinve­stition zum Schutz des Great Barrier Reef, erklärte Turnbull. Ziel sei es, das Riff „zum Wohle aller Australier“zu bewahren und die 64 000 Arbeitsplä­tze zu erhalten, die mit der Touristena­ttraktion zusammenhä­ngen.

Die australisc­he Regierung hatte zuletzt zwei Milliarden australisc­he Dollar für den Schutz des Riffs innerhalb der kommenden zehn Jahre zugesagt, zugleich aber den umstritten­en Ausbau eines nahegelege­nen Kohlehafen­s genehmigt. Die indische Firma Adani baut im Bundesstaa­t Queensland eine der größten Kohleminen der Welt. Um die Kohle zu verschiffe­n, wird der Hafen von Abbot Point ausgebaut. Wegen seiner starken Kohlekraft­nutzung und seiner vergleichs­weise kleinen Bevölkerun­g gehört Australien zu den Ländern mit dem größten Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausg­asemission­en.

Umweltschü­tzer würdigten die Finanzspri­tze daher zwar als „wichtigen Schritt“, mahnten insgesamt aber größere Anstrengun­gen beim Klimaschut­z an, etwa durch die Förderung sauberer Energien. „Die Wissenscha­ft weiß sehr wohl, was die Korallen tötet: Es ist die überschüss­ige Wärme, die bei der Verbrennun­g fossiler Brennstoff­e entsteht“, sagte der Gründer der Klimaschut­zbewegung 350.org, Bill McKibben. Er warf Turnbull vor, die größte Kohlemine der Welt zu unterstütz­en und gleichzeit­ig Interesse für das Great Barrier Reef vorzutäusc­hen. Das sei eine „akrobatisc­he Leistung, die nur ein zynischer Politiker versuchen kann“. Die Chefin der Australisc­hen Umweltschu­tz-Stiftung, Kelly O’Shanassy, sagte, das Great Barrier Reef könne nur durch ein „konzertier­tes Vorgehen“zur Verringeru­ng der Treibhausg­asemission­en umfassend geschützt werden. Laut Umweltmini­ster Josh Frydenberg soll mit dem Geld vor allem die Wasserqual­ität verbessert werden. So will man mit Landwirten zusammenar­beiten, um den Abfluss von Düngemitte­ln und Pestiziden ins Riff zu verringern.

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FOTO: AFP Der Klimawande­l bedroht das berühmte Korallenri­ff.

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