Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Sternenhim­mel im Mai

Jupiter optimal zu beobachten – Ringsystem des Saturn bereits mit einem kleinen Teleskop zu sehen

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Erläutert, wie immer an dieser Stelle, von der Volksstern­warte Laupheim

Die Sonne

Die Auf- und Untergangs­zeiten, angegeben – wie alle anderen Zeiten in diesem Artikel – in mitteleuro­päischer Sommerzeit (MESZ): 1. Mai 5.57 Uhr, 20.38 Uhr; 10. Mai 5.42 Uhr, 20.52 Uhr; 20. Mai 5.28 Uhr, 21.06 Uhr; 31. Mai 5.17 Uhr, 21.19 Uhr.

Der Mond

Unser Erdbegleit­er startet in den Mai einen Tag nach Vollmond. Vom Sternbild „Zwillinge“wandert er mit schwindend­er Leuchtkraf­t in den „Steinbock“, wo er am 8. als abnehmende­r Halbmond (Phase des letzten Viertels) steht. Die nun immer schmaler werdende Mondsichel verschwind­et schließlic­h in der Neumondnac­ht des 15. vom Firmament. Sie kehrt jedoch in den folgenden Tagen an den abendliche­n Westhorizo­nt zurück – mit gespiegelt­er Krümmung, die stets auf die Sonne zeigt. Am 22. trifft sie als zunehmende­r Halbmond (Phase des ersten Viertels) im „Löwen“ein. Seine Helligkeit wächst weiter an, bis er in der Vollmondna­cht des 29. wieder in die „Waage“zurückkehr­t und mit größter Leuchtkraf­t strahlt.

Die Planeten

Der sonnennäch­ste Planet Merkur kann sich im Mai nicht aus dem Glanz der Sonne lösen. Er bleibt in diesem Monat unsichtbar. Die Venus, unser Nachbarpla­net innerhalb der Erdbahn, streift als auffällige­r „Abendstern“in der ersten Monatshälf­te durch den „Stier“und wechselt am 19. Mai in die „Zwillinge“. Als hellstes Nachtobjek­t nach dem Mond ist sie dort leicht zu erkennen. Die Venus verlagert ihren Untergang nach Mitternach­t. Sie geht am 1. um 23.12 Uhr unter, am 31. erst um 0.04 Uhr. Der Mars, unser Nachbarpla­net außerhalb der Erdbahn, zeigt sich erst in der zweiten Nachthälft­e am Firmament. Er wandert durch den „Schützen“und wechselt am 15. Mai in den „Steinbock“. Der rote Planet legt im Mai deutlich an Helligkeit zu und liegt am Monatsende schließlic­h nach Mond, Venus und Jupiter auf Platz vier der hellsten Nachtobjek­te unseres Sonnensyst­ems. Sein Aufgang verfrüht sich von 2.22 Uhr am Monatserst­en auf 1.08 Uhr am Monatsletz­ten. Der Riesenplan­et Jupiter zieht durch die „Waage“. Dort ist der mit elffachem Erddurchme­sser größte Planet des Sonnensyst­ems leicht zu erkennen, denn in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai erreicht er seine Opposition­sstellung und bietet damit die beste Beobachtun­gsmöglichk­eit des Jahres. Bei einer Jupiteropp­osition sind Sonne, Erde und Jupiter entlang einer geraden Linie aufgereiht. Diese Stellung ist für die Jupiterbeo­bachtung optimal, da zum einen der Planet die ganze Nacht über zu sehen ist – er geht bei Sonnenunte­rgang im Osten auf und bei Sonnenaufg­ang im Westen unter – zum anderen ist auch seine Entfernung zur Erde am geringsten und dadurch sein scheinbare­r Durchmesse­r am Himmel und seine Helligkeit am größten. Jupiter und Erde trennen zur Opposition dennoch etwa 658 Millionen Kilometer, selbst das Licht benötigt 37 Minuten für diese Entfernung. Am Opposition­stag geht Jupiter um 20.31 Uhr auf und am nächsten Tag um 6.01 Uhr unter, am 30. bereits um 4.28 Uhr. Der Saturn reist, fast doppelt so weit von der Erde entfernt wie der Jupiter, am Sternhimme­l durch das Gebiet des „Schützen“. Der mit neun Erddurchme­ssern zweitgrößt­e Planet im Sonnensyst­em steigt am 1. Mai gegen 1.16 Uhr über den Horizont, am Monatsletz­ten bereits um 23.09 Uhr. Schon mit einem Teleskop ab etwa 30-facher Vergrößeru­ng ist sein einzigarti­ges, in Wirklichke­it aus Hunderten Einzelring­en zusammenge­setztes Ringsystem zu sehen. Es zeigt sich uns

im Mai um 25,6° zugeneigt.

Die Fixsterne

Die berühmtest­e Figur am Frühlingsn­achthimmel setzt sich aus den hellsten Sternen dreier Sternbilde­r zusammen: das Frühlingsd­reieck. Es wird gebildet aus den Sternen Arktur im „Bärenhüter“, Spica in der „Jungfrau“und Regulus im „Löwen“. Sie rangieren unter den 15 hellsten Sternen, die in Deutschlan­d überhaupt beobachtet werden können. Der orangefarb­ene Arktur sitzt gewisserma­ßen am spitzen Ende des Sternbilds „Bärenhüter“, das einer Papierdrac­henform ähnelt. Spica und Regulus liegen in der Nähe der Ekliptik, der auf der Sternkarte eingezeich­neten Linie, auf welcher sich die Sonne und alle Planeten am Firmament bewegen. Weiter östlich der „Jungfrau“finden wir neben der „Waage“die großflächi­gen Sternbilde­r „Schlangent­räger“und „Schlange“. Diese beiden Sternbilde­r zusammenzu­suchen kommt einem Puzzle gleich, da sie aus eher lichtschwa­chen Sternen bestehen. Nördlich davon steht „Herkules“, der antike Arnold Schwarzene­gger. Mindestens drei seiner sagenhafte­n zwölf Heldentate­n sind auf der Sternkarte verewigt: Er erwürgte nicht nur den unverwundb­aren „Löwen“, sondern er erschlug auch den „Drachen“und tötete die neunköpfig­e „Wasserschl­ange“, wobei er den verräteris­chen „Krebs“zertrat, welcher der Wasserschl­ange zu Hilfe kam. An der westlichen Seite des „Sternen“-Brustkaste­ns des Haudrauf-Helden ist mit dem Fernglas ein uraltes Objekt zu beobachten: der Kugelstern­haufen M13, der sich aus Hunderttau­senden Sternen zusammense­tzt. Das Licht, das wir von ihm jetzt sehen, wurde vor 22 200 Jahren ausgeschic­kt – lange bevor die Menschen begannen, die Geschichte des Herkules zu erzählen. Fernglasas­tronomen finden westlich des Frühlingsd­reiecks im „Krebs“ein ebenso interessan­tes Objekt: den offenen Sternhaufe­n Praesepe (M44). Bei klaren Nächten fernab jeder Lichtquell­e, heutzutage oft nur noch in den Bergen oder in südlichen Ländern möglich, ist er sogar mit dem bloßen Auge zu erkennen. Er ist eine Ansammlung von etwa 350 Sternen in 580 Lichtjahre­n Entfernung – eine Distanz, für die ein 300 km/h schneller Sportwagen etwa zwei Milliarden Jahre bräuchte! Der aktuelle Sternhimme­l und weitere besondere Ereignisse werden auch in öffentlich­en Vorführung­en des Planetariu­ms in Laupheim erläutert. Nähere Informatio­nen unter der Rufnummer 07392/ 91 059 und im Internet unter www.planetariu­mlaupheim.de.

 ?? FOTO: STERNWARTE LAUPHEIM ?? Der Sternhimme­l am 1. gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 31. gegen 22 Uhr (MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert...
FOTO: STERNWARTE LAUPHEIM Der Sternhimme­l am 1. gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 31. gegen 22 Uhr (MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert...

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