Böhmischer Wind zieht durch Röhlingen
Ottos Böhmische Blasmusik feiert 25-Jähriges – 700 Gäste in der Sechtahalle
(afi) Schafft man es heutzutage eine Halle mit Blasmusik zu füllen? Ja, Ottos Böhmische Blasmusik hat bei ihrem 25. Geburtstag gezeigt, wie das geht. Rund 700 Freunde der böhmischen Blasmusik haben die Röhlinger Sechtahalle am Samstagabend förmlich gestürmt. Und sie erlebten einen Böhmischen Traum.
„Wir sind überwältigt von euch allen“, sagten sichtlich gerührt Alfred Landkammer und Alois Brenner, beide Gründungsmitglieder der Formation „Ottos Böhmische Blasmusik“. „Mit so vielen Freunden haben wir nie gerechnet.“Und was passe da besser als das Eröffnungsstück „Grüß Gott Ihr Freunde all'“.
Wer war eigentlich Otto Gurko? Alfred Landkammer gab den Besuchern die Antwort: Gurko sei ein Vollblutmusiker gewesen, der praktisch jedes Instrument beherrscht habe. Er hatte 1993 die Kapelle Ottos Böhmische Blasmusik gegründet. „Otto war ein Freund von uns und wir haben ihm vor seinem Tod versprochen, die Böhmische Musik weiterleben zu lassen“, sagen die Musiker. Und man spürt es ihnen an, dass dies eine Herzensangelegenheit ist. Ein Dank galt am Jubiläumsabend Eva Gurko, der Witwe, die mit den meist noch handgeschriebenen Noten von Ladislav Kubeš und von Otto Gurko einen Schatz weitergegeben hat.
„Ellwangen Polka“erinnert an Besuch an der Jagst
Und was das für ein Schatz ist, das erlebten die rund 700 Besucher am Samstagabend hautnah. Nichts Gekünsteltes, keine unnötigen Showeffekte, sondern böhmische Blasmusik vom Feinsten. Fein intonierte Bläsersätze, butterweiche Tenorhorneinsätze und ein ebenso weicher Bass, gepaart mit dem hellen aber nicht aufdringlichen Klang der Trompeten, Flügelhörner und Klarinetten. Alles war voll böhmischer Harmonie. Egal ob die „Slavonicka Polka“, „Tief drin im Böhmerwald“, die „Johanna Polka“, die „Lottchen Polka“und natürlich die „Ellwangen Polka“, die der südböhmische Komponist Ladislav Kubeš 1969 nach einem Besuch bei den Ellwanger Heimattagen als Dank für die Gastfreundschaft komponiert hatte. „Liebling, ich hab' Dich tanzen gesehen“leitete perfekt über zum nächsten Programmpunkt.
Die Sing- und Spielschar der Böhmerwäldler Ellwangen mit ihren sudetendeutschen Tänzen zeigten Heimatliebe. Da wurde die Sternpolka genauso gezeigt, wie der Jägerneuner, die Natangerpolka oder der Böhmerwaldländler. Am Akkordeon begleiteten Gerhard Schäfer, Stefanie Januschko und Rainer Grill. Das Gesangsduo „Burgl und Hardl“(Notburga und Leonhard Schmidt aus Neunheim) wünschte „Alles Gute und Schöne“zum Geburtstag, ließ das Zuchthäuslerlied oder das Wildererlied erklingen und hatte einige Gstanzln auf Lager, die viele Lacher auf ihrer Seite hatten.
Die Musiker verstanden es, die Stimmung in der Sechtahalle ständig zu steigern. Auch wenn sie manchmal fremd gingen, musikalisch natürlich, und zum Beispiel Peter Schad auf den Notenständer legten: „Dem Land Tirol die Treue“oder dem Wunsch eines elfjährigen Buben aus der Halle, die „Vogelwiese“. Aber es war egal, die Musikanten waren mit soviel Herzblut bei der Sache, dass alles wie aus einem Guss klang.
Und seien wir ehrlich: Was könnte besser zum Abend passen als Peter Schads „Jubiläumspolka“? Das Stück der Scherzachtaler, „Böhmischer Traum“, brachte es auf den Punkt, und die Zuhörer ließen die Musiker erst nach Mitternacht und mehreren Zugaben von der Bühne. Moderiert wurde der Abend von Alois Brenner, dem Mann fürs Grobe, wie er selber humorvoll sagte. Die Gruppe „Brandjoggala“der Röhlinger Sechtanarren bewirteten die vielen Gäste aufs Beste.