Ausstieg aus dem Alltag
„Theater trifft...“zur Premiere des Aalener Bürgerchors
- Theater simuliert den Ernstfall. Bürgertheater ist ein Ausstieg aus dem Alltag. Das sagte Marc Grandmontagne, der Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereins. Eine Stunde vor der Premiere von „Wir sind die nebelfreie Stadt“war er zu Gast bei „Theater trifft...“. Dabei war auch Dagrun Hintze – sie schrieb den Text für diese Liebeserklärung an Aalen.
Es ging um einen ganzen Themenkomplex, nicht nur, aber auch um das Bürgertheater. Intendant Tonio Kleinknecht (Theater der Stadt Aalen) moderierte. Grandmontagne brachte eine grundsätzliche Kritik mit: Die Kulturpolitik erlebe seit 20 Jahren eine schwere Zeit, viele Städte sehen Kultur oft als reine Freiwilligkeitsleistung, die „immer wieder begründet werden muss“, zumal in „ärmeren Städten wie Aalen“. Sie sei ein „ungeliebtes Feld“, die „Politik hat die Kultur sehr lange vernachlässigt.“
Dagrun Hintze hat Aalener Bürgerinnen interviewt, daraus wurde der Text für die „Nebelfreie Stadt“. Sie sieht sich als Verfechterin des Bürgertheaters, einer noch relativ jungen Form des Theaters. Auch, weil hier die Bevölkerung in Kontakt kommen kann, „man begegnet Menschen, denen man sonst nie begegnet wäre.“Für Grandmontagne ist deshalb das Bürgertheater ein Beitrag zur Gesellschaft, „es geht nicht ums Privatvergnügen.“Theater simuliere den Ernstfall, Bürgertheater sei ein „Ausstieg aus dem Alltag.“
Das Wort Partizipation ist für Hintze zwiespältig. Bei jedem Bauprojekt wollten alle partizipieren, in der Gesellschaft werde Partizipation aber oft nur vorgegaukelt. Tatsächlich seien die Möglichkeiten der Beteiligung in dieser Gesellschaft stark eingeschränkt, das sei sogar eine Gefahr für die Demokratie. Bürgertheater seien da – sinngemäß – ein Schritt in die richtige Richtung. Damit könnten Bürger Probleme, Konflikte oder andere Fragen öffentlich machen.