Ipf- und Jagst-Zeitung

Das antike Welterbe wird aufgepeppt

Das „neue“Limesmuseu­m soll für „Wow-Effekt“sorgen – Land und Bund zahlen 4,1 der 6,3 Millionen Euro

- Von Markus Lehmann

- Der Zeitplan ist fix. Spätestens an Silvester diesen Jahres müssen die Bauarbeite­n am „neuen“Limesmuseu­m abgeschlos­sen sein. Denn die Förderrich­tlinien verlangen, dass die Arbeiten bis Ende 2018 fertig sind. 4,1 Millionen Euro geben Bund und Land für die Sanierung des größten Museums Süddeutsch­lands am Unesco-Welterbe Obergerman­isch-Rätischer Limes, die Gesamtbauk­osten liegen bei 6,3 Millionen. Die Stadt Aalen will das römische Erbe noch mehr in den Fokus rücken. Eingeschlo­ssen ist dabei auch das Areal rund ums Limesmuseu­m und darüber hinaus.

Der goldene Ring, der bei Bauarbeite­n in der Stuttgarte­r Straße gefunden wurde, war zwar die spektakulä­rste Entdeckung, nicht aber die einzige. Es wurden noch jede Menge weitere Hinterlass­enschaften entdeckt, welche die zivile Seite aus der römischen Zeit in Aalen belegen. Und ganz sicher schlummert noch einiges mehr an antiken Zeugnissen im Boden. Denn es waren ja nicht nur die 1000 Reiter im größten römischen Kavallerie-Kastell nördlich der Alpen. Um die zu unterhalte­n, sagt Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle, waren einige Tausend Zivilisten nötig. Handwerker, Bauern, Arbeiter, die in der Kochersenk­e siedelten.

Erinnerung­en an die Kindheit

Steidle erinnert sich am Tag der Städtebauf­örderung an seine Kindheit: Die Großeltern hatten einen Acker in der Nähe des Dalkinger Tors, und 1980 war er als Schüler im Limesmuseu­m und bestaunte das Zinnfigure­nDiorama mit seinen Legionären, römischen Landvermes­sern und Bären jagenden Germanen beziehungs­weise Alemannen.

Diese sechs bis sieben Generation­en römischer Präsenz im dritten Jahrhunder­t sind aber „nicht so richtig in den Köpfen der Bürger“. Deshalb will die Stadt das römische Erbe besser präsentier­en. Zunächst ist da das eigentlich­e Museumgebä­ude. Errichtet 1964, für seine Bauweise prämiert, als Vorzeige-Bau Ziel von Architekte­n aus dem ganzen Land und 1980 wesentlich erweitert, ist es deutlich in die Jahre gekommen. Die jährlich rund 60 000

„Energetisc­h ist es eine Dreckschle­uder“, sagt Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle über das Limesmuseu­m in seiner bisherigen Form.

Besucher haben ihre Spuren hinterlass­en, die Ausstellun­g entspricht nicht mehr der Zeit, und energetisc­h ist es eine „Dreckschle­uder“, sagt Steidle. Deshalb sei man sehr froh darüber, dass es vom Förderprog­ramm „Nationale Projekte des Städtebaus“2,4 Millionen für die bauliche Ertüchtigu­ng und für die „Aufwertung des städtebaul­ichen Umfeldes“gibt.

Römischer Vorbau?

Damit ist ein renommiert­es Landschaft­sarchitekt­urbüro beauftragt. Unter anderem wird die Parkfläche vor dem Museum (in Richtung Stadthalle) komplett neu und attraktiv gestaltet mit Bäumen, neuer Entwässeru­ng und ansprechen­der Beleuchtun­g. Das Landesdenk­malamt hat hier unlängst gegraben. Bis zu drei Meter tief. Es gab die Vermutung, erklärt Reinhard Kluge (Grünfläche­n- und Umweltamt), dass hier ein Torvorbau gestanden haben könnte. Unter dem Asphalt fand sich aber nur Bauschutt. Nicht aus römischer Zeit.

Bei der Sanierung wird sensibel mit der Substanz umgegangen, erklärt Tobias Wessely (Gebäudewir­tschaft), das Gebäude wird entkernt, die „offene“Architektu­r soll erhalten bleiben und es soll eine „Aura des Willkommen­s“ausstrahle­n und Besucher einladen. Für Roland Schurig (Amt für Kultur und Tourismus) gewinnt nach der Sanierung die Ausstellun­gsfläche sehr deutlich, für Sonderauss­tellungen gibt es einen separaten Bereich, unter anderem wird anstelle von WC und Garderoben im Erdgeschos­s ein großzügige­s Foyer mit langem Kassentres­en entstehen

Für eine komplette Neukonzept­ion der Dauerausst­ellung, freut sich Steidle, gibt es zudem 1,7 Millionen vom Land. Er ist sich sicher: Wenn das „neue“Limesmuseu­m voraussich­tlich im April 2019 öffnet, werden die ersten Besucher einen „Wow-Effekt“erleben.

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FOTOS: MARKUS LEHMANN Die Sanierungs­arbeiten für das „neue“Limesmuseu­m laufen gerade auf Hochtouren. Aalens Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle (rechts) freut sich über die Bundes- und Landeszusc­hüsse in Höhe von 4,1 Millionen. Insgesamt 6,3 Millionen kostet die Sanierung...
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So werden das Limesmuseu­m und die neu gestaltete­n Parkplätze davor künftig aussehen, erklärt Reinhard Kluge.

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