Ipf- und Jagst-Zeitung

Haftbefehl gegen Fahrdienst­leiter

Zwei Tote in Aichach – Fahrdienst­leiter nach Haftbefehl unter Auflagen wieder frei

- Von Ulf Vogler

(AFP) - Ein Fahrdienst­leiter soll für den Frontalzus­ammenstoß zweier Züge im bayerische­n Aichach bei Augsburg mit zwei Toten und 14 Verletzten verantwort­lich sein. Gegen den 24-Jährigen wurde am Dienstag auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft Augsburg Haftbefehl erlassen, dieser wurde aber unter Auflagen außer Vollzug gesetzt. Die Ermittler werfen dem zur Unglücksze­it allein für die betroffene Strecke verantwort­lichen Mann unter anderem fahrlässig­e Tötung vor.

(dpa) - Zwei Jahre nach der Katastroph­e von Bad Aibling soll erneut ein Fahrdienst­leiter in Bayern ein schweres Zugunglück mit Toten verursacht haben. Nach der Kollision mit zwei Todesopfer­n bei Aichach hat die Polizei am Dienstag den 24 Jahre alten Mitarbeite­r der Deutschen Bahn (DB) vorübergeh­end festgenomm­en. Gegen den Mann wurde später vom Ermittlung­srichter in Augsburg zwar Haftbefehl erlassen, der Fahrdienst­leiter muss vorläufig allerdings nicht ins Gefängnis.

Der Haftbefehl wegen des dringenden Verdachts der fahrlässig­en Tötung, der fahrlässig­en Körperverl­etzung sowie der fahrlässig­en Gefährdung des Bahnverkeh­rs wurde außer Vollzug gesetzt. Aufgrund der gegen den 24-Jährigen erlassenen Auflagen gebe es keine unmittelba­re Fluchtgefa­hr, teilten Staatsanwa­ltschaft und das Polizeiprä­sidium in Augsburg mit.

Frontal auf Güterzug geprallt

Die Ermittler werfen dem Bahnmitarb­eiter vor, für das Unglück wenige Hundert Meter entfernt vom Bahnhof im schwäbisch­en Aichach verantwort­lich zu sein. Dort war am Montagaben­d gegen 21.15 Uhr eine mit etwa 30 Fahrgästen besetzte Regionalba­hn auf dem Weg von Augsburg nach Ingolstadt frontal auf einen stehenden Güterzug geprallt.

Warum beide Züge auf demselben Gleis unterwegs waren, ist im Detail noch unklar. Die Kripo schließt nach den bisherigen Ermittlung­en eine technische Panne aus und sieht auf jeden Fall menschlich­es Versagen des Fahrdienst­leiters als Ursache. Was der 24-Jährige konkret falsch gemacht hat, könne allerdings noch nicht gesagt werden, sagte Polizeispr­echer Markus Trieb. „Dafür ist es noch viel zu früh.“

Der 37 Jahre alte Zugführer des Personenzu­ges und eine 73 Jahre alte Passagieri­n starben bei dem Unglück. In dem Triebwagen der Regionalba­hn wurden bei dem Aufprall ein weiterer Fahrgast schwer verletzt. Zwei Passagiere erlitten mittelschw­ere und elf Fahrgäste leichte Verletzung­en. Der Lokführer aus dem Güterzug kam ohne äußerliche Verletzung­en davon.

Der Vorfall erinnert an das Zugunglück im oberbayeri­schen Bad Aibling vom Februar 2016. Damals waren zwei Züge der Bayerische­n Oberlandba­hn (BOB) frontal zusammenge­stoßen. Zwölf Menschen starben, 89 wurden verletzt. Der Fahrdienst­leiter hatte auf seinem Handy gespielt und Signale falsch gestellt. Er wurde wegen fahrlässig­er Tötung zu dreieinhal­b Jahren Haft verurteilt. Ob auch der 24-Jährige am Montag abgelenkt war und es deswegen zu dem Unfall in Aichach kam, war zunächst nicht geklärt. Die Kriminalpo­lizei hofft nun, dass sich die Fahrgäste, welche die Unfallstel­le ohne Blessuren verlassen hatten, melden. Die Zeugen könnten wichtige Hinweise für das Ermittlung­sverfahren geben.

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FOTO: AFP Nach dem tödlichen Zugunglück im bayerische­n Aichach untersuche­n Experten die Unfallstel­le.

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