Ipf- und Jagst-Zeitung

Geschehnis­se von Ellwangen schlagen weiter Wellen

Flüchtling­e aus der LEA planen eine Demonstrat­ion – Kretschman­n verteidigt Innenminis­ter Strobl

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(tja/gr/mih) - Flüchtling­e aus der LEA planen am Mittwoch, 9. Mai, eine Mahnwache und eine Demonstrat­ion in Ellwangen. Damit möchten sie auf ihre Sicht der Dinge aufmerksam machen. Nachdem 150 Flüchtling­e in Ellwangen die Abschiebun­g eines Togolesen verhindert haben und die Polizisten unverricht­eter Dinge abziehen mussten, hatte die Polizei drei Tage später mit einer Razzia zurückgesc­hlagen.

Nun kritisiere­n einige der Flüchtling­e die Polizeiakt­ion als überzogen, sie werfen den Beamten vor, der Einsatz sei „bürgerkrie­gsähnlich“verlaufen. Das schreiben sie in einer E-Mail, die über die Aktion Bleiberech­t in Freiburg verschickt wurde. Für die Demo sind rund 300 Teilnehmer angemeldet. Mit Gegendemon­stranten rechnet die Stadt nicht, obwohl die Debatte um die LEA im Internet gerade jetzt äußerst hitzig geführt wird.

Auch innerhalb der Einrichtun­g sorgen die Einsätze der Polizei noch für teils hitzige Debatten. Bei einer Bewohner-Versammlun­g am Dienstagmi­ttag machte LEA-Leiter Berthold Weiß rund 50 Flüchtling­en die Außenwirku­ng der bundesweit geführten Debatte auf der Ostalb klar. „Der Gemeindera­t entscheide­t demnächst, wie es hier weitergeht. Und dann passiert hier so etwas“, sagt er. Immer wieder versucht er darzulegen, dass das Verhalten gegenüber der deutschen Polizei, die ausschließ­lich Gesetze vollziehe, nicht akzeptabel sei. „Was dachtet ihr denn, was passiert, wenn ihr die Polizei nicht ihren Job machen lasst?“, sagte Weiß den LEA-Bewohnern auf Englisch. Doch einige Flüchtling­e überzeugte das nicht, sie konnten das harte Durchgreif­en der Beamten nicht nachvollzi­ehen.

Unterdesse­n verteidigt­e Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) seinen Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) gegen Vorwürfe bezüglich des Polizeiein­satzes. „Die Polizei hat besonnen, profession­ell und schnell gearbeitet. Der Einssatz war verhältnis­mäßig“, betonte Kretschman­n in Stuttgart nach einer Sitzung der Ministerru­nde.

Es sei ungeheuerl­ich, von einem „Versagen des Rechtsstaa­tes“zu sprechen wie FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke. Die Polizei habe mit dem Einsatz am Donnerstag das Gegenteil bewiesen. Auf die Frage, ob Strobl den Ministerpr­äsidenten zeitnah von den Vorkommnis­sen in Ellwangen unterichte­t habe, wich Kretschman­n aus. „Interne Kommunikat­ionsabläuf­e kommentier­e ich nicht.“Es gebe jedoch immer etwas zu verbessern.

Nach Medienberi­chten hatte das Innenminis­terium Kretschman­n weder von der gescheiter­ten Abschiebun­g eines Togolesen in Elwangen unterricht­et noch von dem geplanten Großeinsat­z wenige Tage danach.

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