Ipf- und Jagst-Zeitung

Müller wirbt für engere Zusammenar­beit mit Maghreb-Staaten

Entwicklun­gsminister will europäisch­en Markt deutlich stärker für Produkte und Dienstleis­tungen aus Nordafrika öffnen

- Von Ulrich Mendelin

- Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) will die Volkswirts­chaften in Nordafrika enger an die EU binden. „Wir müssen den Maghreb in den europäisch­en Wirtschaft­sraum integriere­n“, forderte Müller am Dienstag auf der Mittelmeer-Wirtschaft­skonferenz der IHK Schwaben in der neuen Lindauer Inselhalle. Die südlichen Mittelmeer­Anrainer bräuchten „einen freien Marktzugan­g für Waren, einen freien Marktzugan­g für Dienstleis­tungen“. Und für Fachkräfte müsse der Weg nach Europa erleichter­t werden.

Tatsächlic­h ist die engere Zusammenar­beit mit Nordafrika Teil des schwarz-roten Koalitions­vertrags. In Müllers Ressort wurde der „Marshallpl­an für Afrika“entworfen, der Reformpart­nerschafte­n mit afrikanisc­hen Staaten vorsieht. Zu den ersten Partnern gehört Tunesien; Marokko und möglichst auch Ägypten sollen folgen. Mit vertiefter Zusammenar­beit sollen besondere Reformbemü­hungen dieser Staaten belohnt werden. Unabhängig davon spricht die EU mit den Nordafrika­nern über umfassende Freihandel­sabkommen. Da die auf sich warten lassen, fordert Müller in Lindau einen „vollen Marktzugan­g für Agrarprodu­kte aus Tunesien“in der EU.

In Tunesien ist die deutsche Wirtschaft schon heute stark vertreten. Dank dort ansässiger Zulieferer für die deutsche Autoindust­rie hat das Land sogar einen Überschuss von 180 Millionen Euro in den deutschtun­esischen Handelsbez­iehungen, berichtet Martin Henkelmann, Geschäftsf­ührer der Deutsch-Tunesische­n Industrie- und Handelskam­mer in Tunis. Auch in Marokko sind viele deutsche Firmen aktiv. Dieses Engagement müsse ausgebaut werden, drängt Minister Müller: „Ich bin überzeugt, dass dann ein wirtschaft­licher Sprung gelingen kann wie bei der Osterweite­rung der EU.“Damals habe man sich in Deutschlan­d ebenfalls Sorgen vor Heerschare­n von Arbeitsmig­ranten aus den östlichen EU-Ländern gemacht. „Heute sind diese Länder stabil, wirtschaft­lich tragfähig, und es gibt keine massenhaft­e Abwanderun­g.“

Die Zuwanderun­g eindämmen: Das ist ein zentraler Punkt in der Argumentat­ion des CSU-Politikers Müller – nicht nur mit Blick auf den Maghreb, sondern auf den ganzen Kontinent: „Hat die Jugend Afrikas nicht zu Hause die Chance auf einen Arbeitspla­tz, dann kommt sie zu uns.“

Streit um Haushaltsm­ittel für 2019

Mit diesem Argument wird Müller auch bei Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) noch einmal vorstellig werden. „Für 2018 hat der Bundesfina­nzminister den Haushalt gut ausgestatt­et“, sagt Müller. „Aber es kann nicht sein, dass der für 2019 schon wieder runtergefa­hren wird.“Genau das sehen Scholz’ Pläne, gemessen am Gesamthaus­halt, für das kommende Jahr aber vor.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) wirbt in Lindau für mehr Investitio­nen in Nordafrika.

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