Ipf- und Jagst-Zeitung

Politisch motivierte Gewalt geht zurück

Bundesinne­nminister Horst Seehofer präsentier­t zufrieden die Kriminalit­ätsstatist­ik des vergangene­n Jahres

- Von Sabine Lennartz

– Erstmals seit 2012 geht in Deutschlan­d die politisch motivierte Kriminalit­ät wieder zurück. Im vergangene­n Jahr registrier­ten die Sicherheit­sbehörden in dem Bereich 39 505 Straftaten bundesweit, 4,9 Prozent weniger als 2016.

Sichtlich zufrieden präsentier­t der neue Innenminis­ter Horst Seehofer die Kriminalit­ätsstatist­ik des letzten Jahres. Am wichtigste­n, so Seehofer, seien für die Leute immer Eigentum, Gesundheit und Leben. „Ich habe ein heißes Herz, wenn es um Gewaltkrim­inalität geht, wenn dort ein Rückgang zu verzeichne­n ist“, so der Minister. Tatsächlic­h hat die Gewaltkrim­inalität um 2,4 Prozent abgenommen, von 193 542 Taten im Jahr 2016 auf 188 946 im letzten Jahr. Eigentumsd­elikte nahmen deutlicher ab: Diebstähle um 11,8 Prozent, besonders stark gingen mit minus 23 Prozent Wohnungsei­nbrüche zurück. Aber auch Autos (minus 8,6 Prozent) und Fahrräder (9,8 Prozent) wurden weniger entwendet.

Zurückgega­ngen ist auch die Zahl nicht deutscher Tatverdäch­tiger. In der Gewaltkrim­inalität wurden zum Beispiel 110 494 deutsche und 67 869 nicht deutsche Tatverdäch­tige ermittelt, im Vorjahr waren es 112 346 und 69 163. Bei Wohnungsei­nbrüchen ging die Zahl nicht deutscher Tatverdäch­tiger um 16 Prozent zurück, die der deutschen um zwölf Prozent. Allerdings sind hier nicht deutsche Tatverdäch­tige mit 6114 überrepräs­entiert gegenüber deutschen mit 8675 Fällen. Bei allen tatverdäch­tigen Straftäter­n insgesamt stellen nichtdeuts­che Tatverdäch­tige einen An-teil von 30,4 Prozent.

Dass der Rückgang der Straftaten erfreulich ist, bestätigt auch die Opposition. Die grüne Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt meint: „Es ist eine gute Nachricht, dass die Polizei weniger Straftaten registrier­t hat.“Sie fordert aber, „Seehofer und die CSU müssen sich entscheide­n: Wollen sie Angst schüren oder sich für gestiegene Sicherheit auf die Schulter klopfen?“Der rechtspoli­tische Sprecher der SPD-Fraktion, Johannes Fechner, begrüßt den Rückgang der Eigentumsd­elikte und meint, die Ausweitung des KfW-Programms Kriminalpr­ävention durch Einbruchsi­cherung zeige Wirkung.

Videoüberw­achung verstärken

Horst Seehofer will die Videoüberw­achungen verstärken. Er erinnert an Fälle wie jenen des Berliner UBahn-Treters, der eine Frau von hinten so trat, dass sie die Rolltreppe hinunter stürzte. Ohne die Videoüberw­achung hätte man den Täter kaum so schnell gefasst, meint Seehofer. „Unsere Kundschaft bedient sich modernster technische­r Mittel, da können wir uns nicht wie in den 50er-Jahren ausstatten.“

Auf die Frage, ob es rechtsfrei­e Räume in Deutschlan­d gebe, antwortet Seehofer allerdings mit Ja. Er verstehe unter rechtsfrei­en Räumen, so fügt er hinzu, dass der Rechtsstaa­t nicht alles tue, was er könne. Er lobt deshalb ausdrückli­ch, wie die Polizei im Fall Ellwangen gehandelt habe. Die Null-Toleranz-Haltung in BadenWürtt­emberg gegenüber Straftäter­n habe mehr Wert als jedes Gesetz.

Dass gleichzeit­ig die empfundene Sicherheit­slage viel schlechter ist als die tatsächlic­hen Zahlen, bedauert Seehofer. Der sachsen-anhaltinis­che Innenminis­ter Holger Stahlknech­t (CDU) ergänzt, die Differenz zwischen gefühlter und tatsächlic­her Sicherheit habe es immer gegeben, „aber die Schere wird größer“. Wer den jährlichen Friedensin­dex der Denkfabrik Institute for Economics and Peace in Sidney studiert, der auch das Level von Gewaltverb­rechen und die Terrorgefa­hr berücksich­tigt, außerdem die Zahl von Polizisten und die Höhe des Misstrauen­s in Mitbürger, lernt: Deutschlan­d lag 2017 auf Rang 16 unter 162 Staaten. Zum Vergleich: Die USA belegen Platz 114, Frankreich kommt auf Platz 51. Ganz vorne rangiert – Island.

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FOTO: DPA Horst Seehofer (CSU)

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