Ipf- und Jagst-Zeitung

Wieder getrickst

Weitere Abgasmanip­ulation bei Audi entdeckt – Ausliefers­topp der Modelle A6 und A7

- Von Roland Losch und Andreas Hoenig

(dpa) Einen Tag vor der Audi-Hauptversa­mmlung ist der Autobauer mit einem weiteren Verdacht auf AbgasTrick­sereien erneut in die Kritik geraten. Audi stoppte die Auslieferu­ng der vor allem als Dienstwage­n beliebten Modelle A6 und A7 mit 271-PS-Dieselmoto­r. Das Kraftfahrt­bundesamt leitete eine Anhörung ein, wie ein Sprecher am Dienstag in Flensburg sagte. Zuvor hatte der „Spiegel“über den jüngsten Manipulati­onsverdach­t berichtet.

Audi-Vorstandsc­hef Rupert Stadler sagte, der Verdachtsf­all sei vergangene Woche bei internen Prüfungen entdeckt und dem KBA gemeldet worden. Dabei gehe es um den seit 2014 in rund 60 000 Fahrzeuge vom Typ A6 und A7 eingebaute­n Sechszylin­der-Diesel mit 271 PS. Beide Modelle werden gerade von Nachfolgem­odellen abgelöst.

Laut „Spiegel“wurden die Fahrzeuge zwar mit einem SCR-Katalysato­r zur Beseitigun­g der Stickoxide ausgerüste­t. Aber damit die Autofahrer den Harnstoff nicht selbst nachfüllen müssten, habe Audi die Einspritzu­ng des Harnstoffs zur Reinigung gedrosselt, und das Auto habe zu viel Stickoxid in die Luft geblasen.

Amtliche Anhörung

Stadler sagte, Audi untersuche weiterhin systematis­ch alle Motoren. Er hatte schon im März angekündig­t, dass mit weiteren Rückrufen zu rechnen sei: Für 200 000 Fahrzeuge stünden noch Prüfungen oder Bescheide aus. Für die Folgen des im Herbst 2015 aufgedeckt­en Dieselskan­dals musste Audi bereits 2,25 Milliarden Euro zurückstel­len. Das KBA hat bereits für 156 000 Audis Rückrufe angeordnet.

Im jüngsten Fall sind laut KBA in Deutschlan­d rund 33 000, weltweit 60 000 Autos betroffen. Der Autobauer muss in der amtlichen Anhörung nun seine Sicht der Dinge darlegen. Bestätigt sich der Einbau einer unzulässig­en Abschaltei­nrichtung, drohen weitere Rückrufe.

Der stellvertr­etende Vorsitzend­e der SPD-Bundestags­fraktion Sören Bartol sagte: „Die Bosse der Automobilh­ersteller spielen mit ihrem guten Ruf, wenn sie seit Jahren immer nur scheibchen­weise zugeben, wo sie noch manipulier­t haben. So langsam bin ich es leid.“Es sollten nun alle Hersteller „reinen Tisch“machen und „sich endlich bei der technische­n Nachrüstun­g von Euro-5- und Euro-6Fahrzeuge­n bewegen, damit Fahrverbot­e verhindert werden können“. Solche umfangreic­hen Nachrüstun­gen sind in der großen Koalition umstritten.

Greenpeace-Verkehrsex­perte Tobias Austrup sagte: „Unverhohle­n betrügt die Autoindust­rie auch mit modernsten Dieselmode­llen weiter, sie tut es nur raffiniert­er.“Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) könne die Hoffnung begraben, dass allein durch den Verkauf neuer Diesel die Luft in den Städten sauber werde. Der Geschäftsf­ührer der Deutschen Umwelthilf­e (DUH), Jürgen Resch, prophezeit­e: „Es wird noch viel mehr nachkommen, auch bei anderen Autoherste­llern.“

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FOTO: DPA Audimodell­e der Reihen A6 und A7 mit dem Sechszylin­der-Dieselmoto­r mit 271 PS sollen eine illegale Software zur Manipulati­on von Abgaswerte­n haben.

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