Ipf- und Jagst-Zeitung

Rettung für Görlitz

Siemens lenkt im Streit um sächsische­s Werk ein

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(AFP) - Nach monatelang­em Streit um die Standortsc­hließung in Görlitz hat Siemens eingelenkt: Das Werk in Sachsen bleibt erhalten – den Standort in Offenbach will der Konzern hingegen schließen. Siemens und die Gewerkscha­ft IG Metall einigten sich auf einen grundsätzl­ichen Rahmen für den Umbau der kriselnden Kraftwerks­parte, wie beide Seiten am Dienstag mitteilten. Das Unternehme­n hatte im November angekündig­t, in der Sparte 3300 Stellen zu streichen – weltweit knapp 7000 Stellen – und mehrere Standorte zu schließen. Die Sparte, in der vor allem Gasturbine­n gefertigt werden, beschäftig­t etwa 46 800 Menschen und trägt 18 Prozent zum Umsatz des Unternehme­ns bei.

Die IG Metall hatte sich mit Unterstütz­ung aus der Politik heftig gegen die Sparpläne zur Wehr gesetzt und das Unternehme­n an seine soziale Verantwort­ung erinnert. Der sächsische Wirtschaft­sminister Martin Dulig (SPD) begrüßte die positiven Nachrichte­n und kündigte an, dass die Regierung die Belegschaf­t weiterhin unterstütz­en wolle.

Ein Siemens-Sprecher betonte, der Konzern wolle nach wie vor weltweit Arbeitsplä­tze in der genannten Größenordn­ung streichen. Auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n wolle der Konzern nur als allerletzt­es Mittel zurückgrei­fen.

Zu den einzelnen Werken nannte Siemens erste Pläne. Der Standort Görlitz werde demnach zur „weltweiten Zentrale für das Industried­ampfturbin­engeschäft ausgebaut“. Allerdings seien hier „Restruktur­ierungsmaß­nahmen erforderli­ch“. In Berlin, Duisburg, Erfurt und Mülheim sind nach Angaben von Siemens Umbaumaßna­hmen „zwingend nötig, um die Kosten auf ein wettbewerb­sfähiges Niveau senken zu können“.

Für den Standort Leipzig prüft Siemens demnach einen Verkauf. Das Lösungsges­chäft (die Planung von Kraftwerke­n), das bislang in Offenbach und Erlangen betrieben wurde, soll in Erlangen gebündelt werden. „Der Standort Offenbach wird perspektiv­isch aufgegeben“, erklärte Siemens. Ein Teil der Mitarbeite­r solle jedoch weiter im RheinMain-Gebiet bleiben.

Wie Siemens weiter mitteilte, seien sich Management und Arbeitnehm­ervertrete­r darüber einig, dass bestimmte Märkte und Arbeitsplä­tze infolge des Strukturwa­ndels dauerhaft entfallen würden. „An anderer Stelle wird die Digitalisi­erung auch neue Arbeitsplä­tze schaffen.“

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FOTO: DPA Siemens-Mitarbeite­r protestier­en gegen die Schließung des Werkes in Görlitz – mit Erfolg.

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