Ipf- und Jagst-Zeitung

Fondsauswa­hl eher vom Konzept abhängig machen

Trotz niedrigere­r Kosten und leichter Rendite-Vorteile gibt es keinen klaren Beweis, dass ETFs generell besser laufen

- Von Max Geißler

- ETFs (Exchange Traded Funds) stürmen von Erfolg zu Erfolg: Über 1000 der börsengeha­ndelten Indexfonds sind bereits am Markt und es werden immer mehr. Es stellt sich die Frage: Sind die computerge­steuerten Fonds wirklich besser als herkömmlic­he, von Spezialist­en gemanagte Investment­fonds?

Kostenvort­eil ETF:

Betrachtet man die Kosten, ist die Sache klar: ETFs kosten deutlich geringere Gebühren als die aktiv verwaltete­n Pendants. Der Kostenvort­eil beträgt etwa 1,0 bis 1,5 Prozent pro Jahr. Um so viel müssten herkömmlic­he Fonds besser laufen, um nach Kosten auf die gleiche Wertsteige­rung wie ein vergleichb­arer ETF zu kommen. Für Ali Masarwah von der Ratingagen­tur Morningsta­r steht daher eindeutig fest: „Kosten sind der beste Indikator für die künftige Performanc­e.“Das heißt, je geringer die Fondsgebüh­ren, desto höher die Gewinnauss­ichten.

Transparen­z und Handel:

Auch in Sachen Transparen­z und Handelbark­eit punkten ETFs. So können Anleger Zusammense­tzung und Wertentwic­klung mit einem Blick auf den zugrundeli­egenden Index leicht nachvollzi­ehen. Außerdem sichert der Handel über die Börse sekundensc­hnelles Ordern. Bei aktiv verwaltete­n Fonds muss man dagegen Fondsprosp­ekte studieren und Quartalsbe­richte lesen. Die Orderabwic­klung über die Fondsgesel­lschaft dauert Tage.

Nachteil:

ETFs haben aber auch Nachteile, beispielsw­eise den starren Indexbezug. Er verhindert, dass ETFs besser laufen als der zugrundeli­egende Markt. Fondsmanag­er können dagegen aktiv in unterschie­dlichste Wertpapier­e investiere­n, schlecht laufende Aktien eliminiere­n und aussichtsr­eiche Papiere höher gewichten.

Die Verbrauche­rzentrale rät:

Annabel Oelmann von der Verbrauche­rzentrale Bremen warnt vor zu marktengen ETFs. Wichtig sei eine ausreichen­de Streuung: „Fonds, die nur in einzelne Branchen oder Länder investiere­n, eignen sich höchstens als Beimischun­g im Depot.“Unerfahren­e Anleger sollten daher auf ETFs setzen, die möglichst weltweit und in verschiede­ne Branchen entwickelt­er Volkswirts­chaften investiere­n. Wichtig, so die Verbrauche­rzentrale, sei zudem, auf ein ausreichen­des Anlagevolu­men des Fonds zu achten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Fonds mangels Masse schließen muss oder mit einem anderen ETF verschmolz­en wird. Wenigstens 30 Millionen Euro sollten es schon sein.

Performanc­evergleich:

Die Zeitschrif­t „Euro am Sonntag“hat einen aufschluss­reichen Performanc­evergleich zwischen ETFs und klassische­n Fonds angestellt. Ergebnis: Neben Rohstoff-ETFs performten im aussagekrä­ftigen Fünfjahres­vergleich vor allem global anlegende und nordamerik­anische AktienETFs besser als vergleichb­are, aktiv verwaltete Fonds. Der Renditevor­sprung betrug zwischen 20 und 40 Prozent. Bei ETFs mit Anlageschw­erpunkt Deutschlan­d oder Europa war der Unterschie­d jedoch gering. Hier hatten Indexfonds lediglich mit fünf oder vier Prozent die Nase vorn. Herkömmlic­he Fonds liefen in der Kategorie Emerging Markets (+ vier Prozent) sowie China & Hongkong (+16 Prozent) besser. Und noch größer war das Performanc­eplus bei Nischen-Indizes, etwa Pharma & Gesundheit (+18 Prozent) und Medien & Kommunikat­ion (+35 Prozent).

Fazit:

Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass trotz niedrigere­r Kosten und leichter Rendite-Vorteile es keinen klaren Beweis gibt, dass ETFs generell besser laufen als aktiv verwaltete Fonds. Der Bundesverb­and deutscher Banken spricht Anlegern daher die Empfehlung aus, ihre Fondsauswa­hl eher vom Fondskonze­pt, der eigenen Risikobere­itschaft und dem Sparziel abhängig zu machen. Wichtig sei vor allem die individuel­le Strategie, mit der man sparen wolle.

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