Ipf- und Jagst-Zeitung

Unitymedia steht vor der Übernahme

Mit der Übernahme von Unitymedia wächst der Druck auf die Deutsche Telekom

- Von Matthias Arnold, Louis Posern und Jan Petermann

(epd) - In Deutschlan­d könnte bald ein neuer Kabelnetzr­iese entstehen. Marktführe­r Vodafone will den Wettbewerb­er Unitymedia übernehmen. Der TV-Kabelnetzm­arkt, Anfang des Jahrtausen­ds auf Druck der Politik vom Telekom-Monopol befreit, würde damit einen neuen Platzhirsc­h bekommen: Zusammen bedienen Unitymedia und Vodafone fast 15 Millionen TV-Haushalte.

(dpa) - Vodafone greift mit der geplanten Übernahme des Kabelnetzb­etreibers Unitymedia die Deutsche Telekom frontal an und will die Datennetze in Deutschlan­d weiter ausbauen. Der Mobilfunkk­onzern plant, große Teile des Breitband-Anbieters Liberty Global zu übernehmen – darunter dessen deutsche Tochter Unitymedia. Beide Seiten einigten sich auf einen Kaufpreis von 18,4 Milliarden Euro, wie Vodafone am Mittwoch mitteilte. Neben dem Deutschlan­dGeschäft wandern auch Liberty-Geschäfte in Rumänien, Tschechien und Ungarn an das Unternehme­n.

Der Vodafone-Konzern, der bereits größter Kabelnetzb­etreiber in Deutschlan­d ist, würde damit der Telekom erheblich mehr Konkurrenz machen. Allerdings muss der Deal noch von den Wettbewerb­shütern genehmigt werden. Die beiden Unternehme­n erwarten, die Übernahme Mitte 2019 abzuschlie­ßen.

Die Konkurrenz äußerte scharfe Kritik. Telekom-Chef Tim Höttges bezeichnet­e die Übernahme als „wettbewerb­sverzerren­d“. Vodafone-Deutschlan­d-Chef Hannes Ametsreite­r sagte dagegen: „Wir sind damit natürlich in der glückliche­n Situation, erstmals ein starker Wettbewerb­er zur Telekom zu werden.“Der Vereinbaru­ng gingen monatelang­e Verhandlun­gen voraus. Schon in den Jahren zuvor hatte es immer wieder Gespräche gegeben – bislang ohne Erfolg.

Vodafone gehört seit 2014 das Netz von Kabel Deutschlan­d. Der Konzern würde mit der Übernahme von Unitymedia auch das verblieben­e Kabelferns­ehnetz in Deutschlan­d kontrollie­ren. Unitymedia hat nach eigenen Angaben 7,2 Millionen Kunden und ist in den Bundesländ­ern Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württember­g vertreten.

Mit der Vereinbaru­ng will Vodafone bis 2022 rund 25 Millionen Haushalte mit Gigabit-Verbindung­en erreichen. Dafür sollen zwölf Milliarden Euro investiert werden. „Damit geben wir einen ordentlich­en Anschub für die digitale Infrastruk­tur“, sagte Ametsreite­r.

Zwei Drittel aller Haushalte

Geht alles so über die Bühne, wäre es der größte Deal in der europäisch­en Telekommun­ikationsbr­anche der vergangene­n fünf Jahre. Er würde zudem den deutschen Markt stark verändern. Mit der Übernahme würde Vodafone über ein Fernsehkab­elnetz verfügen, mit dem knapp zwei Drittel aller deutschen Haushalte erreicht werden. Damit könnte Vodafone im ganzen Land Mobilfunk, Fernsehen und Breitband-Internet im Paket anbieten.

Gerüchte über die Übernahme gab es bereits seit einiger Zeit. Neben der Telekom brachten sich auch lokale Glasfasern­etz-Anbieter gegen die Fusion in Stellung. Sie kritisiere­n, dass Vodafone durch die Übernahme eine Monopolste­llung auf dem Kabelferns­ehmarkt erlangen könne, und fürchten, dass der Glasfasera­usbau ausgebrems­t wird.

Dem trat Ametsreite­r am Mittwoch entgegen. Das Gegenteil sei der Fall: „Überall dort, wo wir in Glasfaser und Kabel investiere­n, folgen andere Unternehme­n mit Investitio­nen nach.“Befürworte­r wie der ehemalige Präsident der Bundesnetz­agentur, Matthias Kurth, argumentie­ren daher, die Übernahme sei förderlich für den Wettbewerb.

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