„Höchste Zeit, vom Öl wegzukommen“
- Iran ist einer der größten Erdölförderer. Die Wirtschaft des Landes ist stark abhängig von Ölexporten. Wie wirkt sich ein mögliches Aus des Iran-Atomdeals – verbunden mit neuen US-amerikanischen Sanktionen – auf den Ölmarkt weltweit aus? Wie stark werden deutsche Autofahrer das an der Zapfsäule merken? Andreas Herholz hat darüber mit Professor Claudia Kemfert, Energieökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), gesprochen.
Der Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit Iran treibt die Ölpreise nach oben. Wie stark wird der Anstieg werden?
Die Ölpreise sind ohnehin starken Schwankungen unterworfen. Vergangene geopolitische Unsicherheiten im arabischen Raum haben die Ölpreise stark ansteigen lassen. Ob dies wieder so eintritt, hängt einerseits von der geopolitischen Entwicklung in der Region selbst ab und andererseits von der Nervosität der Märkte.
Iran ist drittgrößter Erdöl-Exporteur. Was würde es für den Weltmarkt bedeuten, wenn er als Öllieferant weitgehend ausfallen würde?
Der Weltmarkt wird reagieren, insbesondere die Profiteure dieser Eskalation, insbesondere Öl exportierende Staaten. Es gibt durchaus ausreichend Öl auf den internationalen Märkten, andere Länder werden einspringen um die Ausfälle zu kompensieren. Insbesondere die OPEC-Staaten, allen voran Saudi Arabien, aber auch Russland oder die USA selbst, haben großes Interesse, die bisherigen Förderkürzungen auslaufen zu lassen und wieder mehr Öl zu verkaufen. Das erhöht die Einnahmen.
Wie sehr wird diese Entwicklung an deutschen Zapfsäulen zu spüren sein?
Wenn der Ölpreis weiter steigt, wird dies unmittelbar an den Zapfsäulen spürbar werden – aber nur für diejenigen, die Benzin oder Diesel tanken und somit abhängig sind vom Ölpreis. Autofahrer die Gas, Öko-Kraftstoff oder Strom „tanken“, sind fein raus.
Höchste Zeit, sich noch unabhängiger vom Erdöl zu machen?
Allerdings. Der beste Weg, sich von geopolitischen Unsicherheiten unabhängig zu machen, ist die konsequente Abkehr vom Öl durch verstärktes Energiesparen und die Nutzung von Alternativen bei der Gebäudeenergie und Mobilität. Ein Gutes hat der höhere Ölpreis: Die Energiewende wird wieder wichtiger und vor allem rentabler. Und: Die Energiewende macht immun gegen den fossilen Energie-Krieg. Sie ist das beste Friedensprojekt, das wir derzeit haben.