Tiefe Trauer und sprühende Leichtigkeit
Eröffnungskonzert des Schwäbischen Frühlings vereint beides
(gla) - Zum 23. Mal wird dieser Tage auf dem Klosterberg der Schwäbische Frühling besungen. Zum 16. Mal unter der Intendanz des Geigers Christian Altenburger, der durch seine Studentinnen und Studenten von der Musikuniversität und seine Musikerfreunde eine deutlich wienerische Note hineinbringt.
Christian Altenburger hielt sich diesmal mit Worten zurück, dafür ist der Konzertkalender bis Sonntag umso dichter für ihn, seine Meisterstudentin Konstanze Heinicke, seine Frau Lydia an der Bratsche, den Schweizer Cellisten Patrick Demenga, den Kontrabassisten Josef Gilgenreiner und die in Wien lebende Pianistin Jasminka Stancul. Sie bilden den Kern des Festivals, dazu kommen Streicher der „next generation“, Bläser für die großen Kammermusikwerke am Sonntag, und, für das besondere Programm im Bräuhaussaal, das Roland-Batik-Trio mit seinen Wanderungen zwischen Klassik und Jazz. Anspruch und Leichtigkeit verbinden sich bei diesem Festival, das Eröffnungskonzert am Mittwoch bot die besten Beispiele dafür.
Edward Elgar, später bekannt für sein Cellokonzert oder die EnigmaVariationen, fand erst spät Anerkennung. Seine Streicherserenade aus dem Jahr 1892 erinnert an entsprechende Werke von Dvorak und Tschaikowsky, ist charmant, voll Sehnsucht im langsamen Satz, mit blühenden Melodien, insgesamt aber etwas harmlos – so klang es auch.
Voll von Emotionen, tiefer Trauer und enorm verdichtet sind dagegen die „Metamorphosen“von Richard Strauss, im Original eine Studie für 23 Solostreicher und in der Bearbeitung des Cellisten Rudolf Leopold nochmals konzentrierter. Strauss hatte 1945 die zerbombten Städte und Opernhäuser von München und Dresden vor Augen, erinnerte sich an den Trauermarsch aus Beethovens „Eroica“und schuf ein für Musiker wie Zuhörer gleichermaßen anspruchsvolles Stück, bei dem man sich in die Endzeitstimmung, auch der musikalischen Harmonik, versenken konnte.
Die Gegenwelt dazu brachten Altenburger, Jasminka Stancul und die Streichergruppe nach der Pause dann mit Felix Mendelssohns Doppelkonzert. Felix, der Glückliche, der den alten Goethe erfreute, der auf einer Zeichnung wie ein Erzengel mit schulterlangen Locken aussieht und das Konzert als 13-Jähriger gemeinsam mit seinem jungen Geigenlehrer bei einer der berühmten Sonntagsmusiken im Hause Mendelssohn zur Uraufführung brachte: Er wurde lebendig in dieser sprühenden, perlenden Musik, den virtuosen Klavierpassagen, in Altenburgers innigem Geigenton im langsamen Satz, im gewitzten Zusammenspiel des Finales. Das Leichte und das Schwere – hier kamen sie wieder zusammen.