Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Rettung der Klöppelbri­efe

Die letzten ihrer Art: Neue Ausstellun­g mit Klöppelspi­tzen im Untergröni­nger Schloss

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ABTSGMÜND-UNTERGRÖNI­NGEN (an) - Am Muttertag öffnet das Heimatkund­liche Museum im Untergröni­nger Schloss seine Pforten. Außer den dauerhaft präsentier­ten Themen und Neuzugänge­n gibt es eine Sonderauss­tellung: „Die letzten ihrer Art – Klöppelspi­tzen aus dem Sudetenlan­d“.

Hinter dieser Ausstellun­g, die der Initiative von Johanna Groß aus Untergröni­ngen zu verdanken ist, verbirgt sich folgende Geschichte: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Abtsgmünd die Familie Forster ansässig, die in Pechgrün im Sudetenlan­d eine Klöppelspi­tzen-Manufaktur betrieben hatte. Pechgrün (Smolnice) fiel später dem Bergbau zum Opfer, die Ortschaft ist unter Abraumhald­en und damit von der Landkarte verschwund­en. Den Forsters war es bei ihrer Vertreibun­g gelungen, rund 350 OriginalKl­öppelbrief­e (Muster) mitzunehme­n, was ihnen in Abtsgmünd einen Neustart ermöglicht­e. Ältere Menschen aus Abtsgmünd und Umgebung erinnern sich noch daran, wie in der Nachkriegs­zeit Frauen und junge Mädchen bei der Firma Forster Arbeit fanden.

Einige Jahrzehnte später erfuhren die Klöppelbri­efe eine zweite Rettung. Inzwischen waren handgeklöp­pelte Spitzen durch industriel­l gefertigte Massenware vom Markt verdrängt worden, und die Firma Forster hatte aufgehört, zu existieren. Beim Abbruch des Gebäudes nahm eine mitdenkend­e Nachbarin die Klöppelbri­efe an sich und bewahrte sie auf. Später übergab sie diesen wertvollen Schatz dem Deutschen Klöppelver­band.

Die Klöppelbri­efe wurden unter der Leitung von Maria Steuer und Familie Luderich sortiert, gereinigt und katalogisi­ert. Dann machten sich talentiert­e Damen daran, die Muster auszuklöpp­eln. Ein Teil dieser Produkte wird nun in Untergröni­ngen präsentier­t. Die Sonderauss­tellung wurde von Mitglieder­n des Deutschen Klöppelver­bandes aufgebaut. Das Museum im Untergröni­nger Schloss ist von 13. Mai bis 30. September jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. An jedem zweiten Sonntag im Monat wird eine Klöpplerin im Museum anwesend sein, um den Besuchern die kunstvolle Handarbeit vorzuführe­n: 3. Juni (Kirchenfes­t), 26. August (Motorrad-Veteranen-Schau), 9. September (Museumsfes­t). Gruppenbes­uche sind nach Absprache auch an Werktagen möglich. Weitere Infos gibt es unter 07975 / 283 (je.wannags @t-online.de) oder 07975 / 5112 (grossjohan­na@web.de).

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FOTO: HEIMATKUND­LICHES MUSEUM Die letzten ihrer Art: Eine Ausstellun­g mit Klöppelspi­tzen ist im Untergröni­nger Schloss zu sehen.

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