Ipf- und Jagst-Zeitung

Mosambik: Rat steht hinter Partnersch­aft

Dennoch letzter Warnschuss der CDU für Rentschler – Ende Juli soll entschiede­n werden

- Von Eckard Scheiderer

- Drei Fraktionen – CDU, Grüne und FDI – haben am Donnerstag im Gemeindera­t Oberbürger­meister Thilo Rentschler in Sachen Freundscha­ftsvertrag mit der mosambikan­ischen Stadt Vilankulo noch einmal in unterschie­dlicher Intensität den Kopf gewaschen. Der hat sich für die Unterzeich­nung dieses Vertrags ohne vorheriges Gemeindera­tsmandat entschuldi­gt. Und unisono hat das Gremium signalisie­rt, dass es inhaltlich voll hinter einer freundscha­ftlich-partnersch­aftlichen Verbindung zwischen Aalen und Vilankulo und somit zu einem der ärmsten Länder der Welt stehe.

So hat die Aufarbeitu­ng der Reise einer Aalener Delegation nach Mosambik und der schon während dieser Reise in einem Gemeindera­tsausschus­s aufgekomme­nen Kritik daran am Donnerstag im Plenum des Rats ausgesehen. Wie berichtet, hatte sich die Kritik daran entzündet, dass Rentschler und sein Amtskolleg­e Abilio Machado in Vilankulo einen Freundscha­ftsvertrag unterschri­eben haben, ohne dass der Aalener OB dafür ein eindeutige­s Mandat vom Gemeindera­t hatte. Wenngleich der Vertrag ausdrückli­ch festhält, dass er erst nach Beschlussf­assung in den Kommunalpa­rlamenten der beiden Städte in Kraft treten werde.

„Kein Rat lässt sich das bieten“

Die CDU, so eröffnete Stadträtin Uschi Barth die Aussprache, habe mit keiner Silbe die anvisierte humanitäre Hilfe für Mosambik infrage gestellt. „Wir sind überzeugt, dass die beste Hilfe die ist, die man vor Ort leisten kann“, so Barth, die dann zum großen Aber ausholte. Dass der OB im Alleingang und ohne Zustimmung des Gemeindera­ts einen Freundscha­ftsvertrag unterzeich­net habe, widersprec­he der Gemeindeor­dnung und stelle den Gemeindera­t vor vollendete Tatsachen. Eine Vorgehensw­eise, die sich kein Gemeindera­t bieten lassen könne. Es wäre, so Barth weiter, vor der Reise genügend Zeit gewesen, dass der OB den Rat über seine „wahren Absichten“informiert hätte. So aber habe man davon ausgehen müssen, dass es sich um eine reine Informatio­nsreise handle und der Gemeindera­t danach die entspreche­nden Entscheidu­ngen treffe. Für alle entstanden­en Irritation­en, so Barth, sei Rentschler ganz alleine verantwort­lich. Ihn forderte sie schließlic­h auf, künftig die Gemeindeor­dnung zu beachten und den Rat nie mehr vor vollendete Tatsachen zu stellen. „Dann betrachten wir die Angelegenh­eit für erledigt.“Und die CDU werde ihren Beitrag zum Gelingen des Projekts Mosambik leisten.

OB: Bedeutung unterschät­zt

Er bedauere, so hob Thilo Rentschler schon an dieser Stelle zu einer Art Entschuldi­gung an, diese entstanden­en Irritation­en außerorden­tlich. Möglicherw­eise habe er die Bedeutung der Unterzeich­nung eines solchen Freundscha­ftsvertrag­s im Vorfeld unterschät­zt. „Dass sich da einiges zusammenbr­aut, habe ich auch über 8600 Kilometer Entfernung hinweg gemerkt“, so der OB.

„Die dringende Notwendigk­eit der Hilfe steht für uns außer Frage“, wollte auch Grünen-Fraktionsc­hef Michael Fleischer klar „zwischen Sache und Verfahren“unterschei­den. Vor der Reise und einer Vertragsun­terzeichnu­ng hätte Rentschler aber den Gemeindera­t „im ganz normalen Sitzungsga­ng“noch einmal mit der ganzen Thematik befassen müssen. Jetzt etwas rückgängig machen zu wollen, würde jenen Schaden anrichten, „den wir so nicht wollen“. Die aufgekomme­ne Kritik, so Fleischer weiter, sei keine Erbsenzähl­erei von Gemeindera­tsmitglied­ern, „die nur herumzicke­n“. Aber gerade weil die Sache für Aalen und Vilankulo auf lange Sicht so wichtig sei, wäre es richtig gewesen, sie intensiv und umfassend vorzuberei­ten, so Fleischer. Der nun vom OB eine solche Aufarbeitu­ng unter allen möglichen Aspekten bis zu einer endgültige­n Entscheidu­ng über eine mögliche Partnersch­aft erwartet.

Norbert Rehm, der Vorsitzend­e der Fraktion zur Durchsetzu­ng des Informatio­nsrechts (FDI), nannte Rentschler­s Vorgehen undemokrat­isch und rechtswidr­ig. Wenn Schaden entstanden sei, trage der OB die Verantwort­ung dafür. Der Gemeindera­t habe weder einen Freundscha­ftsvertrag beschlosse­n noch offiziell eine Delegation nach Mosambik entsandt.

„Ohne Ergebnis eine Spaßreise“

Die SPD-Fraktionsv­orsitzende Senta D’Onofrio bedauerte, dass die Diskussion der beiden vergangene­n Wochen die inhaltlich wichtige Sache beschädigt und negativ besetzt habe. Ohne Ergebnis in Form der Vertragsun­terzeichnu­ng würde man jetzt die Diskussion darüber haben, dass man Geld lediglich für eine pure Spaßreise nach Mosambik ausgegeben habe, mutmaßte sie. Thomas Rühl, Fraktionsc­hef der Freien Wähler, sagte, Rentschler habe handwerkli­che und inhaltlich­e Fehler gemacht, das Echo sei daher entspreche­nd laut und heftig gewesen. Sein „mea culpa“nehme man „mit Freude zur Kenntnis“, zumal über die Sinnhaftig­keit des ganzen Mosambik-Vorhabens bislang keine einzige negative Silbe zu hören gewesen sei.

Fraktionsv­orsitzende­r Roland Hamm (Die Linke/Pro Aalen) erklärte, nicht alle im Gemeindera­t wollten sich an der formalen Frage aufhängen. Afrika sei ein Kontinent der Zukunft, „und wir sind gut beraten, uns dieser Herausford­erung und dem Engagement zu stellen“.

Im weiteren Verlauf der fast zweieinhal­bstündigen Aussprache schilderte­n auch Mitglieder der Aalener Delegation ihre Eindrücke, unter ihnen der Mapal-Ausbildung­schef Uwe Heßler und der Vorsitzend­e des Aalener Städtepart­nerschafts­vereins, Stadtrat Hermann Schludi (SPD). Patriz Ilg (CDU) warf den Kritikern vor, der Delegation noch während der Reise das Vertrauen entzogen zu haben. Andrea Hatam (SPD) sagte: „Ich bin stolz auf unserte Stadt, dass wir das anpacken wollen.“

Auf mehrfache Anfrage erklärte OB Rentschler, 20 000 der rund 25 000 Euro an gesamten Reisekoste­n seien durch das Bundesmini­sterium für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g abgedeckt, so dass für die Stadt lediglich gut 5000 Euro verblieben. Bis zur JuliSitzun­gsrunde will die Verwaltung laut OB nun alle Daten, Fakten und offenen Fragen im Hinblick auf eine mögliche Partnersch­aft zwischen Aalen und Vilankulo umfassend aufarbeite­n. Nach den Beratungen in den Ausschüsse­n soll der Gemeindera­t dann in der letzten Sitzung vor der Sommerpaus­e Ende Juli abschließe­nd darüber entscheide­n.

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FOTO: THORSTEN VAAS Die Reise einer Aalener Delegation nach Mosambik hat am Donnerstag den Gemeindera­t beschäftig­t.

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