Ipf- und Jagst-Zeitung

Zukunft der Wohncontai­ner wieder offen

Aussage des Landrats, die Gemeinscha­ftsunterku­nft für Flüchtling­e in der Haller Straße aufzulösen, ist überholt

- Von Sylvia Möcklin

- Die Wohncontai­ner für Asylsuchen­de in der Haller Straße sollen noch in diesem Jahr aufgelöst werden: Das hat Landrat Klaus Pavel im April bei der Einwohnerv­ersammlung im Hariolf-Gymnasium gesagt, bei der es vor allem um die Zukunft der Landeserst­aufnahmest­elle (LEA) ging. Doch diese Aussage sei überholt, teilte das Landratsam­t in Aalen jetzt auf Anfrage mit. Begründung: „Die Entscheidu­ngsgrundla­ge hat sich geändert.“

Es sei inzwischen nicht mehr klar, „ob die Container stehen bleiben oder abgebaut werden“, erklärte Susanne Dietterle, die Pressespre­cherin des Landratsam­ts, auf Anfrage der Ipf- und Jagst-Zeitung. „Ob sie abgebaut werden und wenn, wann, steht noch nicht fest“, sagte sie. Die Kreisverwa­ltung sei mit der Stadt Ellwangen darüber im Gespräch. Einfluss auf die Entscheidu­ng werde haben, wie es mit der LEA weitergehe. Auch mit der Anschlussv­erwendung der Container habe die Entscheidu­ng zu tun. Dabei verwies Dietterle auf Baumaßnahm­en an einer „kreiseigen­en Liegenscha­ft“, gemeint war ein Schulzentr­um.

Vorläufige Unterbring­ung

Die Container hinter dem Postvertei­lzentrum an der Haller Straße stehen seit Anfang 2014, sie wurden also vor der LEA in Betrieb genommen. Sie dienen der vorläufige­n Unterbring­ung für maximal zwei Jahre von Flüchtling­en, die dem Ostalbkrei­s vom Regierungs­präsidium zugewiesen wurden. In jedem Wohnmodul mit 14 Quadratmet­ern können zwei Flüchtling­e wohnen, es gibt Gemeinscha­ftsküchen und Gemeinscha­ftswaschrä­ume, aber auch Aufenthalt­sräume. Die Ellwanger Anlage mit zwei Etagen bietet Platz für rund 50 Menschen. Derzeit leben dort rund 30 Asylsuchen­de.

Wie es an diesem Standort weitergeht, hängt von Faktoren ab, die sich gerade ändern. Einer davon sind die künftigen Flüchtling­szahlen, ein anderer der Fortbestan­d der LEA nach 2020. Ob der Gemeindera­t dafür oder dagegen stimmen wird, den Vertrag mit dem Land über den Betrieb der Erstaufnah­mestelle zu verlängern, ist offen – erst Recht seit dem Widerstand von Flüchtling­en gegen eine Abschiebun­g und dem folgenden Großeinsat­z der Polizei. Schließt die LEA, verliert der Ostalbkrei­s mit ihr sein LEA-Privileg, das ihn von der weiteren Zuteilung von Flüchtling­en durch das Land ausnimmt. Bislang hat der Kreis von diesem Privileg teilweise Gebrauch gemacht. Auf freiwillig­er Basis hat er in den Jahren 2015 bis 2017 1454 Flüchtling­e aufgenomme­n und in kreiseigen­en Gemeinscha­ftsunterkü­nften untergebra­cht, die es an vielen Standorten im Ostalbkrei­s gibt. Das geht aus einer Vorlage für den Kreisaussc­huss für Soziales und Gesundheit vom Mai dieses Jahres hervor.

Weiter geht aus der Vorlage hervor, dass die Flüchtling­szahlen seit 2016 zurückgehe­n. Die Landkreisv­erwaltung rechnet „derzeit mit circa 150 Flüchtling­en, die im Laufe des Jahres 2018 in Gemeinscha­ftsunterkü­nften des Landkreise­s neu aufgenomme­n werden“, so die Vorlage. 2016 waren es noch mehr als 600, 2017 noch rund 230.

Deshalb hat der Kreis die Zahl seiner Unterkünft­e im Jahr 2017 bereits von 72 auf 41 abgebaut. Weiter heißt es: „Auch im Jahr 2018 werden im Ostalbkrei­s weitere kleinere Unterkünft­e gekündigt beziehungs­weise Mietverträ­ge nicht verlängert.“

Ob der Landkreis seine Unterkünft­e wie geplant weiter abbauen wird, wenn die LEA nach 2020 schließen sollte und ihm mehr Flüchtling­e für die vorläufige Unterbring­ung zugewiesen werden könnten, ist offen. Eine Stellungna­hme der Stadt Ellwangen zum Standort an der Haller Straße war aus Urlaubsgrü­nden nicht zu erhalten. Interessan­t wäre sie. Aus der Ausschussv­orlage war auch dies zu entnehmen: „In vielen Fällen übernehmen die Flüchtling­e selbst den Wohnraum, oder die Städte und Gemeinden steigen in die Mietverträ­ge ein, um Wohnraum für die Anschlussu­nterbringu­ng sicherzust­ellen.“Denn so wie die Zahlen in der vorläufige­n Unterbring­ung beim Kreis sinken, so steigen sie derzeit in der nächsten Phase, der Anschlussu­nterbringu­ng, für die die Städte und Gemeinden zuständig sind.

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FOTO: MÖCKLIN Die Zukunft der Wohncontai­ner an der Haller Straße zur vorläufige­n Unterbring­ung von Flüchtling­en ist wieder offen.

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