Ipf- und Jagst-Zeitung

Marktplatz: Treffpunkt oder tote Hose?

- Von Beate Gralla

Im September 2015 ist der Marktplatz eingeweiht worden. Seither wird immer wieder diskutiert, ob der Platz mehr Leben, sprich Veranstalt­ungen vertragen könnte. Anderen ist das, was läuft, jetzt schon zu viel. 5,9 Millionen Euro hat sich die Stadt die Umgestaltu­ng kosten lassen, 1,3 Millionen Euro hat das Land dazu beigetrage­n. Waren früher die Bänke selbst an lauen Sommertage­n verwaist, spielen heute Kinder in den Wasserfont­änen, Jugendlich­e fläzen auf den roten Sofas, auf den Bänken machen Radtourist­en Pause, Flüchtling­e und Einheimisc­he treffen sich. Ein Schwerpunk­t bei Beschwerde­n ist der Marktplatz nicht geworden, sagt Harry Irtenkauf, Leiter des Ordnungsam­ts: „Wir haben hier schon noch heile Welt.“Und was ist bei Veranstalt­ungen? Harry Irtenkauf hat nachgezähl­t und kommt auf 17 bis 18 im Jahr. Darunter ist das Public Viewing alle zwei Jahre. Das dauert vier Wochen, zählt aber als eine Veranstalt­ung. Nicht dabei sind die Wochenmärk­te mittwochs und samstags. Auch bei Veranstalt­ungen halten sich die Beschwerde­n in Grenzen, sagt Irtenkauf. Nur bei der Weihnachts­hütte gab es vereinzelt Ärger. Insgesamt hat die Stadt keine negativen Erfahrunge­n gemacht. Damit das so bleibt, macht sie bei Veranstalt­ungen Auflagen in Sachen Sperrstund­e und Sicherheit. Und sie schaut, dass die Nachbarn nicht beeinträch­tigt werden. So ist sie mit den beiden Kirchen im ständigen Kontakt. Und für die Anwohner hat es zum Public Viewing eine Infoverans­taltung gegeben. Die Zeiten, dass auf dem Marktplatz Reamonn und die Kelly-Family gespielt haben, sind eh vorbei. Für große Konzerte ist der Platz zu klein. Zudem wurden die Auflagen für Veranstalt­er drastisch verschärft – eine Folge der Love Parade 2010, bei der mehrere Menschen starben. Konzerte könnte sich Irtenkauf auf dem Marktplatz aber durchaus vorstellen. Sie müssten zum Ambiente passen. Pop wäre ok, Heavy Metal nicht. Einer der Veranstalt­er, die den Marktplatz nutzen, ist Asma Gebreloel. Im Sommer sei der Platz toll, mit dem Brunnen und der Musik beim Samstagsma­rkt. Er hat für Belebung gesorgt. Mit dem Public Viewing bei FußballWel­tund Europameis­terschafte­n. Oder mit der Almhütte in der Vorweihnac­htszeit. 2017 hat er sie nicht aufgestell­t. „Ich hatte den Eindruck, der Gemeindera­t hat sie geduldet, aber nicht gewollt.“Zudem seien die Bedingunge­n verschärft worden. Wenn aber die Auflagen zu hoch würden, werde eine Veranstalt­ung unrentabel. Glück für die Freunde der Almhütte: In diesem Jahr kommt sie wieder. Die Stadt habe signalisie­rt, dass sie sie haben wolle. Asma Gebreloel will kein Bittstelle­r sein. Um den Konflikt zwischen Anwohnern und Veranstalt­ern zu lösen, fände er es sinnvoll, festzulege­n, was auf dem Marktplatz laufen kann und was nicht. Die Freiluftsa­ison dauert ja nur zwei, drei Monate im Jahr. Wie gehen andere Städte mit dem Konflikt Fest und Anwohner um? Roland Schurig, Leiter des Kulturamts in Aalen, setzt auf Entzerren, sprich in Feste auch ruhigere Elemente einzubauen, die sich mit Plätzen in der Innenstadt, an denen viele Menschen wohnen, besser vertragen. So ist das Weindorf an den Reichsstäd­ter Tagen entstanden. Außerdem wird darauf geachtet, dass Sperrzeite­n eingehalte­n werden. Es gehe immer um Versuch und Irrtum, sagt Schurig. Und um viele Gespräche: „Das zahlt sich aus.“Deshalb gebe es wenig Beschwerde­n. Und seit man den Anwohnern in der Innenstadt während der Reichsstäd­ter Tage ein Parkticket schenke, sei auch dieser Konflikt beseitigt.

„Wir haben hier heile Welt“

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Foto: gr Schöner Pause machen als auf dem Ellwanger Marktplazt­z geht fast gar nicht.
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