Auf dem Weg nach ganz rechts
Der verbitterte Mann gibt sich gerne bürgerlich. Dabei ist er an Niedertracht nicht zu überbieten. Heimtücke kommt noch hinzu. Für das Protokoll distanziert sich Alexander Gauland kurz von den Verbrechen des „Dritten Reiches“, um dann diese als „Vogelschiss“in der Geschichte Deutschlands zu bezeichnen. Natürlich in der tausendjährigen Geschichte des deutschen Volkes, wohl wissend, dass die Nationalsozialisten vom „1000-jährigen Reich“fabulierten. Die Adressaten für dieses rechtsradikale Geschwätz werden jubeln, und gleichzeitig können die PR-Profis der AfD die Kritik an der Formulierung als gezielt böswillig zurückweisen.
Doch wer sich die Äußerungen Gaulands in den vergangenen Jahren anschaut, der sieht schnell, dass der Fraktionsvorsitzende im Bundestag nicht der eiskalte Stratege ist, der nur des Aufwiegelns willen provoziert. Gauland glaubt an den hanebüchenen Unsinn, den er verzapft. Und das macht die Sache nicht besser, sondern schlimmer und gefährlicher. Die AfD ist seit Längerem auf dem Weg nach ganz rechtsaußen. Das Gefasel von Abgeordneten oder Funktionären ist häufig nicht mehr vom Nazi-Jargon der NPD zu unterscheiden.
Zwei Beispiele aus der vergangenen Woche: In NRW bezweifeln AfD-Mitglieder die rechtsextremen Motive des Brandanschlages von Solingen vor 25 Jahren, und der Landtagsabgeordnete Blex verhöhnt Mevlüde Genc, die bei dem Feuer fünf enge Familienangehörige verloren hat. Harmloser, aber nicht minder haarsträubend ist die von einem Möchtegern-Demagogen aus dem Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen vorbereitete Forderung, wieder die erste Strophe des Deutschlandlieds zu singen. Die gehörte wie das Horst-Wessel-Lied zum Repertoire der Nazis.
Es verwundert, dass niemand in der früheren „Professoren“-Partei diesem Treiben ein Ende zu machen versucht. Mit Bürgerlichkeit und konservativem Denken hat die AfD nichts mehr gemein. Ihre Forderungen zu Wahlkampfzwecken zu kopieren, erinnert an das Märchen vom Hasen und Igel. Demokraten können ein solches Rennen nicht gewinnen.