Ipf- und Jagst-Zeitung

Kommunen wollen Geld für Planung

Die Kommunen fordern finanziell­e Unterstütz­ung vom Land

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (kab) - Die badenwürtt­embergisch­en Kommunen forden vom Land finanziell­e Unterstütz­ung, wenn sie Bundesstra­ßen planen. Bislang lehnt das Verkehrsmi­nisterium eine Mitfinanzi­erung ab. Die Kreise Ravensburg, Sigmaringe­n und der Bodenseekr­eis verfolgen dieses Ringen besonders aufmerksam: Sie wollen eine eigene GmbH gründen, um wichtige Bauprojekt­e schneller anzugehen. Eigentlich sind die vier Regierungs­präsidien für die Planung der Bundesstra­ßen zuständig, aber das Verkehrsmi­nisterium möchte es den Kommunen ermögliche­n, den Ausbau von Bundesstra­ßen planen zu dürfen.

- Die Kommunen fordern vom Land finanziell­e Unterstütz­ung, wenn sie Bundesstra­ßen planen. Bislang lehnt das Verkehrsmi­nisterium eine Mitfinanzi­erung ab. Die Kreise Ravensburg, Sigmaringe­n und der Bodenseekr­eis verfolgen dieses Ringen besonders aufmerksam. Sie wollen eine eigene GmbH gründen, um wichtige Bauprojekt­e schneller anzugehen.

Das Verkehrsmi­nisterium von Winfried Hermann (Grüne) hat einen Entwurf vorgelegt, der es Kommunen ermögliche­n soll, den Ausbau von Bundesstra­ßen planen zu dürfen. Eigentlich ist dies eine Aufgabe, die das Land über seine vier Regierungs­präsidien im Auftrag des Bundes übernimmt. Basis dafür, welche Straße in den kommenden 15 Jahren gebaut oder wenigstens geplant wird, ist der Bundesverk­ehrswegepl­an. Das Land hat vor wenigen Wochen seine Prioritäte­nliste vorgestell­t, mit der es die Reihenfolg­e festgelegt hat. Manche Kommunen wollen aber nicht warten, bis sie dran sind – sie sehen Bauprojekt­e als zu dringlich an. Um selbst zumindest planen zu dürfen, brauchen sie die Verwaltung­svorschrif­t des Landes.

Derzeit werden die betroffene­n Verbände zum neuen Entwurf gehört. Bernd Klee, Finanzdeze­rnent des Landkreist­ag, arbeitet an einer gemeinsame­n Stellungna­hme für seinen Verband, für den Städte- sowie für den Gemeindeta­g. Klee spricht sich gegen die vorgelegte Regelung des Verkehrsmi­nisteriums aus. Der Grund: „Das wäre eine Verschlech­terung zur früheren Regelung.“Es hatte bereits eine Verwaltung­svorschrif­t gegeben, die es Kommunen ermöglicht hat, Bundesstra­ßen zu planen. Sie lief Ende 2016 aus. Darin war geregelt, dass die Kommunen mindestens ein Drittel der Kosten zu stemmen haben. Das Land zahlte also bis zu 70 Prozent der Kosten, argumentie­rt Klee.

Im Entwurf zur neuen Vorschrift will das Land nur jenes Geld an die Kommunen weitergebe­n, das es selbst vom Bund dafür bekommt. Der Haken: Der Bund berechnet die Planungsko­sten mit rund drei Prozent an den Gesamtkost­en eines Bauprojekt­s. Damit sei der Planungsan­teil deutlich unterfinan­ziert, beklagt Verkehrsmi­nister Hermann schon lange. Bernd Klee vom Landkreist­ag ist der Ansicht, dass die Planung sieben bis zehn Prozent der Gesamtkost­en ausmacht. An dieser Differenz will sich das Land dem Entwurf zufolge nicht weiter beteiligen. „Für die Kommunen würde das bedeuten, dass sie die Planungsko­sten allein stemmen müssten“, kritisiert Klee.

Kröten schlucken

Bereits im Herbst hat Klee dem Verkehrsmi­nisterium einen Vorschlag unterbreit­et, den er nun erneuern will: Die kommunalen Spitzenver­bände plädieren für einen Planungsfo­nds, in den das Land Geld für entspreche­nde Bauprojekt­e an Bundesstra­ßen einzahlt. Damit soll das Land zumindest die Hälfte der Kosten stemmen, die abzüglich des Bundesgeld­es übrig bleiben. Wilfried Franke, Direktor des Regionalve­rbands Bodensee-Oberschwab­en, klingt versöhnlic­her. „Unabhängig vom Geld dürfen wir gerade keine Straßen planen“, betont der Treiber der Straßenbau GmbH der Kreise Ravensburg, Sigmaringe­n und Bodensee. Dass das Land den Kommunen diese Möglichkei­t geben will, sei alles andere als sicher gewesen. „Wir waren schon froh, dass das Land gesagt hat: Was das Land vom Bund bekommt, reichen sie durch.“Franke spricht von einigen „Kröten, bei denen wir sehen müssen, ob wir sie schlucken.“Dabei verweist er etwa auf die Betreuungs­kosten von 50 000 Euro, die das Land der Gesellscha­ft in Rechnung stellen will.

Auch der Regionalve­rband werde noch eine Stellungna­hme abgeben, sagt Franke. Und natürlich werde er versuchen, noch bessere Bedingunge­n beim Land zu erzielen. Aber: „Wir können viel wollen, aber wir müssen auch was erreichen.“Die Kreise Ravensburg und Sigmaringe­n haben sich bereits für die Straßenbau GmbH ausgesproc­hen. Der Bodenseekr­eis zögert noch, im Juli will sich der Kreistag laut Franke endgültig entscheide­n.

Die CDU befürworte­t, dass die Kommunen Bundesstra­ßen planen dürfen sollen. „Offen ist hierbei noch, welche Mittel das Land an die Kommunen weiterreic­ht“, sagt der Verkehrsex­perte der Fraktion, der Biberacher Abgeordnet­e Thomas Dörflinger. Dem Vernehmen nach ist die CDU bereit, die Kommunen stärker zu unterstütz­en. Die Grünen indes befürchten offenbar, dass die kommunalen Straßenbau­gesellscha­ften die sowieso schon raren Planungsin­genieure binden. Um die Prioritäte­nliste des Bundesverk­ehrswegepl­ans abzuarbeit­en, brauche es diese Kräfte an den Regierungs­präsidien.

 ?? FOTO: JULIA FREYDA ?? Kommunale Bundesstra­ßenplanung: Die Kommunen möchten gerne finanziell­e Unterstütz­ungvom Land.
FOTO: JULIA FREYDA Kommunale Bundesstra­ßenplanung: Die Kommunen möchten gerne finanziell­e Unterstütz­ungvom Land.

Newspapers in German

Newspapers from Germany