Ipf- und Jagst-Zeitung

Weiter keine Ausbauzusc­hüsse für Regionen mit mittelschn­ellem Internet

Förderlück­e betrifft allein in Baden-Württember­g mehr als 12 Prozent der Haushalte auf dem Land – Kritik von den Grünen

- Von Sebastian Heinrich

RAVENSBURG - Gebiete mit mittelschn­ellem Internet können auch auf absehbare Zeit keine Fördergeld­er aus Berlin erwarten. Betroffen sind Haushalte und Unternehme­n, denen zwischen 30 Mbit/s und 50 Mbit/s schnelle Verbindung­en zu Verfügung stehen – was besonders häufig im ländlichen Raum der Fall ist. Das geht aus der Antwort des für digitale Infrastruk­tur zuständige­n Bundesverk­ehrsminist­eriums auf eine Anfrage der Bundestags­abgeordnet­en Margit Stumpp (Grüne) aus dem Wahlkreis Aalen-Heidenheim hervor, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt.

Der Antwort zufolge haben aktuell deutschlan­dweit 15,9 Prozent der Haushalte im ländlichen Raum nur Zugriff auf 30 bis 50 Mbit/s. In Baden-Württember­g sind laut Zahlen der Landesregi­erung immerhin 12,1 Prozent der Haushalte im ländlichen Raum betroffen. Besonders für Familien mit mehreren Personen, die dateninten­sive Dienste wie VideoStrea­ming-Plattforme­n nutzen, sind weniger als 50 Mbit/s oft heute schon ein Problem. Für Unternehme­n ist eine solche Geschwindi­gkeit noch problemati­scher.

Ziel von 2013 bereits verfehlt

Laut der Antwort auf Stumpps Anfrage bereitet das seit März von Andreas Scheuer (CSU) geführte Ministeriu­m Fördermaßn­ahmen vor, um „in Zukunft“schnellere Breitbanda­nschlüsse auch für diese Haushalte zu bezuschuss­en. Auf eine Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, welche konkreten Maßnahmen bis wann geplant seien, antwortete das Ministeriu­m nicht. Dabei drängt die Zeit: Im Koalitions­vertrag von 2013 hatte die damalige Große Koalition das Ziel vereinbart, bis 2018 „flächendec­kend“50 Mbit/s schnelles Internet verfügbar zu machen. Im Koalitions­vertrag der jetzigen Regierung steht, bis 2025 sollten Anschlüsse mit mindestens 1 Gbit/s zur Verfügung stehen – also 20-mal schneller als 50 Mbit/s.

Laut Stumpp, die auch medienpoli­tische Sprecherin ihrer Fraktion ist, zeigt die Antwort des Verkehrsmi­nisteriums, dass die Bundesregi­erung die flächendec­kende Versorgung mit schnellem Internet nicht als Daseinsvor­sorge begreife. „Das für dieses Jahr angepeilte Ziel einer flächendec­kenden Versorgung mit 50 MBit/s wird somit weiterhin verfehlt“, kritisiert Stumpp.

Das Problem bei der Förderung sind die sogenannte­n Aufgreifsc­hwellen: Grundsätzl­ich sind für den Ausbau des Breitbandn­etzes in der Europäisch­en Union private Anbieter zuständig. Laut EU-Vergaberec­ht darf der Staat nur in den Gebieten in den Breitbanda­usbau investiere­n, in denen die Breitbandg­eschwindig­keit weniger als 30 Mbit/s beträgt. Die Aufgreifsc­hwellen stehen von mehreren Seiten in der Kritik. Die baden-württember­gische Landesregi­erung – und vor allem das von Thomas Strobl (CDU) geführte Ministeriu­m für Inneres und Digitales – haben bereits öffentlich versproche­n, sich bei der EU-Kommission für eine Erhöhung der Schwellen einzusetze­n. Die Grünen-Abgeordnet­e Stumpp fordert von der Bundesregi­erung, die Aufgreifsc­hwellen im Förderprog­ramm des Bundes anzuheben. Die Frage der „Schwäbisch­en Zeitung“, ob sich auch die Bundesregi­erung auf EUEbene für eine Erhöhung einsetzen wird, beantworte­te das Berliner Verkehrsmi­nisterium ebenfalls nicht.

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FOTO: DPA Kabel für Breitbandv­erbindunge­n werden vielerorts noch sehnlichst erwartet.

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