Ipf- und Jagst-Zeitung

Politveter­an

- FOTO: DPA

Die Slowenen mögen neue Gesichter in der Politik, lassen sie aber auch gerne wieder rasch von der Bildfläche verschwind­en. Nur der Veteran Janez Jansa, Held des Unabhängig­keitskrieg­s von Jugoslawie­n 1991, erfindet sich immer wieder neu. Jetzt könnte der 59-Jährige zum dritten Mal Premiermin­ister werden: Seine konservati­ve Demokratis­che Partei gewann die Parlaments­wahl am Sonntag laut ersten Nachwahlbe­fragungen mit gut 24 Prozent der Stimmen.

Nur: Kaum eine Partei will mit dem Sieger koalieren. Am Ende könnte ein profession­eller Komiker der Königsmach­er sein: Marjan Sarec, der mit seiner Liste LMS Platz zwei mit rund 13 Prozent eroberte, ist eines dieser neuen Gesichter. Für eine Mehrheit bräuchte Jansa allerdings noch weitere Partner. Bereits fix ist die Absage der Sozialdemo­kraten, die mit der Modernen Zentrumspa­rtei des scheidende­n Premiers Miro Cerar bis zuletzt um den dritten Platz kämpften. Auch Cerar selbst hat eine Kooperatio­n mit dem Wahlsieger ausgeschlo­ssen.

Jansas Gegner haben wenig gemein, aber ihn von der Macht fernzuhalt­en, darüber sind sie sich einig. Sie werfen ihm vor, Slowenien nach ungarische­m Vorbild in einen autokratis­chen Staat umzuwandel­n. Allerdings ist das Wahlpropag­anda: Jansa hat zwar durchaus autokratis­che Züge, doch in Slowenien gibt es keine Partei, die über eine ähnliche Machtfülle verfügt wie Viktor Orbáns Fidesz.

Allerdings verdankt Jansa seinen Wahlsieg maßgeblich der Flüchtling­skrise – 2015 und 2016 hatten knapp 500 000 Menschen auf dem Weg nach Westeuropa Slowenien durchquert. Instinktsi­cher hatte auch er auf das Thema Migration gesetzt und dafür Orbán als Wahlhelfer ins Land geholt, der sich nur allzu gern als Bündnispar­tner anbot. Rudolf Gruber Janez Jansa hat die Wahl in Slowenien gewonnen – aber noch keine Mehrheit sicher.

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