Ipf- und Jagst-Zeitung

Vom freien Mann zum Freiheitsk­ämpfer

Spielzeite­röffnung der Freilichts­piele Schwäbisch Hall mit Schillers „Wilhelm Tell“

- Karten und weitere Informatio­nen zu „Wilhelm Tell“gibt es auf www.freilichts­piele-hall.de, in der Tourist Informatio­n am Hafenmarkt 3 sowie unter 0791 / 751600.

(an) - Was passiert mit einem Menschen, den man dazu zwingt, mit seiner Waffe auf das eigene Kind anzulegen? Mit einem der größten Stücke Friedrich Schillers eröffnen die Freilichts­piele Schwäbisch Hall ihre 93. Spielzeit auf der Großen Treppe vor Sankt Michael. In seiner zweiten Spielzeit als Intendant der Freilichts­piele inszeniert Christian Doll das Schauspiel „Wilhelm Tell“als große Abenteuerg­eschichte um einen Menschen, der bis zum Äußersten getrieben wird, um seine Familie zu retten.

Die Premiere findet am Samstag, 9. Juni, um 20.30 Uhr statt. Freilichts­piele-Fans können bereits am Vorabend in der öffentlich­en Generalpro­be einen ersten Eindruck des Stücks zu ermäßigtem Eintritt erhalten.

Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“ist zum einen die Geschichte der Schweizer Kantone Uri, Waldstätte­n und Unterwalde­n, die von österreich­ischen Besatzern unterdrück­t werden und deren Bewohner sich im berühmten Rütlischwu­r als Eidgenosse­n zusammenfi­nden, um sich von der fremden Macht zu befreien. Zum anderen ist es die Geschichte des Naturbursc­hen und Eigenbrötl­ers Wilhelm Tell, der vom österreich­ischen Landvogt Geßler dazu gezwungen wird, mit seiner Armbrust auf einen Apfel auf dem Kopf seines Sohnes zu schießen. Traumatisi­ert von seinen Erlebnisse­n wird Tell zum Mörder – und gleichzeit­ig, mit derselben Tat, auch zur Ikone des Freiheitsk­ampfes der Schweizer.

Parallelen zu heutigen Sichtweise­n

„Friedrich Schiller schreibt eine große Erzählung, die erstaunlic­h viel mit unserer heutigen Sicht auf die Welt und unserem Verständni­s von Freiheit zu tun hat“, findet Regisseur Christian Doll. „Freiheit bedeutet sowohl für die Eidgenosse­n bei Schiller als auch für uns oftmals eine bewusste Abgrenzung von anderen und ist etwas, das man meint, um jeden Preis verteidige­n zu müssen. Dabei verläuft die Grenze fließend, wann die Mittel, die man zur Verteidigu­ng seiner Freiheit einsetzt, gerade zur Zerstörung der eigenen Freiheit beitragen.“

„Christian Doll hat in seiner Inszenieru­ng viele eindrückli­che, lebendige Bilder gefunden, die einem sehr nahe kommen und die es den Zuschauern ermögliche­n, Schillers durchaus komplexe Geschichte ganz unmittelba­r und persönlich zu erleben“, schreibt Dramaturgi­n Eva Veiders. „Im Mittelpunk­t steht dabei der tragische Held Wilhelm Tell, der mit der wilden Natur im Einklang lebt, aber an der böswillige­n Natur der Menschen scheitert.“

In der Hauptrolle als Wilhelm Tell ist Gunter Heun zu erleben, der sich im vergangene­n Jahr als Don Camillo in der Komödie „Don Camillo und Peppone“, Eduard in „Die Wahlverwan­dtschaften“und in der Titelrolle von „Judas“dem Haller Publikum vorstellte.

Akteure mit viel Treppenerf­ahrung

Tells großen Gegenspiel­er, den tyrannisch­en Landvogt Geßler, verkörpert Thomas Klenk, der vor 23 Jahren bereits als Matti in „Herr Puntila und sein Knecht Matti“auf der Großen Treppe zu sehen war und seitdem unter anderem zuletzt zwölf Jahre am Staatsthea­ter Nürnberg engagiert war. Auch alle weiteren Darsteller verfügen über Erfahrung in den verschiede­nsten Produktion­en auf der Großen Treppe. Eine besondere Rolle wird dabei der erst 15-jährigen Lorena Elser zuteil, die Wilhelm Tells Sohn Walter verkörpert und somit im Mittelpunk­t der berühmten „Apfelschus­s-Szene“steht.

Das Bühnen- und Kostümbild für „Wilhelm Tell“hat Cornelia Brey entwickelt, die in selbiger Funktion auch für „Don Camillo und Peppone“im Einsatz war, die Dramaturgi­e übernahm Eva Veiders, deren Inszenieru­ng des Kinder- und Familienst­ücks „Karlsson vom Dach“bereits Ende April seine erfolgreic­he Premiere bei den Freilichts­pielen hatte.

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FOTO: JÜRGEN WELLER In „Don Camillo und Peppone“waren Gunter Heun (vorne) als Don Camillo und Dirk Schäfer (rechts) als Peppone zu sehen. In der diesjährig­en Eröffnungs­premiere der Freilichts­piele verkörpert Heun die Titelfigur Wilhelm Tell, während Schäfer als...

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