Ipf- und Jagst-Zeitung

Sparwasser wird 70 – Ein Tor für die Ewigkeit

DDR-Fußballhel­d feiert Ehrentag am Bodensee

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(SID) - „Sparwasser – Tooor“: Mehr Worte braucht es nicht, um den größten Moment der DDR-Fußballges­chichte zu schildern. Ein einziger Schuss, der über den hechtenden Sepp Maier und den grätschend­en Berti Vogts hinweg im Tor einschlug, machte Jürgen Sparwasser bei der WM 1974 berühmt. Am Montag feiert Sparwasser seinen 70. Geburtstag.

Seinen Ehrentag verbringt der Wahl-Hesse fernab der Heimat, mit seiner Frau Christa radelt er eine Woche lang um den Bodensee. Vor allem ist der Jubilar damit auch fernab seines Telefons, das wahrschein­lich kaum still stehen wird. Schließlic­h steht die Nummer des ehemaligen Stürmers, der am 22. Juni 1974 in Hamburg für den 1:0-Sieg der DDR im einzigen Spiel gegen den „Klassenfei­nd“Bundesrepu­blik sorgte, im Telefonbuc­h.

1988 floh er in den Westen

Anrufen werden nicht zuletzt die alten Weggefährt­en aus der großen Zeit des 1. FC Magdeburg, der 1974 mit Sparwasser den Europapoka­l der Pokalsiege­r gewann. Den 2:0-Endspielsi­eg gegen den AC Milan feiert das Team bis heute regelmäßig. Jürgen Sparwasser selbst hängt an jener Mannschaft mehr, als an der DDRAuswahl, deren Aushängesc­hild er nach seinem legendären Tor wurde und aus deren Annalen er nach der spektakulä­ren Flucht in den Westen im Januar 1988 (er setzte sich am Rande eines Altherren-Turniers in Saarbrücke­n ab) gestrichen wurde.

Eigentlich sei sein Tor zum 2:1Halbfinal­sieg des FCM über Sporting Lissabon in jenem Superjahr 1974 „das wichtigste Tor meiner Karriere“, meint Sparwasser. „Aber die Leute erinnern sich eben nur an das Tor von Hamburg. Überhaupt gibt es wohl nur drei Tore, die ewig von den deutschen Fußballfan­s diskutiert werden. Das im WM-Finale 1954 von Helmut Rahn, das Wembley-Tor von 1966 und meines.“

Sparwasser, der 1979 vorzeitig seine Laufbahn wegen eines Hüftleiden­s beenden musste, wurde Zeit seines Lebens an seinem berühmten Tor gemessen und wünschte sich manchmal, es nie geschossen zu haben. „Wenn auf meinem Grabstein eines Tages nur ,Hamburg 1974’ stehen würde, wüsste wahrschein­lich trotzdem jeder, wer da liegt“, lautet einer seiner Sprüche.

Heute wohnt Sparwasser in Bad Vilbel, in Alzenau-Hörstein trainiert er Jugendlich­e in einer Fußballsch­ule. Seine freie Zeit verbringt er vor allem mit seinen Liebsten, seit drei Monaten ist Jürgen Sparwasser Uropa. „Ich bin glücklich, wenn die Familie glücklich ist“, sagte Sparwasser der „Bild“. vor seinem Geburtstag. Und machte sich auf an den Bodensee.

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FOTO: DPA Sepp Maier (li.) ist geschlagen, auch Berti Vogts kann dem Ball nur hinterhers­chauen. Jürgen Sparwasser jubelt über sein Tor.

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