Ipf- und Jagst-Zeitung

Jeder zweite Deutsche geht beim Urlaubsgel­d leer aus

Tarifgebun­dene Unternehme­n zahlen laut Umfrage häufiger – Frauen und Arbeitnehm­er im Osten schlechter gestellt

- Von Christian Ebner

(dpa) Beim Urlaubsgel­d geht jeder zweite Arbeitnehm­er in der Bundesrepu­blik Deutschlan­d leer aus. Die Chancen auf diese Sonderzahl­ung steigen allerdings deutlich, wenn man in einem tarifgebun­denen Unternehme­n arbeitet, wie das WSI-Tarifarchi­v der gewerkscha­ftsnahen Hans-BöcklerSti­ftung auf der Grundlage einer Online-Befragung von mehr als 28 000 Beschäftig­ten mitteilte.

71 Prozent der Tarifbesch­äftigten erhalten demnach Urlaubsgel­d, während es ohne Tarifvertr­ag nur 38 Prozent der Arbeitnehm­er sind. Durchschni­ttlich können Männer mit 54 Prozent häufiger auf ein Urlaubsgel­d rechnen als Frauen (41 Prozent). Arbeitnehm­er im Osten (36 Prozent) sind in dieser Frage schlechter gestellt als die Kollegen im Westen mit 52 Prozent.

Ähnlich sieht es zwischen Kleinbetri­eben (38 Prozent) und größeren Unternehme­n aus, wo 65 Prozent die Sonderzahl­ung erhalten.

Die Höhe des Urlaubsgel­des schwankt stark nach Branchen – zwischen 156 Euro im Steinkohle­nbergbau und mehr als 2300 Euro in der Holz- und Kunststoff verarbeite­nden Industrie im Westen. Ausgezahlt wird das Geld oft mit dem Mai-Gehalt, es gibt aber keinen allgemeing­ültigen Zeitpunkt. Im Öffentlich­en Dienst sind Weihnachts­geld und Urlaubsgel­d zu einer Jahressond­erzahlung zusammenge­fasst.

Einen gesetzlich­en Anspruch auf den Zuschuss für die Urlaubskas­se gibt es nicht. Die Sonderzahl­ungen können vom Arbeitgebe­r freiwillig gezahlt werden oder tariflich vereinbart sein. Zahlt der Arbeitgebe­r regelmäßig, kann ein Anspruch aus Gewohnheit entstehen.

Industrieb­eschäftigt­e haben bessere Chancen auf die Sonderleis­tung als Mitarbeite­r in Dienstleis­tungsberuf­en. So erhält nach der WSI-Auswertung im Gesundheit­s- und Sozialwese­n gerade einmal ein Viertel der Beschäftig­ten das Extrageld, im Gastgewerb­e sind es 34 Prozent. In der Industrie bekommen dagegen knapp zwei Drittel der Mitarbeite­r den Nachschlag zur Sommerzeit.

In 11 von 22 Branchen gab es im vergangene­n Jahr Zuwächse – zum Beispiel im Bauhauptge­werbe mit einem ausgehande­lten Zuschlag von 30 Prozent für die gewerblich­en Beschäftig­ten im Westen. Meist bewegten sich die Erhöhungen aber im Rahmen der allgemeine­n Tarifabsch­lüsse, weil die Zahlung in einem Prozentsat­z des Tarifgehal­ts ausgedrück­t wird und so automatisc­h mit steigt.

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FOTO: DPA Urlauber an einem Strand der Mittelmeer­insel Mallorca. Nur etwa jeder zweite Beschäftig­te in Deutschlan­d erhält Urlaubsgel­d.

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