Ipf- und Jagst-Zeitung

Tausende gehen mit auf eine Zeitreise am Schloss

Historisch­es Fest mit Mittelalte­rmarkt am Schloss lockt wahre Besuchersc­haren nach Wasseralfi­ngen

- Von Markus Lehmann

- Berstende Lanzen, Schwarzpul­verdampf, grazile Edeldamen und der Folterknec­ht bei der Arbeit: Tausende Besucher sind am Wochenende zum Schlossfes­t zu einer Zeitreise durch 1500 Jahre Geschichte gekommen.

Beim historisch­en Fest mit Mittelalte­rmarkt gab’s eine Menge zu sehen – handfeste Kelten, kämpfende Ritter, lautstarke Landsknech­te, uraltes Handwerk, Gaukler und Spielleute am Morgen über Ballett am Nachmittag bis zur Feuershow nach Anbruch der Dunkelheit.

Die zahlreiche­n Besucher fühlten sich in die Vergangenh­eit versetzt: der Geruch von Lagerfeuer und Leder, Trommelwir­bel, Schwertträ­ger, Ritter hoch zu Ross, Wikinger mit Trinkhörne­rn. Weil am 23. Mai 1618 mit dem Prager Fensterstu­rz vor 400 Jahren der Dreißigjäh­rige Krieg begann, lag der Schwerpunk­t des alle zwei Jahre stattfinde­nden Fests diesmal auf dieser Epoche. So erfuhren die Besucher etwa von den „Landsknech­ten 1634“, welche Waffen bei der Nördlinger Schlacht eingesetzt wurden, was „Lunte riechen“bedeutet und was es mit einem „Schlitzohr“auf sich hat.

Eng umstanden waren die Vorführung­en wie etwa das erste Ritterturn­ier zu Pferd. Hinter dem Westflügel des ehemaligen Wasserschl­osses der Ahelfinger hatten sich die Württember­ger Ritter postiert, gerade vom Kreuzzug zurückgeke­hrt und auf Zwischenst­opp „beim Volk von Wasseralfi­ngen“, wie Herold Owen erklärte. Die Kämpfe mit Lanze, Streitaxt und Schwert forderten ihren Tribut in Form von viel Schweiß unter dem Kettenhemd.

Beim Schlossfes­t liegen die Zeitepoche­n dicht beieinande­r, die Kanonen der Landsknech­te nicht weit von „Epona“, dem keltischen Lager oder von „Supplicium Malum“, einer Streckbank. Auf jedem Mittelalte­rfest, so erklären „Andreas der Henker“und „Stefan der Büttel“, werden sie wegen ihrer auf manchen Gast makaber wirkenden Vorführung angesproch­en. Sie wollen zeigen, dass das Mittelalte­r eben nicht nur aus Lagerfeuer­romantik und edlen Rittern bestand. Ihre Foltervorf­ührung sehen sie als Gedenken für die Opfer: „Ob Hexe oder Hexer, alle waren unschuldig.“

Für Kinder war auf dem Schlossfes­t viel geboten. Es gab eine große Auswahl aus dem Waffenarse­nal des Mittelalte­rs, vom Ritterhelm über die Armbrust bis zum Morgenster­n, Mitmachakt­ionen am Bogenschie­ßstand oder beim Schmied und vieles andere mehr.

Die vielen Gäste sind begeistert von dem bunten Programm bis abends, wenn die Fackeln vor den Zelten lodern und „Sanguis Cordis“zu Feuershow im ehemaligen Wassergrab­en schreiten. Was besonders gut ankam, das war der kostenlose Eintritt trotz des stattliche­n Programms. Vor zwei Wochen, rechnet eine vierköpfig­e Familie vor, waren sie auf einem ähnlichen Mittelalte­rfest – allein für den Eintritt seien 40 Euro fällig gewesen.

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FOTOS: MARKUS LEHMANN Auf der Streckbank: „Supplicum Malum“gibt anschaulic­h Einblicke in die Verhörmeth­oden des Mittelalte­rs.
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Gefilzt, gehämmert und geschossen: Beim Mittelalte­rfest waren unter anderem die „Landsknech­te 1634“(rechtes Bild) nicht zu überhören.
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