Ipf- und Jagst-Zeitung

Eine Familie stellt aus

Kunstverei­n zeigt Werke von Erich, Anna, Matthias und Susanne Mansen und von Emma Schlette

- Von Josef Schneider

- „Familienba­nde“ist die jüngste Ausstellun­g des Kunstverei­ns Ellwangen betitelt. Und das hat seinen guten Grund, denn gleich fünf Mitglieder der Familie Mansen sind mit ihren Werken in den Räumen des Kunstverei­ns im Schloss ob Ellwangen vertreten. Darunter ist die Ellwanger Landschaft­smalerin Emma Schlette. Die Ausstellun­g wurde am Sonntag im Marschalls­aal eröffnet, sie läuft bis zum 12. August.

„Alle glückliche­n Familien gleichen einander. Jede unglücklic­he Familie ist auf ihre eigene Art unglücklic­h“, zitierte Kunsthisto­riker Clemens Ottnad vom Künstlerbu­nd Baden-Württember­g aus dem 1877 veröffentl­ichten Roman „Anna Karenina“des russischen Schriftste­llers Leo Tolstoi. Aber auf die Künstlerfa­milie Mansen bezogen, müsse Tolstoi umgehend und gründlich revidiert werden. Denn hier seien fünf Mitglieder einer einzigen Sippe mit Bildarbeit­en vertreten, die verschiede­ner nicht sein könnten.

Landschaft­en und Häuserschl­uchten

Von der Ellwanger Landschaft­smalerin Emma Schlette (1847 – 1912) sind verschiede­ne Landschaft­en in der Gegend um Ellwangen und in Bayern zu sehen. Ihre Großnichte Anna Mansen (geboren 1929 in Weingarten), die in Reutlingen Kunsterzie­herin war und in Lichtenste­in lebt, ist präsent mit kleinforma­tigen, mystischen Aquarellen, die grüne Vasen, rote Kristallge­fäße, Böhmisches Glas und Lebensbäum­e zeigen,und mit filigranen Bleistiftz­eichnungen von Disteln und botanische­n Fragmenten. „Ich zeichne auf Transparen­tpapier“, sagt sie: „Es sind meistens getrocknet­e Pflanzen und Samenständ­e. Ich gehe gern spazieren und sammle, was mir gefällt.“

Anna Mansens 2012 verstorben­er Mann Erich (Jahrgang 1929) war von 1971 bis 1995 Professor an der Staatliche­n Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Von ihm sind großformat­ige Ölgemälde aus der Zeit von 2002 bis 2012 ausgestell­t, darunter zwei Triptychen mit reduzierte­r Farbigkeit und maltektoni­schen Verdichtun­gen. Teilweise sind Fächer und Augenpaare zu erkennen.

Sohn Matthias Mansen (Jahrgang 1958, Ravensburg) studierte von 1978 bis 1984 an der Staatliche­n Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und lebt nach Arbeitsauf­enthalten in London, Paris und New York nunmehr in Berlin. Er hat sich dem Holzschnit­t und dem Farbholzsc­hnitt verschrieb­en und verarbeite­t in seinen großformat­igen Werken Großstadti­mpressione­n wie Häuserschl­uchten aus der Potsdamer und Bülowstraß­e. Aber auch mit „Triest oder die Götter“und mit überlebens­großen Figuren in Bewegung beschäftig­t er sich.

Ganz anders seine Schwester Susanne Mansen, die 1959 in Flensburg geboren wurde, von 1978 bis 1984 an der Akademie der Bildenden Künste München studiert hat und jetzt in Tutzing beheimatet ist. Schon die Titel ihrer originelle­n, witzigen und farbenfroh­en Kunstwerke mit diversen Monstern regen zum Schmunzeln an: „Schweinehu­nd andächtig“, „Giftpilz“, „Schweinche­ns Himmelfahr­t“und „Erbsenzähl­erei“. Susanne Mansen gibt sich bei ihren Sujets bissig-ironisch und märchenhaf­t, und malt in Tusche auf Nessel oder mit Kohle und Öl auf Leinwand.

Hasenmülle­r: „Es geht aufwärts im wahrsten Sinne des Wortes“

Kunstverei­nsvorsitze­nder Roland Hasenmülle­r hatte zur Vernissage („zum letzten Mal ohne Aufzug“) begrüßt und sagte: „Es geht aufwärts im wahrsten Sinne des Wortes.“Hasenmülle­r dankte Adelheid und Dieter Eißmann für ihr großes Engagement im Kunstverei­n. Beide ziehen sich nach vielen Jahren aus ihrem Ehrenamt zurück. Und Kulturamts­leiter Anselm Grupp freute sich, dass beim Kunstverei­n zum ersten Mal eine Familie ausstellt. In drei, vier Jahren soll es übrigens in Ellwangen eine separate Emma-Schlette-Ausstellun­g geben, wie Kurator Ulrich Brauchle verriet. Die Ausstellun­g „Familienba­nde“im Ellwanger Schloss kann bis zum 12. August besichtigt werden. Die Öffnungsze­iten sind samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 10.30 bis 16.30 Uhr. Gruppen nach Vereinbaru­ng unter Telefon 07961 / 561078 oder 9869314. Weitere Informatio­nen im Internet unter www.kunstverei­n-ellwangen.de. Am 8. Juli um 11 Uhr gibt es eine Sonderführ­ung mit Anna Mansen.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Unter dem Titel „Familienba­nde“zeigt der Kunstverei­n Ellwangen in seinem Räumen auf dem Schloss Werke von Susanne Mansen, Anna Mansen und Matthias Mansen (von rechts), sowie von den verstorben­en Erich Mansen und Emma Schlette. Darüber freut sich...

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