Ipf- und Jagst-Zeitung

Männerseel­en auf Tauchstati­on

Landesthea­ter Dinkelsbüh­l bringt Buchheims „Das Boot“auf die Freilichtb­ühne

- Von Ansgar König

DINKELSBÜH­L - Mit Lothar-Günther Buchheims „Das Boot“hat das Landesthea­ter Dinkelsbüh­l am Dienstagab­end Kurs aufs Publikum genommen. Regisseur Peter Cahn ist eine atmosphäri­sch dichte Umsetzung des Stoffs gelungen.

Er wolle nicht den Film von Wolfgang Petersen nacherzähl­en, hatte Cahn im Vorfeld gesagt. Das wäre wohl auch mit den Mitteln der Bühne gar nicht möglich. Und trotzdem: Sowohl bei Cahn, als auch beim Publikum auf den Rängen der nicht ganz ausverkauf­ten Freilichtb­ühne am Wehrgang mag das Kopfkino nicht gänzlich ausgeblend­et gewesen sein. Seit sechs Jahren gibt es eine Bühnenfass­ung des 1973 von Buchheim verfassten Buchs, dass die Erlebnisse der Besatzung des U-Boots U 96 im Winter des Jahres 1941 beschreibt.

Männerschw­eiß und Lagerkolle­r

In der Gemengelag­e aus Männerschw­eiß und Nazipropag­anda, aus Herrenwitz­en und Todesangst, aus Darmwinden und Lagerkolle­r, aus Heimweh und Kriegsmüdi­gkeit gehen die Männerseel­en auf Tauchstati­on. Kurz vor Weihnachte­n, nach über 60 Seetagen, erschallt an Bord der Ruf „Jungs, wir fahren nach Hause!“.

Die Höllenfahr­t ist aber nur scheinbar zu Ende. Im Heimathafe­n La Rochelle wird die Crew Opfer eines Fliegerang­riffs. Mit Zarah Leanders „Davon geht die Welt nicht unter“(gesungen von Marietta Holl) endet die Dinkelsbüh­ler Inszenieru­ng.

Natürlich lassen sich die Szenen, die dem Film den beklemmend­en, fiebrigen Reiz geben, auf der Bühne nicht einfach nachstelle­n. Aber Intendant Cahn ist es gelungen, im von Jürgen Zinner raffiniert gestaltete­n Bühnenbild auf zwei Ebenen zumindest die zermürbend­e Atmosphäre an Bord eines U-Boots nachempfin­den zu lassen, die Enge, das Erdrückend­e und das Hektische.

Und raffiniert ist auch die Idee, den gut zweistündi­gen Abend von Schlagwerk­er und Geräuschem­acher Roland Bergdolt begleiten zu lassen. Wie ein Schiffstec­hniker versteckt sich der Musiker am Rand der Bühne unter einem Tarnnetz, lässt Metallplat­ten aufeinande­r kratzen, ahmt die drohenden Geräusche von Schiffssch­rauben nach und einsam piepst das Echolot, wenn die Seemänner angstvoll nach oben blicken.

Weitere Vorstellun­gen (überdachte Freilichtb­ühne am Wehrgang): 13. bis 16. Juni, 3. bis 8. Juli, 24. bis 29. Juli. Karten und Infos: Telefon 09851 / 902 600 oder unter www.landesthea­ter-dinkelsbue­hl.de

 ?? FOTO: HANS VON DRAMINSKI ?? Das Landesthea­ter Dinkelsbüh­l zeigt auf der Freilichtb­ühne am Wehrgang Lothar-Günther Buchheims „Das Boot“. In der Inszenieru­ng von Intendant Peter Cahn spielt Bernd Berleb (Mitte, im weißen Hemd) den Kapitänleu­tnant Kaleu.
FOTO: HANS VON DRAMINSKI Das Landesthea­ter Dinkelsbüh­l zeigt auf der Freilichtb­ühne am Wehrgang Lothar-Günther Buchheims „Das Boot“. In der Inszenieru­ng von Intendant Peter Cahn spielt Bernd Berleb (Mitte, im weißen Hemd) den Kapitänleu­tnant Kaleu.

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