Zum Tod von Gustav Wabro
Der frühere Landrat des Ostalbkreises und spätere Staatssekretär ist am Montag gestorben
(ij) - Gustav Wabro ist tot. Nur wenige Wochen nach seinem 85. Geburtstag ist der frühere Landrat des Ostalbkreises, frühere Amtschef des Staatsministeriums in Stuttgart, spätere Staatssekretär und Bevollmächtige des Landes beim Bund und CDU-Landtagsabgeordnete am Montag gestorben.
(an) - Gustav Wabro ist tot. Nur wenige Wochen nach seinem 85. Geburtstag ist der frühere Landrat des Ostalbkreises, frühere Amtschef des Staatsministeriums in Stuttgart, spätere Staatssekretär und Bevollmächtige des Landes beim Bund und CDU-Landtagsabgeordnete am Montag gestorben.
Wabro war ein Brückenbauer und Strippenzieher, war Gestalter und Stratege, standfest und konsequent. In seiner Bonner Zeit von 1984 bis 1998 war der Staatssekretär eine feste Größe auf der dortigen Polit-Bühne. Nicht nur als „Retter der Pflegeversicherung“, sondern auch als jemand, der die baden-württembergische Landesvertretung zu einem offenen und gastfreundlichen Haus machte, zu einem Ort, an dem damals viele Fäden zusammengelaufen sind, wird er in Erinnerung bleiben. Wabro hat in der „hohen Politik“mitgemischt, mit Päpsten, Kanzlern und Ministerpräsidenten verhandelt. Er hat trotzdem nie die Bodenhaftung verloren und immer seine ostwürttembergische Heimat im Blick behalten.
Am 14. Mai 1933 im Böhmerwald geboren
Geboren wurde Gustav Wabro am 14. Mai 1933 als Bauernsohn in Neudorf im Böhmerwald. In den Kriegswirren verschlug es die Familie nach Ellwangen. Nach Abitur, Jurastudium und ersten juristischen Berufsjahren landete er bereits 1967 in der Bonner Landesvertretung als persönlicher Referent des in Neresheim geborenen damaligen Ministers Adalbert Seifriz. Als er 1970 Landrat des damaligen Kreises Aalen wurde, glaubte er, seine berufliche Erfüllung gefunden zu haben.
Die Verwaltungsreform entschied anders: Zum 1. Januar 1973 entstand aus den Kreisen Aalen und Schwäbisch Gmünd der neue Ostalbkreis, Wabro wurde dessen erster Landrat. Keine leichte Aufgabe, zumal die Gmünder damals den Kreissitz verloren. Sie hatten sich heftig gegen dieses Ergebnis der Kreisreform gewehrt. Aber Wabro betätigte sich schon damals als Brückenbauer. Ihm gelang es die Wogen zu glätten, weil er stets darauf bedacht war, alle Räume des neuen, großen Kreises gleich zu behandeln. Der Ostalbkreis in seiner heutigen Form sei das Ergebnis der herausragenden Integrationsleistung Wabros, betonte dessen Nachnachfolger als Landrat, Klaus Pavel, beim Empfang zum 80. Geburtstag des Verstorbenen vor fünf Jahren. Die Dezentralität, die Wabro geschaffen habe, präge den Kreis bis heute. Ohne ihn wäre der Ostalbkreis nicht da, wo er heute ist.
Lothar Späth holt Wabro nach Stuttgart
Doch 1980 kam für Gustav Wabro nochmals alles anders: Der damalige Ministerpräsident Lothar Späth holte den Ostalb-Landrat als Amtschef ins Staatsministerium in der Villa Reitzenstein. 1984 machte ihn Späth schließlich zum Bevollmächtigten des Landes Baden-Württemberg beim Bund in Bonn, zunächst als beamteter Staatssekretär, ab 1988 als stimmberechtigtes Mitglied der Landesregierung. 1992 und 1996 schließlich errang Wabro bei den Landtagswahlen für die CDU jeweils das Direktmandat für den Wahlkreis Aalen/Ellwangen. Bereits 1987 war Wabro Landesbeauftragter für Vertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler geworden.
Der frühere Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Peter Hauk, hat einmal gesagt, dass Wabro in seiner Zeit als Landtagsabgeordneter nie einer vom Typus „Kreißsaal – Hörsaal – Plenarsaal“gewesen sei, sondern ein nahbarer, fast väterlicher Abgeordneter, der „nie jemand hat stehen lassen“. Auch sei die heutige Donauraum-Strategie der Landesregierung ohne Wabros Vorarbeit für die baden-württembergisch-ungarische Freundschaft nicht vorstellbar.
Über seine aktive Zeit als Politiker hinaus blieb Wabro ein wichtiger Ratgeber für die Landes- und Regionalpolitik. Geprägt von einer christlichen Grundhaltung blieb er in allem immer seinem Wahlspruch „cor ad corum“(vom Herz zum Herzen) treu.