Ipf- und Jagst-Zeitung

Krieg, Tod und Vertreibun­g: Ausstellun­g in LEA

Regierungs­präsident Wolfgang Reimer und Staatssekr­etärin Theresa Schopper eröffnen die Schau

- Von Josef Schneider

- Mit einer „Friedensfe­ier“hat der Heidenheim­er Künstler Horst Solf eine Ausstellun­g mit Bildern und Installati­onen in der Landeserst­aufnahmest­elle eröffnet. Schüler begrüßten zudem in verschiede­nen Sprachen die vielen Gäste. Anlass ist das Jubiläum „70 Jahre UN-Menschenre­chtscharta“.

Regierungs­präsident Wolfgang Reimer sprach mit Blick auf die Würdigung der historisch­en Leistung der Verabschie­dung der Menschenre­chtscharta der Vereinten Nationen von einem besonderen Projekt. Auch Schüler der weiterführ­enden Schulen in Ellwangen wurden mit einbezogen. „Die Ellwanger Schüler haben sich mit wirklich großem Engagement beteiligt“, sagte er.

350 Quadratmet­er voller Kunst

Reimer zeigte sich beeindruck­t von der Kraft und der Intensitit­ät des Werks von Horst Solf und von der gesamten Installati­on mit über 20 großformat­igen Bildern auf einer Fläche von rund 350 Quadratmet­ern –einige mit apokalypti­schen Szenen. Solf, Jahrgang 1940, habe in seiner Biografie selbst Krieg und Vertreibun­g erlebt.

Der Ausstellun­gsort, die Halle 101 der ehemaligen Reinhardt-Kaserne, sei für ein halbes Jahr Notunterku­nft gewesen, in der zeitweise bis zu 300 Menschen untergebra­cht waren, blickte Reimer zurück. Solf hätte keinen geeigneter­en Platz für seine Ausstellun­g auswählen können. Die Deklaratio­n der Menschenre­chte bezeichnet­e Reimer als einmaligen Schatz. Staatssekr­etärin im Staatsmini­sterium Theresa Schopper lobte das Herzblut, das in die Kunstausst­ellung investiert wurde – und die hohe künstleris­che Qualität von Solfs Werk. Sie erinnerte an die 30 Artikel der Menschenre­chtscharta vom 10. Dezember 1948. Kein Dokument sei so oft übersetzt worden, sagte sie, nämlich in 460 Sprachen. Schopper sprach von einem kraftvolle­n Zeichen nach dem Schrecken und der Tyrannei des Nationalso­zialismus und nach zwei Weltkriege­n mit Millionen von Toten und Verletzten.

Leider seien die Menschenre­chte nicht einklagbar, sondern nur eine verbindlic­he Erklärung. Die Menschen in der LEA wüssten, dass die Welt kein friedliche­r Ort sei, so Schopper: „65 Millionen Menschen befinden sich auf der Flucht. Menschen sterben für die elementars­ten Bedürfniss­e.“Und es sei wirklich ein absolutes Privileg, in die Schule gehen zu dürfen. Man müsse deshalb mit Leidenscha­ft für die Menschenre­chte eintreten, forderte die Politikeri­n. Und sie freute sich, dass Solf die Vögel und die Friedensta­ube als Symbol der Freiheit intensiv in seine Arbeiten mit aufgenomme­n habe: „Die Gefährdung der menschlich­en Existenz ist Ihr Thema.“

In Ellwangen, auf der Ostalb, in Baden-Württember­g, in Deutschlan­d und in einem Teil der Welt hätten die Menschenre­chte Geltung und hier herrschten seit über sieben Jahrzehnte­n Frieden, sagte Bürgermeis­ter Volker Grab: „Das ist nicht überall so.“Grab berichtete von seiner Reise mit Vertretern des Ostalbkrei­ses nach Satu Mare in Rumänien, 30 Kilometer von der Ukraine entfernt: „Und da ist Krieg.“Man müsse deshalb dafür eintreten, dass die Menschenre­chte universell Gültigkeit haben, sagte der Bürgermeis­ter unter Beifall. Die 30 Artikel der Menschenre­chtscharta lägen in der Ausstellun­gshalle auf dem Boden, nicht damit wir sie mit Füßen treten, sondern als Fundament für Sicherheit.

Clarissa Köper (17) und der aus Syrien stammende Abiturient Hussain Darwish (20) vom PeutingerG­ymnasium, seit fünf Jahren in Deutschlan­d, machten in Statements deutlich, was für sie die Menschenre­chte, Meinungsfr­eiheit, Frieden, Freiheit, Sicherheit, Gleichbere­chtigung und ein Leben ohne Angst bedeuten.

Die Feier wurde von Ellwanger Schülern mitgestalt­et. Während der zweiwöchig­en Ausstellun­gszeit werden sie Führungen anbieten, es wird einen Vortrag über Politik und Kunst sowie eine Theatervor­stellung geben, welche im Rahmen des LEA-Sommerfest­es am Samstag, 7. Juli, stattfinde­t. Die Ausstellun­g kann im Rahmen von Führungen bis zum 15. Juli besucht werden. Sie ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Finissage am Sonntag, 15. Juli, um 11 Uhr beendet die Ausstellun­g.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Bei der Eröffnung der Ausstellun­g „Friedensfe­ier“mit Bildern und Installati­onen des Heidenheim­er Künstlers Horst Solf in der Landes-Erstaufnah­mestelle für Flüchtling­e (LEA) präsentier­ten sich (von links): LEA-Leiter Berthold Weiß, Bürgermeis­ter Volker...

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