Krieg, Tod und Vertreibung: Ausstellung in LEA
Regierungspräsident Wolfgang Reimer und Staatssekretärin Theresa Schopper eröffnen die Schau
- Mit einer „Friedensfeier“hat der Heidenheimer Künstler Horst Solf eine Ausstellung mit Bildern und Installationen in der Landeserstaufnahmestelle eröffnet. Schüler begrüßten zudem in verschiedenen Sprachen die vielen Gäste. Anlass ist das Jubiläum „70 Jahre UN-Menschenrechtscharta“.
Regierungspräsident Wolfgang Reimer sprach mit Blick auf die Würdigung der historischen Leistung der Verabschiedung der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen von einem besonderen Projekt. Auch Schüler der weiterführenden Schulen in Ellwangen wurden mit einbezogen. „Die Ellwanger Schüler haben sich mit wirklich großem Engagement beteiligt“, sagte er.
350 Quadratmeter voller Kunst
Reimer zeigte sich beeindruckt von der Kraft und der Intensitität des Werks von Horst Solf und von der gesamten Installation mit über 20 großformatigen Bildern auf einer Fläche von rund 350 Quadratmetern –einige mit apokalyptischen Szenen. Solf, Jahrgang 1940, habe in seiner Biografie selbst Krieg und Vertreibung erlebt.
Der Ausstellungsort, die Halle 101 der ehemaligen Reinhardt-Kaserne, sei für ein halbes Jahr Notunterkunft gewesen, in der zeitweise bis zu 300 Menschen untergebracht waren, blickte Reimer zurück. Solf hätte keinen geeigneteren Platz für seine Ausstellung auswählen können. Die Deklaration der Menschenrechte bezeichnete Reimer als einmaligen Schatz. Staatssekretärin im Staatsministerium Theresa Schopper lobte das Herzblut, das in die Kunstausstellung investiert wurde – und die hohe künstlerische Qualität von Solfs Werk. Sie erinnerte an die 30 Artikel der Menschenrechtscharta vom 10. Dezember 1948. Kein Dokument sei so oft übersetzt worden, sagte sie, nämlich in 460 Sprachen. Schopper sprach von einem kraftvollen Zeichen nach dem Schrecken und der Tyrannei des Nationalsozialismus und nach zwei Weltkriegen mit Millionen von Toten und Verletzten.
Leider seien die Menschenrechte nicht einklagbar, sondern nur eine verbindliche Erklärung. Die Menschen in der LEA wüssten, dass die Welt kein friedlicher Ort sei, so Schopper: „65 Millionen Menschen befinden sich auf der Flucht. Menschen sterben für die elementarsten Bedürfnisse.“Und es sei wirklich ein absolutes Privileg, in die Schule gehen zu dürfen. Man müsse deshalb mit Leidenschaft für die Menschenrechte eintreten, forderte die Politikerin. Und sie freute sich, dass Solf die Vögel und die Friedenstaube als Symbol der Freiheit intensiv in seine Arbeiten mit aufgenommen habe: „Die Gefährdung der menschlichen Existenz ist Ihr Thema.“
In Ellwangen, auf der Ostalb, in Baden-Württemberg, in Deutschland und in einem Teil der Welt hätten die Menschenrechte Geltung und hier herrschten seit über sieben Jahrzehnten Frieden, sagte Bürgermeister Volker Grab: „Das ist nicht überall so.“Grab berichtete von seiner Reise mit Vertretern des Ostalbkreises nach Satu Mare in Rumänien, 30 Kilometer von der Ukraine entfernt: „Und da ist Krieg.“Man müsse deshalb dafür eintreten, dass die Menschenrechte universell Gültigkeit haben, sagte der Bürgermeister unter Beifall. Die 30 Artikel der Menschenrechtscharta lägen in der Ausstellungshalle auf dem Boden, nicht damit wir sie mit Füßen treten, sondern als Fundament für Sicherheit.
Clarissa Köper (17) und der aus Syrien stammende Abiturient Hussain Darwish (20) vom PeutingerGymnasium, seit fünf Jahren in Deutschland, machten in Statements deutlich, was für sie die Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Frieden, Freiheit, Sicherheit, Gleichberechtigung und ein Leben ohne Angst bedeuten.
Die Feier wurde von Ellwanger Schülern mitgestaltet. Während der zweiwöchigen Ausstellungszeit werden sie Führungen anbieten, es wird einen Vortrag über Politik und Kunst sowie eine Theatervorstellung geben, welche im Rahmen des LEA-Sommerfestes am Samstag, 7. Juli, stattfindet. Die Ausstellung kann im Rahmen von Führungen bis zum 15. Juli besucht werden. Sie ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Finissage am Sonntag, 15. Juli, um 11 Uhr beendet die Ausstellung.