Ipf- und Jagst-Zeitung

Ahoi, Käpt’n Shakespear­e

Marlene Schäfer inszeniert eine grelle Version von „Was ihr wollt“am Aalener Stadttheat­er

- Von Ansgar König Von Illyrien zu Illusion

- Der Innenhof des Schlosses Wasseralfi­ngen als Küste Illyriens, ein schöner Gedanke. Marlene Anna Schäfer hat dort Shakespear­es Komödie „Was ihr wollt“als Freilichts­tück für das Aalener Stadttheat­er inszeniert. Schon bei der Premiere war klar: Diese grelle Version eines Klassikers passt bestens unter die schützende­n Schirme des Schlosses – eine in sich geschlosse­ne, skurrile Welt für sich.

Um den Inhalt ganz kurz nachzuerzä­hlen: Viola (Mirjam Birkl) strandet nach einem Schiffsbru­ch und dem Tod ihres Bruders Sebastian an der Küste Illyriens, verkleidet sich, um einen Job als Diener zu bekommen, als Mann Caesario und gerät in eine wilde, witzige und wechselvol­le Dreiecksge­schichte zwischen Herzog Orsino (Raphael Westermeie­r) und Gräfin Olivia (Diana Wolf) mit allerlei illustren Randperson­en.

Zum Setting: Das Theater führt seine Besucher zunächst hinters Schloss auf die Sonnenterr­asse. Von dort wandert die Zuschauerg­ruppe ums Schloss herum, erlebt nebenbei, wie Viola mit klatschnas­sen Haaren nach dem Schiffbruc­h um Hilfe sucht und landet schließlic­h im SchlossInn­enhof. Der Sinn dieser Aktion erschließt sich spätestens dann, wenn der Zuschauer den Innenhof betritt. „For your pleasure“prangt dort in großen Lettern, denn so heißt das Stück im Original.

Wechselspi­el im Quader

Mitten drin hat Bühnenbild­ner Robert Kraatz einen aus einfachen Gerüststan­gen konstruier­ten Quader aufgebaut mit Ebenen drinnen, draußen und drüber. Ein angedeutet­es Karussell, die Schauspiel­er verharren wie Schaufenst­erpuppen, bis jeder im Publikum seinen Platz gefunden hat, beginnen dann mit einem schrägen Tanz.

„Alles so schön bunt hier“, sang einst Nina Hagen: Der Herzog im rostbraune­n Sakko mit lila Aufschläge­n, Haushofmei­ster Malvolio (Arwid Klaws) in Knickerboc­kern, Kammermädc­hen Maria (Alessandra Ehrlich) oder die Junker Tobias von Rülp (Philipp Dürschmied) und Andreas von Bleichenwa­ng (Marcus Krone) in Fantasie-Torero-Anzügen. Erinnerung­en an den Beatles-Film „Yellow Submarine“blubbern hoch. Von Illyrien zu Illusion ist es nicht mehr weit. In dieser Szenerie entwickelt sich die Dreiecksge­schichte. Violas Ankunft bringt das etwas ins Stocken geratene Liebeskaru­ssell auf der Insel wieder in Schwung, Geschlecht­errollen werden getauscht, Fallen gestellt, Liebesbrie­fe und Ringe wechseln hin und her – und dazwischen sorgt der Narr (Malenka Tomanek) mit stoischer Ruhe für ein bisschen Ordnung. Viola/Caesario landet schließlic­h zwischen Herzog und Gräfin, jeder an seiner Ecke der Bühne, bevor der hinters Licht geführte Malvolio – in Unterhosen, laut schimpfend und Türen knallend – den Schlusspun­kt setzt.

Shakespear­e, da darf man sich fast sicher sein, hätte diese bunte Inszenieru­ng gefallen: der herrlich vertrottel­te von Bleichenwa­ng, der herablasse­nde, blasierte Malvolio, die naive Viola und all das Drumherum. Regisseuri­n Marlene Schäfer wollte in eine andere Welt entführen. Das ist ihr gelungen. Ahoi.

Weitere Termine: 1. (19 Uhr), 7. (20.30 Uhr), 8. (19 Uhr), 13., 14., 19., 20., 21. (20.30 Uhr), 22. (19 Uhr), 26., 27., 28. (20.30 Uhr) und 29. Juli (19 Uhr). Infos und Karten: www.theateraal­en.de, Telefon 07361 / 522600, E-Mail kasse@theateraal­en.de oder unter www.reservix.de

 ?? FOTO: THEATER AALEN/PETER SCHLIPF ?? „Was ihr wollt“: Viola (links, Mirjam Birkl) gerät an der Küste Illyriens in eine wechselvol­le Dreiecksge­schichte.
FOTO: THEATER AALEN/PETER SCHLIPF „Was ihr wollt“: Viola (links, Mirjam Birkl) gerät an der Küste Illyriens in eine wechselvol­le Dreiecksge­schichte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany