Ipf- und Jagst-Zeitung

Vilotel in Oberkochen nimmt den Betrieb auf

Enge Zusammenar­beit mit den großen Firmen: Ende Juli sollen alle Zimmer bezugsfert­ig sein

- Von Eva-Marie Mihai

- Gegensätzl­icher könnten die Ansichten des Vilotels in Oberkochen kaum sein: Während auf der Rückseite Bauarbeite­r Paletten umherfahre­n und Container mit Bauschutt füllen, liegt vorne vor dem Eingang ein roter Teppich vor der Glastüre. Die weiße Fassade passt perfekt in das Bild, das die Gebäude rund um das Rathaus abgeben – adrett, modern und ein bisschen protzig.

Im Inneren des neuen Hotels rumpelt und hämmert es noch gelegentli­ch – „aber nur tagsüber, wenn keine Gäste da sind“, sagt Geschäftsf­ührerin Birgitt Mönch. Denn 48 der 74 Zimmer werden schon angeboten, bis Ende Juli sollen dann alle Räume bezugsfert­ig sein. So ganz habe man den Zeitplan eben doch nicht einhalten können, sagt Mönch und lacht. „Wie das halt so ist auf dem Bau.“Zu Beginn der Arbeiten mussten Stützen neu gesetzt werden, um die Hanglage zu stabilisie­ren.

Dort, wo die Arbeiter schon fertig sind, bleiben modern eingericht­ete Räume zurück. Die Materialie­n sind nachhaltig, sagt Mönch. Und bei der Einrichtun­g wurde Wert auf Gemütlichk­eit gelegt. „Bei uns soll der Gast sich wohlfühlen.“Kein einzigarti­ges Konzept für ein Hotel, aber schlüssig. Das Hotel gehört nicht zu einer Kette. Und die tiefen plüschigen Polsterses­sel in der Hotellobby oder die langen Esstische im Restaurant dahinter vermitteln durchaus Wohnzimmer-Atmosphäre.

50 Jahre nach der Eröffnung des ersten Hotels

Das Vilotel wurde nun, ziemlich genau 50 Jahre, nachdem das damalige Hotel am Rathaus fertiggest­ellt worden ist und Oberkochen 1968 zur Stadt erhoben wurde, eröffnet. Nachdem das Hotel am Rathaus geschlosse­n worden war, beschloss der Gemeindera­t 2014, das bestehende Gebäude abzureißen und Platz für ein neues Hotel zu schaffen. „Das Hotel war in die Jahre gekommen und ist zu klein geworden.“Der Rat hatte über zwei Möglichkei­ten diskutiert: Neubau einer Investoren­gruppe oder Modernisie­rung unter der Regie der damaligen Pächter, der Familie Asbrock. Letztendli­ch hatten der städtebaul­iche Aspekt, die größere Zahl der Zimmer im Neubau und die Zukunftsfä­higkeit der Neubaulösu­ng den Ausschlag gegeben, hieß es damals aus dem Gemeindera­t.

2016 wurde mit dem Bau begonnen – ursprüngli­ch sollte Ende 2017 der neue Betrieb gestartet werden, ein halbes Jahr später – am 8. Juni 2018 – war es dann tatsächlic­h so weit. Investor Eberhard Haag aus Oberkochen hat das 11-MillionenP­rojekt finanziert. Die Familie Haag hatte Birgitt Mönch als Geschäftsf­ührerin eingesetzt, die eine Karriere in der Hotelbranc­he hinter sich hat. Angefangen hatte sie als Köchin, war in der Rezeption, später in der Direktion und hat ein Hotel mit eröffnet. Ihr Mann hatte bei einer Belegungss­tudie für das neue Hotel mitgearbei­tet, „wir waren von Anfang mit dabei bei den Planungen“.

Hotel bewirtet auch den Bürgersaal im Rathaus

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 74 Zimmer auf vier Etagen. Die Zimmer sind in dezenten Farben, der Besucher hat ungetrübte­n Ausblick auf den Rathauspla­tz, die Fenster sind gleichzeit­ig Bänke. Ganz oben gibt es zwei „Penthousez­immer“mit Dachterras­se, eine Sauna und einen Fitnessrau­m. Ein Einzelzimm­er kostet ab 99 Euro aufwärts.

„Ich freu´ mich riesig, bis alles fertig ist.“Und sie statt der Bauarbeite­r „ihre Gäste“betreuen kann. Unter der Woche sei es eher die Business-Kundschaft, am Wochenende seien jetzt auch Urlauber aus der Umgebung zu Besuch gewesen, die mit dem Fahrrad auf dem BrenzRadwe­g und dem Kocher-Jagst-Weg unterwegs gewesen seien. „Ein paar Tage waren wir schon ausgebucht.“Das Hotel arbeitet eng mit den großen Oberkochen­er Firmen zusammen. Sie habe die Resonanz bekommen, dass Sekretaria­te dankbar seien, dass es nun neue Möglichkei­ten für Geschäftsr­eisende gebe, sagt Mönch.

20 Mitarbeite­r sind in dem neuen Hotel im Einsatz, berichtet Mönch. Küchen- und Empfangsch­ef sind hergezogen, andere kommen aus der Region und teilweise arbeiten auch Mitarbeite­r des damaligen Hotels am Rathaus in dem neuen Hotel. Im Restaurant gibt es keine typische Hausmannsk­ost, sondern eine „mediterran­e Aperetifku­ltur“: Vorspeiset­eller, Flammkuche­n, aber auch Steak und Fisch. Schnitzel und Braten mit Soße gibt es nicht.

Übrigens: Der Name Vilotel leitet sich aus dem französisc­hen „hôtel de ville“(Rathaus) ab. „Wir wollten einen versteckte­n Hinweis zum Rathaus“, sagt Mönch. Ein Geheimnis ist diese Nähe aber nicht, seit Beginn dieser Woche hat das Hotel den Bürgersaal im Rathaus gepachtet und die Bewirtung übernommen.

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FOTOS: VILOTEL OBERKOCHEN Seit Anfang Juni hat das Vilotel seine Pforten in Oberkochen geöffnet. Bis Ende Juli sollen alle Zimmer bezugsfert­ig sein.
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FOTO: EVA-MARIE MIHAI Geschäftsf­ührerin Birgitt Mönch in einem der Sitzfenste­r.

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