Ipf- und Jagst-Zeitung

Liedpoet besingt die wahren Dinge ganz leise

Harald Immig und Ute Wolf begeistern ein kleines Publikum im Palais Adelmann

- Von Josef Schneider

- In beinahe intimer, familiärer Atmosphäre haben Harald Immig und Ute Wolf im Palais Adelmann ein Konzert gegeben.

Knapp 20 Besucherin­nen und Besucher waren gekommen. Der Sänger mit dem Wuschelkop­f aus Hohenstauf­en hatte neue und bekannte lyrisch-poetische und humorvollh­eitere, aber auch besinnlich-nachdenkli­che Lieder mit Tiefgang mitgebrach­t.

„Der Künstler ist selber an der Kasse“, empfängt der heitere Barde frohgelaun­t sein Publikum. Fast alle Besucher kennen Immig von früheren Konzerten in Ellwangen, und Harald Immig kennt einige seiner treuen Fans sogar mit Namen. So begrüßt er einen zu spät Gekommenen mit Georg. Es wird ein familiäres Konzert mit innigen Dialogen zwischen Künstler und Auditorium beim Sommer in der Stadt.

„Über den Berg ist mein Liebster gezogen“, singen Harald Immig und Ute Wolf zur Begrüßung. „Hast du heut’ mit vollem Herzen schon laut gelacht?“, fragt er und stimmt sein Lied „Komm, dann tu es, es ist morgen schon zu spät!“an. Im Duett gibt es eine eindrucksv­olle Kostprobe von „Wenn ich ein Vöglein wär“. Danach besingt der schwäbisch­e Liedermach­er den tollen Sternenhim­mel.

„Mir Schwoba send scho fleißig ond rechtschaf­fa, aber es sott sich lohna“, kündigt Immig ein etwas makaberes Lied an, das eine alte Frau mit neuem Hut im Gespräch mit ihrer Freundin auf dem Friedhof thematisie­rt. Ob sich so ein neuer Hut in dem Alter wohl noch lohnt? Über ein Storchenne­st auf einem Kirchendac­h kommt er auf seinen nächsten Song, der von einer Vogelfeder und ihrer Leichtigke­it handelt.

Wer noch nie Most getrunken hat, hat vergebens gelebt

Natürlich darf sein „Moschdlied“nicht fehlen, das er in der Mäulesmühl­e bei „Hannes und der Bürgermeis­ter“spielt. Wer niemals im Leben einen Trost spendenden Most vom Keller geholt hat, der habe vergebens gelebt, findet Immig. Seiner schwäbisch­en Heimat ist er ein Leben lang treu geblieben, und das merkt man seinen spitzbübis­ch-originelle­n, von Kindheitse­rinnerunge­n erfüllten Liedern an. Da geht es unter anderem um Mutters Dampfnudel­n. In dem Lied „An dem Tag, wo ich Kaffeelöff­el war“kommt der Lausbub zum Vorschein. Utopisch das Lied von den sieben Planeten, auf denen menschlich­es Leben möglich wäre.

Ebenfalls ein Ruhepol in der schnellleb­igen, hektischen Welt ist die Mezzosopra­nistin Ute Wolf. Ihre gefühlvoll­en Sololieder, wie das „Lied vom Loslassen“oder das über die Entdeckung der Langsamkei­t, machen Mut, innezuhalt­en, nachzudenk­en, nicht in Gleichgült­igkeit zu versinken, sondern optimistis­ch in die Zukunft zu schauen.

Mit „Kein schöner Land in dieser Zeit“verabschie­den sich Harald Immig und Ute Wolf – und alle singen mit. „Die wahren Dinge sind ganz leise“, gibt es als Zugabe.

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