Fußballerlatein
Der Alltag ist schrecklich kompliziert geworden, ohne Expertenwissen kommt man nicht mehr über die Runden, nicht mal beim Fußball. Bisher sind wir – auch aus eigener Erinnerung – zum Beispiel davon ausgegangen, dass es eine feine Sache ist, beim Fußball den Ball zu haben. Erstens hat man so vielleicht die Möglichkeit, ein Tor zu erzielen, zweitens kann der Gegner seinerseits kein Tor schießen, solange er den Ball nicht hat, und drittens macht es einfach viel mehr Spaß, den Ball zu passen, als ihm nur hinterherzulaufen.
Wir Ahnungslosen! Ballbesitzfußball ist eine wirklich schlimme Sache, und wir haben diesen Trend wieder mal verschlafen. Wenn wir die Experten richtig verstanden haben, muss es künftig das Ziel sein, auf keinen Fall mehr als 30 Prozent Ballbesitz zu haben, den Gegner so in Sicherheit zu wiegen und dann eiskalt zuzuschlagen, immer wieder. Diese Taktik ist fantastisch, warum sind wir da nicht draufgekommen.
Wir warten jetzt auf das erste rauschhafte Spiel, in dem zwei taktisch auf der Höhe der Zeit befindliche Teams sich gegenseitig den Ball überlassen. Geklärt werden muss allerdings noch, was während der restlichen 40 Prozent der Spielzeit mit dem Ball passieren soll. Vielleicht könnte man den Schiedsrichter dazu bewegen, sich mehr an der Ballverteilung zu beteiligen. Oder man baut in der Zukunft ein paar Zuschauerelemente ein.
Was wir auf jeden Fall nicht mehr sehen wollen, sind klar überlegene Mannschaften, die die anderen einfach nicht an den Ball kommen lassen. Das ist ja so einfallslos.