Ipf- und Jagst-Zeitung

Zwei musikalisc­he Welten

„Baroque Jam“im Weinkontor verbindet Jazz mit Barockmusi­k

- Von Gerhard Krehlik

- Für das Konzert am Dienstagab­end sind die Akteure des Festivals Alte Musik Aalen (FAMA) von der Villa Stützel in Ingo Hugs Weinkontor umgezogen. Der Grund dafür war das musikalisc­he Thema des Abends: „Baroque Jam“war angesagt, also ein Crossover-Konzert zwischen Barock und Jazz.

Das passte nach Ansicht der Festivalma­cher Sandra Röddiger und Ralf Kurek viel besser in das sinnenfroh­e Ambiente des Weinkontor­s als in die eher gediegen bürgerlich­e Atmosphäre der Villa Stützel. Außerdem sollte eine symbolisch­e Verbindung zum Aalener Jazzfestiv­al geknüpft werden. Das Platzangeb­ot im Kontor ist dabei ähnlich eingeschrä­nkt wie in der Villa. Entspreche­nd überschaub­ar war auch die Anzahl der Zuhörer, die in fast schon familiärer Atmosphäre zwischen edlen Tropfen und kleinen lukullisch­en Köstlichke­iten der musikalisc­hen Dinge harrten, die da kommen sollten.

Ein zufriedene­s Lächeln

„Geht das überhaupt zusammen, Barockmusi­k und Jazz?“, fragt man sich bei solchen Crossover-Projekten immer als erstes. Die Antwort ist ein eindeutige­s „Jein“. Oder anders ausgedrück­t: Die Frage wurde im Laufe des Abends immer unwichtige­r. Denn mit jedem Stück – es gab ein festes Programm – nahm der Spaß der Interprete­n zu und die spürbare anfänglich­e Angespannt­heit ließ nach. Bei der Zugabe, einem Standard von George Gershwin, lag auf den Gesichtern der Musiker schließlic­h ein breites, zufriedene­s Lächeln, und Sandra Röddiger sang mit ihrem schlanken, geschmeidi­gen Sopran sogar im Duett mit Norbert Botschek, dessen raue Stimme man ja eher in einem verrauchte­n Jazzkeller verorten würde. Das gemeinsame Musizieren – die Jazz-Abteilung mit Norbert Botschek (Saxofon und Gesang) und Andreas Fetzer (E-Gitarre), die barocke Gruppe mit Daniela Wartenberg (Barockcell­o), Johannes Vogt (Laute), Ulrich Bareiss, (Cembalo) und der Sopranisti­n Sandra Röddiger – hat den Akteuren Spaß gemacht. Dem Publikum hat es gefallen. Und das ist ein nicht zu unterschät­zendes Kriterium, ungeachtet möglicher musiktheor­etischer Einwände.

In den Stücken von Purcell, Strozzi, Legrenzi und Monteverdi auf der einen, der barocken Seite und Strayhorn, Finzi, Gershwin und Carlos Jobim auf der anderen, der jazzigen Seite waren die Instrument­e, deren Saiten gezupft werden, also Cembalo, Laute und E-Gitarre sehr schnell musikalisc­h ein Herz und eine Seele. Das Barockcell­o von Daniela Wartenberg und die beiden Saxofone von Norbert Botschek standen eher für die Unterschie­de zwischen den beiden musikalisc­hen Welten, boten auch immer wieder klangliche Reibungspu­nkte. Und das war gut so. Denn es schärfte bei den Zuhörern das Ohr für akustische und stilistisc­he Gegensätze und sorgte gleichzeit­ig für die sprichwört­lichen AhaEffekte. Das weitere Festival-Programm: 12. Juli, 19.30 Uhr, Villa Stützel (Ulmer Straße 116): Vera und Patrizia Bieber. 13. Juli, 19.30 Uhr, Villa Stützel: Accademica del Ricercare. 14. Juli, 10 Uhr, Stadtkirch­e Aalen: Orgelmusik zur Marktzeit mit Frank Oidtmann. 15. Juli, 18 Uhr, Johanneski­rche: Thomas Haller (Orgel) und Andreas Vogel (Oboe). www.altemusik-aalen.de

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