Ermittlungen dauern an: Woher kam das giftige Gas?
Zahl der Verletzten auf 18 gestiegen – Versiegelte Behälter warten auf Entsorgung
ESSINGEN - Am Tag nach dem Großeinsatz bei dem Recycler Scholz in Essingen ist der Betrieb wieder angelaufen. 18 Verletzte gab es, berichtet das Unternehmen, die Polizei hatte zuvor 17 genannt. Alle sollten am Freitag wieder aus der Klinik entlassen werden.
„Nach dem Ausnahmezustand gestern herrscht heute wieder einigermaßen Normalzustand“, berichtet Scholz-Sprecher André Mandel. Ab halb sieben morgens fuhren die Laster wieder auf dem Platz ein und aus. „Der Schockmoment der Mitarbeiter hat sich gelegt, nachdem bekannt wurde, dass es den Kollegen den Umständen entsprechend gut geht.“Einige der Mitarbeiter, die in der Klinik versorgt worden waren, seien am Freitag schon wieder bei der Arbeit. Andere waren noch krank geschrieben. Die Einsatzkräfte hatten noch am Abend des Unglücks Luftmessungen auf dem Gelände gemacht und den Platz gegen 18.30 Uhr wieder freigegeben. Insgesamt sieben Behälter mit unterschiedlichen Inhalten wurden sichergestellt. Auf einem der Behälter habe zwar Allylisothiocyanat gestanden – dass es sich bei dem freigesetzten Gas tatsächlich um diesen Stoff gehandelt habe, sei aber unsicher, sagt Mandel.
Die Feuerwehr hat die Behältnisse versiegelt und auf dem Gelände gelagert, berichtet die Polizei. Sie packten die zylinderförmigen Fässer in ein dicht abschließbares, 200 Liter fassendes Sicherheitsgebinde. Eine Gefahrgutunternehmen soll es zeitnah abholen. Dort sollen die Behälter in einem Sicherheitsbereich umgepackt und für die Entsorgung in einer Sondermüllverbrennungsanlage vorbereitet werden.
Wie der Stoff auf das Gelände kam, steht bislang nicht fest. Die Polizei versucht jetzt den Täter zu ermitteln. Dabei wird die Liefer-, Transport-, und Lagerkette rekonstruiert. „Wir wissen nicht, wie viele Stationen der Lieferant hatte“, sagt Mandel. Der Stoff hätte nicht in der Ladung sein dürfen – so viel stehe fest.
Daher stelle der Recycler auch keine konkrete Gefahr für die Region dar, teilt das Regierungspräsidium mit, das für das Essinger Unternehmen zuständig ist. „Die Behältnisse wurden unerlaubter Weise zum Metallschrott gegeben. Seitens der Firma werden keine gebrauchten Chemikalien angenommen. Somit besteht in dieser Hinsicht grundsätzlich kein Sicherheitsrisiko.“
Die Gewerbeaufsicht werde den Vorfall mit der Firma aufarbeiten. In Abhängigkeit davon würden eventuell weitere sicherheitstechnische Maßgaben festgelegt. Das Unternehmen selbst sieht derzeit keinen akuten Handlungsbedarf. Als Recycler hat Scholz sowieso ein Umweltbeauftragter vor Ort, ein Meldewesen sei bereits festgelegt, berichtet Mandel. „Abgesehen von dem Schaden der Mitarbeiter sind wir glimpflich davon gekommen.“