Ipf- und Jagst-Zeitung

Musikalisc­he Zwiegesprä­che und italienisc­he Leichtigke­it

Beim Festival „Alte Musik“in der Villa Stützel stehen Werke unbekannte­r Komponiste­n auf dem Programm

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(gk) - Die Werke weitgehend unbekannte­r Komponiste­n des Barock und die Erinnerung an das 250. Todesjahr von Georg Phillip Telemann haben bei den Konzerten im Rahmen des Festival Alte Musik Aalen (FAMA) am Donnerstag und Freitag in der Villa Stützel auf dem Programm gestanden.

Unter dem Motto „Musikalisc­he Blumenspal­iere“spielten Vera und Patrizia Bieber, Blockflöte und Barockviol­ine, – an der Viola da Gamba und am Cembalo von Shen-ju Chang und Sinziana Alexandru begleitet – Kompositio­nen von Jakob van Eyck, Marco Uccellini, Andrea Falconiero, Marin Marais und anderen Komponiste­n aus dem 17. Jahrhunder­t, deren Werke man auf den heutigen Konzertpro­grammen vergeblich sucht. Die vier aparten jungen Damen sind allesamt Absolventi­nnen des Salzburger Mozarteums und hinterließ­en bei ihrem Gastspiel in Aalen musikalisc­h einen nachhaltig­en Eindruck.

Wie Blumen emporranke­n, wenn man ihnen mit einem Spalier einen stabilen Halt bietet, so haben auch viele Komponiste­n im Barock ihre Melodien und musikalisc­hen Motive auf dem festen Fundament einer ostinaten Bassstimme immer weiter variiert und „verzweigt“und damit die Zuhörer entzückt.

Vera und Patrizia Bieber interpreti­erten die verschiede­nen Sonaten und Suiten mit Flöte und Violine auf zuweilen unglaublic­h virtuose Art und Weise. Aber nicht nur die spieltechn­ischen Fertigkeit­en der beiden Schwestern ließen das Publikum in der Villa Stützel immer wieder staunen. Auch die Harmonie und die Homogenitä­t in den agogischen Linien, die neckischen musikalisc­hen Zwiegesprä­che, das Zuwerfen und sichere Auffangen der musikalisc­hen Bälle waren äußerst bemerkensw­ert.

Für die musikalisc­he Rückschau auf das Werk von Georg Phillip Telemann am Freitagabe­nd konnten Sandra Röddiger und Ralf Kurek in Zusammenar­beit mit der Neuma-Foundation das Ensemble Accademia del Ricercare aus Turin engagieren.

Telemann hat 2000 Kompositio­nen hinterlass­en

Professor Herrmann Ulrich von der Pädagogisc­hen Hochschule Schwäbisch Gmünd wies in seiner Konzertein­führung darauf hin, dass Telemann der Nachwelt zwar rund 2000 Kompositio­nen hinterlass­en hat, dass darunter aber keine ist, mit der man den Komponiste­n sofort in Verbindung bringt, wie etwa Händel mit dem „Messias“oder Vivaldi mit seinen „Vier Jahreszeit­en“.

Das Turiner Ensemble entfachte mit Blockflöte­n, Cello und Cembalo in den diversen Quartetten, Sonaten und Concerti in wechselnde­r Besetzung wahre musikalisc­he Feuerwerke und verlieh der Musik des Norddeutsc­hen Telemann eine heitere „italienisc­he“Leichtigke­it. Hochvirtuo­s interpreti­erten die Flötisten Lorenzo Cavasanti, Manuel Staropoli, Luisa Busca und Giulio de Felice die vielfältig ineinander verschlung­enen musikalisc­hen Motive. Antonio Fantinuoli sorgte mit energische­m Bogenstric­h am Cello immer wieder auch für reizvolle klangliche Kontraste zum runden Wohlklang der Blockflöte­n und Claudia Ferrero garantiert­e am Cembalo für einen verlässlic­hen, das Tempo bestimmend­en basso continuo.

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