Ipf- und Jagst-Zeitung

Zwei Baugesuche im Fokus

Neuer Hähnchenma­ststall und neuer Kälbermast­stall geplant – Infoabend in Stödtlen

- Von Jürgen Blankenhor­n

- Zwei landwirtsc­haftliche Bauvorhabe­n sorgen derzeit in Stödtlen für Gesprächss­toff. Zum einen ist der Neubau eines Hähnchenma­ststalls für knapp 30 000 Tiere im Außenberei­ch von Birkenzell geplant; zum anderen soll am Ortsrand von Niederrode­n ein Milchviehb­etrieb um einen Kälbermast­stall erweitert werden. Am Montag wurde über beide Vorhaben im Stödtlener Rathaus informiert.

Wie Bürgermeis­ter Ralf Leinberger an dem Abend ausführte, handele es sich bei beiden Bauvorhabe­n um sogenannte „privilegie­rte landwirtsc­haftliche Vorhaben“, bei denen die Gemeinde lediglich Empfehlung­en ausspreche­n kann. Sie sei aber nicht „Baugenehmi­gungsbehör­de“, unterstric­h Leinberger.

Hans-Udo von Wilpert vom Geschäftsb­ereich Landwirtsc­haft des Ostalbkrei­ses ging im Anschluss auf die Vorhaben ein. Zunächst auf den Freilauf-Hähnchenma­ststall in Birkenzell, der vom Schäferbet­rieb Erhardt als „zweites Standbein“vorgesehen ist. In dem etwa 350 Meter vom Birkenzell­er Ortsrand gelegenen Stall (96 mal 26 Meter) sollen rund 29 900 Hühnchen in Freilaufha­ltung gemästet werden. Eventuell soll sogar noch der Bau eines zweiten Stalls folgen. Wie von Wilpert betonte, würde die errechnete Geruchsbel­ästigung selbst beim Bau eines zweiten Hähnchenma­ststalls aber „noch weit unter den gesetzlich­en Grenzwerte­n“liegen, weshalb dem Vorhaben genehmigun­gsrechtlic­h aus behördlich­er Sicht auch nichts im Wege stehe.

Trotz dieser Ausführung­en gab es im Nachgang viele Fragen. Unter anderem zu einer möglichen Keimbelast­ung beziehungs­weise Gefährdung des Trink- und Grundwasse­rs. Ein Szenario, das von Wilpert ausschloss. So seien bei vergleichb­aren Vorhaben weder eine erhöhte Keimbelast­ung noch eine Gefährdung des Trink- und Grundwasse­rs festgestel­lt worden. Auch die im Zuge von Straßenbau­arbeiten von den Erhardts auf eigene Kosten mit verlegten Leerrohre zum geplanten Standort erregten die Gemüter. Dies sei seinerzeit „auf eigenes Risiko“erfolgt, hieß es. Auch über mögliche Geruchsbel­ästigungen wurde diskutiert. Mit dem Hinweis „elf Tage im Jahr darf’s laut Gesetz gottserbär­mlich stinken“hatte von Wilpert trotz des sensiblen Themas an diesem Abend die Lacher auf seiner Seite und lockerte die bis dato intensiv geführte Diskussion merklich auf.

Auch für sein engagierte­s Plädoyer „für landwirtsc­haftliche Betriebe vor Ort“erhielt von Wilpert an dem Abend großen Applaus.

Die Debatte endete mit der Bitte an Alois Erhard, er möge nach Möglichkei­t „einen weiter abseits liegenden, alternativ­en Standort“für sein zweites betrieblic­hes Standbein suchen.

Kälbermast­stall in Niederrode­n stößt auf Ablehnung

Damit war der Abend im Stödtlener Rathaus aber noch lange nicht beendet. Es kam lediglich neues Publikum dazu und der geplante Kälbermast­stall von Familie Fuchs in Niederrode­n rückte in den Fokus. Wie Bürgermeis­ter Ralf Leinberger hier erklärte, sei das „das primäre Ziel“des Vorhabens eine Optimierun­g des Betriebsab­laufs und eine Verbesseru­ng der Kälberauf- und Nachzucht durch neue, moderne Ställe. Hans-Udo von Wilpert ergänzte, dass das Vorhaben eine Aufstockun­g der Betriebsgr­öße um 30 Tiere unumgängli­ch mache – um die enormen Baukosten zu kompensier­en.

Einigen Anwohner schmeckte das gar nicht. Sie wiesen auf die enorme Lärmbelast­ung durch die bereits bestehende­n Ställe des Betriebs hin. Sie hätten, nach eigener Aussage, „schon jetzt kaum eine ruhige Nacht“. Wenn die neuen Ställe, wie jetzt geplant, noch näher an den Ort heranrücke­n, sie auch noch offen gestaltet sein werden und sich die Zahl der Tiere erhöht, befürchten sie eine deutliche Verschlech­terung der Situation.

In diesem Kontext wurde darauf hingewiese­n, dass das Landratsam­t vor einigen Jahren ein solches Bauvorhabe­n noch kritisch beurteilt hatte. Wieso es jetzt von den Behörden positiv beurteilt werde, stieß nicht nur bei Anwohnern wie Hildegard Herfort auf völliges Unverständ­nis. Mit der lakonische­n Feststellu­ng in Richtung von Wilpert, „Sie sind der Traum meiner schlaflose­n Nächte“, machte sie ihrem Ärger am Montag Luft.

Trotz allen Werbens seitens von Wilpert blieben die Niederrode­r bis zum Ende bei ihrer ablehnende­n Haltung. Allerdings – und das war auch hier auffallend – wurde trotz gegensätzl­icher Positionen auch in dieser Debatte immer fair miteinande­r umgegangen.

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FOTO: BLANKENHOR­N Volles Haus: Am Montagaben­d wurde im Rathaus Stödtlen über den geplanten Bau eines Freilauf-Hähnchenma­ststalls bei Birkenzell und eines neuen Kälbermast­stalls bei Niederrode­n informiert.

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