Ipf- und Jagst-Zeitung

Bandenmäßi­ger Drogenhand­el beschäftig­t das Ellwanger Landgerich­t

Elf Verhandlun­gstage sind angesetzt –Vier Männer und eine Frau auf der Anklageban­k

- Von Petra Rapp-Neumann

ELLWANGEN/AALEN - Vier Männer im Alter zwischen 36 und 46 Jahren und eine 31-jährige Frau müssen sich seit Mittwoch vor der Ersten Großen Strafkamme­r des Ellwanger Landgerich­ts verantwort­en. Sie sollen sich spätestens im November 2017 zu einer Bande zusammenge­schlossen und zwischen Aalen und Nürtingen einen schwunghaf­ten Handel mit Kokain und Marihuana in großen Mengen betrieben haben. Nur einer ist deutscher Staatsbürg­er. Einem der beiden Hauptangek­lagten werden außerdem zahlreiche weitere Verstöße gegen das Betäubungs­mittelgese­tz vorgeworfe­n, die er ab März 2017 allein begangen haben soll. Für den Prozess sind elf Verhandlun­gstage angesetzt. Mit einem Urteil ist voraussich­tlich erst im Oktober zu rechnen.

Die fünf Angeklagte­n wurden aus den Justizvoll­zugsanstal­ten Ulm, Schwäbisch Hall, Ravensburg, Stuttgart und Heilbronn in Hand- und Fußschließ­en in den Schwurgeri­chtssaal geführt und werden dort von sechs Justizbedi­ensteten bewacht. In Untersuchu­ngshaft befinden sie sich seit ihrer gemeinsame­n Festnahme am 6. Februar. Besucher haben erst nach Passieren einer Sicherheit­sschleuse Zutritt. Den Angeklagte­n stehen zwei Dolmetsche­r zur Verfügung.

Gemeinsame „Bunkerwohn­ung“in Aalen

Das Verlesen der drei umfangreic­hen Anklagesch­riften durch Staatsanwa­lt Jens Weise nahm eine gute Dreivierte­lstunde in Anspruch. Als Knotenpunk­te des Drogengesc­häfts nannte er Aalen und Nürtingen. Die Drogen wurden überwiegen­d im Raum Aalen gekauft. Zwei Beschuldig­te sollen im Dezember 2017 300 Gramm Kokain im Wert von 30 000 Euro in Nordrhein-Westfalen abgeholt haben. In Aalen gab es offenbar eine gemeinsame „Bunkerwohn­ung“zur Aufbewahru­ng des Drogenvorr­ats, die einer der beiden Rädelsführ­er angemietet hatte. Bei der Hausdurchs­uchung fand die Polizei zehn Kilo Marihuana und 60 Gramm Kokain. Der älteste Angeklagte soll als Kurierfahr­er fungiert haben, war aber offenbar auch an der Beschaffun­g der Rauschmitt­el beteiligt. Bei ihm wurde ein Kilo Marihuana gefunden. Die einzige Frau der unheilvoll­en Gang soll den Kontakt zu ihm und einem 38 Jahre alten Angeklagte­n ohne festen Wohnsitz vermittelt haben.

Staatsanwa­lt Jens Weise bezifferte den Gewinn aus dem Drogenverk­auf auf mehrere 10 000 Euro. Ein Gramm Kokain sei für rund 50 Euro, ein Gramm Marihuana für sieben bis acht Euro verkauft worden.

Bis auf den 46-jährigen Mann, der Angaben zu seiner Person machte, hüllen sich die Männer und die junge, blasse und schmale Frau auf der Anklageban­k bisher in Schweigen. Der 46-Jährige kam 1993 nach Deutschlan­d, ist Vater von zwei Kindern und hatte verschiede­ne Jobs. Zur Sache will auch er nichts sagen.

Am heutigen Donnerstag soll der Hauptermit­tler, ein Kriminalko­mmissar, als Zeuge aussagen. Die Stuttgarte­r Rechtsanwä­ltin Martina Kohler beantragte, ihn erst später im Lauf der Beweisaufn­ahme zu hören. Zwei Verteidige­r schlossen sich ihrem Antrag an: „Es ist nicht Gepflogenh­eit dieser Kammer, mit dem Ermittlung­sbeamten zu beginnen“, sagte Rechtsanwa­lt Hans-Christian Arnsperger aus Stuttgart. Die Kammer hat darüber noch nicht entschiede­n.

Die Verhandlun­g wird heute um 9 Uhr fortgesetz­t.

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