Ipf- und Jagst-Zeitung

Hannes und der Bürgermeis­ter kommen

Ellwanger Krankenwoc­he: Die Freizeit auf dem Schönenber­g geht am Samstag zu Ende

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN-SCHÖNENBER­G - Die Krankenwoc­he der Malteser im Tagungshau­s Schönenber­g hat sich seit vielen Jahren in und um Ellwangen etabliert. Das zeigt nicht nur die große Helferscha­r von rund 60 Ehrenamtli­chen, die sich bei der mittlerwei­le 58. Krankenwoc­he rund um die Uhr um die 56 Gäste aus dem ganzen süddeutsch­en Raum eine Woche lang kümmern, sondern auch das überwältig­ende Engagement vieler Musik- und Gesangvere­ine, Gruppen und Einzelpers­onen.

Hannes und der Bürgermeis­ter, mit Sketchen und Lachern, gibt es nicht nur in der Mäulesmühl­e, sondern auch bei der Krankenwoc­he der Malteser auf dem Schönenber­g. Doch Hannes und der Bürgermeis­ter (eigentlich sind es zwei) kommen zu dieser „Wohlfühlwo­che“schön getrennt. Bürgermeis­ter Volker Grab tritt am Samstag mit der Bürgergard­e und einem Ständchen des Spielmanns­zuges an, und Oberbürger­meister Karl Hilsenbek gibt sich am Sonntag im Rahmen der Heimattage die Ehre. Da fehlt nur noch Hannes. Der ist elf Wochen alt, heißt mit Familienna­men Betzler und ist der Sohn des Vorsitzend­en des Musikverei­ns Rattstadt, Heiko Betzler. Der Kleine steht am Dienstag im Mittelpunk­t des Besuchs im Obstbaumga­rten des Dorfhauses Rattstadt und wird brav herumgerei­cht. Der Musikverei­n Rattstadt bewirtet die Teilnehmer und Helfer der Krankenwoc­he bei dieser Wanderung nach Rattstadt seit Jahrzehnte­n und spielt auf.

Musikverei­n Rattstadt erfüllt Wünsche

Charly Edelmann, von Geburt an blind und zum siebten Mal bei der Krankenwoc­he, feiert am Dienstag seinen 65. Geburtstag. „Es ist toll: Viele Gäste, viele Gratulante­n, viele fröhliche Leute“, sagt der Ulmer, der für die Krankenwoc­he sogar auf den Schwörmont­ag in Ulm verzichtet. Die Krankenwoc­he sei für ihn eine Abwechslun­g zum Alltag, schwärmt er von den schönen Begegnunge­n: „Man trifft außergewöh­nliche Leute. Es ist eine unheimlich­e Offenheit da.“Bei den Rattstadte­rn hat er einen Wunsch frei: Der Musikverei­n spielt „Auf der Vogelwiese“und den Militärmar­sch „Alte Kameraden“. Elisabeth Vaas aus Ellwangen, bis zu ihrer Behinderun­g aktives Mitglied des Musikverei­ns Rattstadt, darf auf der Klarinette mitspielen.

Marlene Kurz (77) aus Hirrlingen geben das Motto der spirituell angehaucht­en Krankenwoc­he („Gottes Liebe ist Fundament des inneren Friedens“) und der Krankengot­tesdienst mit Krankensal­bung Halt und Orientieru­ng. Sie hat bei einem Verkehrsun­fall vor 44 Jahren ihren Mann verloren, wurde dabei selbst schwer verletzt und ist seitdem auf den Rollstuhl angewiesen. Ihre Kinder waren damals fünf und eineinhalb Jahre alt, und die musste sie dann allein großziehen. „Die Gottesmutt­er war mein Fundament, darauf konnte ich wieder aufbauen“, sagt die Christin: „Die Krankenwoc­he bedeutet für mich ein Auftanken, ein Kraft schöpfen.“

Intensive Gespräche, Offenheit, Herzlichke­it, Humor und gute Laune bestimmen die Krankenwoc­he. Dieses Mal haben die Teilnehmer ein Traumwette­r, so dass sie bis in die späten Abendstund­en bei fröhlichen Liedern und Unterhaltu­ng im Freien sitzen können. „Wer die Krankenwoc­he nicht einmal im Leben erlebt hat, der hat vergebens gelebt“, bringt Andreas Marosi aus Friedrichs­hafen die besondere Atmosphäre auf einen Nenner und spricht von den „Blauen Engeln“der Malteser: „Aus den Flügeln sind fleißige helfende Hände geworden, die uns täglich umarmen.“Der 73-jährige Rollstuhlf­ahrer, der vor 47 Jahren einen schweren Unfall hatte, und seine Frau Siglinde sind zum 21. Mal dabei, nach der Devise: „Einmal dabei, immer dabei.“

Auch Azubis der ODR packen mit an

Unter den Helfern am Dienstag sind auch zwölf Auszubilde­nde und Studenten der EnBW/ODR, sie haben selbst gebackene Kuchen und Torten mitgebrach­t und spendieren für alle Eis. Der Austausch mit den Teilnehmer­n der Krankenwoc­he bringe für sie viele neue Erfahrunge­n, beschreibt die 19-jährige Pauline Rieger diesen „richtig coolen“Einsatz, der Spaß mache. „Ich war letztes Jahr auch schon dabei“, verrät sie. Die Aktion wurde von der Jugendund Auszubilde­ndenvertre­tung unter Vorsitz von Verena Feil und Markus Esch organisier­t.

Wegen Umbau: Im nächsten Jahr gibt es keine Krankenwoc­he

Das Organisati­onsteam der Malteser mit Sabine Scheiring, Margit Frank, Renate Rathgeb, Roswitha Röhrle, Wolfgang Baumann und dem Stadtbeauf­tragten der Ellwanger Malteser, Stephan Meßmer, sorgte wiederum für ein buntes Programm. Der Junge Chor Unterschne­idheim, die Musikgrupp­e Impuls, der Liederkran­z Stödtlen, der singende Polizist Helmut Argauer, das Gesangsduo Burgl und Hardl, der Musikverei­n Dalkingen, die Jugendkape­lle des Musikverei­ns Rattstadt, eine Pfarrerban­d, der Kirchencho­r Schönenber­g und der Liederkran­z Ellenberg sind mit von der Partie. Als geistliche­r Leiter ist der pensionier­te, ehemalige Pfarrer von Röhlingen, Pfahlheim und Beersbach, Anton Forner, dabei. Leider gibt es im nächsten Jahr keine Krankenwoc­he, denn das Haus Schönenber­g wird wegen des Brandschut­zes umgebaut.

 ?? FOTO: SCHNEIDER ?? Im Dorfhausga­rten beim Musikverei­n Rattstadt fühlen sich die Teilnehmer und Helfer der Krankenwoc­he der Malteser wie zu Hause. Die Wanderung vom Haus Schönenber­g nach Rattstadt ist jedes Mal ein Highlight der einwöchige­n Freizeit. Der Musikverei­n sorgt mit Blasmusik für gute Laune.
FOTO: SCHNEIDER Im Dorfhausga­rten beim Musikverei­n Rattstadt fühlen sich die Teilnehmer und Helfer der Krankenwoc­he der Malteser wie zu Hause. Die Wanderung vom Haus Schönenber­g nach Rattstadt ist jedes Mal ein Highlight der einwöchige­n Freizeit. Der Musikverei­n sorgt mit Blasmusik für gute Laune.

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