Hannes und der Bürgermeister kommen
Ellwanger Krankenwoche: Die Freizeit auf dem Schönenberg geht am Samstag zu Ende
ELLWANGEN-SCHÖNENBERG - Die Krankenwoche der Malteser im Tagungshaus Schönenberg hat sich seit vielen Jahren in und um Ellwangen etabliert. Das zeigt nicht nur die große Helferschar von rund 60 Ehrenamtlichen, die sich bei der mittlerweile 58. Krankenwoche rund um die Uhr um die 56 Gäste aus dem ganzen süddeutschen Raum eine Woche lang kümmern, sondern auch das überwältigende Engagement vieler Musik- und Gesangvereine, Gruppen und Einzelpersonen.
Hannes und der Bürgermeister, mit Sketchen und Lachern, gibt es nicht nur in der Mäulesmühle, sondern auch bei der Krankenwoche der Malteser auf dem Schönenberg. Doch Hannes und der Bürgermeister (eigentlich sind es zwei) kommen zu dieser „Wohlfühlwoche“schön getrennt. Bürgermeister Volker Grab tritt am Samstag mit der Bürgergarde und einem Ständchen des Spielmannszuges an, und Oberbürgermeister Karl Hilsenbek gibt sich am Sonntag im Rahmen der Heimattage die Ehre. Da fehlt nur noch Hannes. Der ist elf Wochen alt, heißt mit Familiennamen Betzler und ist der Sohn des Vorsitzenden des Musikvereins Rattstadt, Heiko Betzler. Der Kleine steht am Dienstag im Mittelpunkt des Besuchs im Obstbaumgarten des Dorfhauses Rattstadt und wird brav herumgereicht. Der Musikverein Rattstadt bewirtet die Teilnehmer und Helfer der Krankenwoche bei dieser Wanderung nach Rattstadt seit Jahrzehnten und spielt auf.
Musikverein Rattstadt erfüllt Wünsche
Charly Edelmann, von Geburt an blind und zum siebten Mal bei der Krankenwoche, feiert am Dienstag seinen 65. Geburtstag. „Es ist toll: Viele Gäste, viele Gratulanten, viele fröhliche Leute“, sagt der Ulmer, der für die Krankenwoche sogar auf den Schwörmontag in Ulm verzichtet. Die Krankenwoche sei für ihn eine Abwechslung zum Alltag, schwärmt er von den schönen Begegnungen: „Man trifft außergewöhnliche Leute. Es ist eine unheimliche Offenheit da.“Bei den Rattstadtern hat er einen Wunsch frei: Der Musikverein spielt „Auf der Vogelwiese“und den Militärmarsch „Alte Kameraden“. Elisabeth Vaas aus Ellwangen, bis zu ihrer Behinderung aktives Mitglied des Musikvereins Rattstadt, darf auf der Klarinette mitspielen.
Marlene Kurz (77) aus Hirrlingen geben das Motto der spirituell angehauchten Krankenwoche („Gottes Liebe ist Fundament des inneren Friedens“) und der Krankengottesdienst mit Krankensalbung Halt und Orientierung. Sie hat bei einem Verkehrsunfall vor 44 Jahren ihren Mann verloren, wurde dabei selbst schwer verletzt und ist seitdem auf den Rollstuhl angewiesen. Ihre Kinder waren damals fünf und eineinhalb Jahre alt, und die musste sie dann allein großziehen. „Die Gottesmutter war mein Fundament, darauf konnte ich wieder aufbauen“, sagt die Christin: „Die Krankenwoche bedeutet für mich ein Auftanken, ein Kraft schöpfen.“
Intensive Gespräche, Offenheit, Herzlichkeit, Humor und gute Laune bestimmen die Krankenwoche. Dieses Mal haben die Teilnehmer ein Traumwetter, so dass sie bis in die späten Abendstunden bei fröhlichen Liedern und Unterhaltung im Freien sitzen können. „Wer die Krankenwoche nicht einmal im Leben erlebt hat, der hat vergebens gelebt“, bringt Andreas Marosi aus Friedrichshafen die besondere Atmosphäre auf einen Nenner und spricht von den „Blauen Engeln“der Malteser: „Aus den Flügeln sind fleißige helfende Hände geworden, die uns täglich umarmen.“Der 73-jährige Rollstuhlfahrer, der vor 47 Jahren einen schweren Unfall hatte, und seine Frau Siglinde sind zum 21. Mal dabei, nach der Devise: „Einmal dabei, immer dabei.“
Auch Azubis der ODR packen mit an
Unter den Helfern am Dienstag sind auch zwölf Auszubildende und Studenten der EnBW/ODR, sie haben selbst gebackene Kuchen und Torten mitgebracht und spendieren für alle Eis. Der Austausch mit den Teilnehmern der Krankenwoche bringe für sie viele neue Erfahrungen, beschreibt die 19-jährige Pauline Rieger diesen „richtig coolen“Einsatz, der Spaß mache. „Ich war letztes Jahr auch schon dabei“, verrät sie. Die Aktion wurde von der Jugendund Auszubildendenvertretung unter Vorsitz von Verena Feil und Markus Esch organisiert.
Wegen Umbau: Im nächsten Jahr gibt es keine Krankenwoche
Das Organisationsteam der Malteser mit Sabine Scheiring, Margit Frank, Renate Rathgeb, Roswitha Röhrle, Wolfgang Baumann und dem Stadtbeauftragten der Ellwanger Malteser, Stephan Meßmer, sorgte wiederum für ein buntes Programm. Der Junge Chor Unterschneidheim, die Musikgruppe Impuls, der Liederkranz Stödtlen, der singende Polizist Helmut Argauer, das Gesangsduo Burgl und Hardl, der Musikverein Dalkingen, die Jugendkapelle des Musikvereins Rattstadt, eine Pfarrerband, der Kirchenchor Schönenberg und der Liederkranz Ellenberg sind mit von der Partie. Als geistlicher Leiter ist der pensionierte, ehemalige Pfarrer von Röhlingen, Pfahlheim und Beersbach, Anton Forner, dabei. Leider gibt es im nächsten Jahr keine Krankenwoche, denn das Haus Schönenberg wird wegen des Brandschutzes umgebaut.