Trinkfreudige Turbulenzen in Tullymore
Ellwanger Theatermenschen bringen ein Stück Irland in die Theatersenke des Schlosses
- Eine laue VollmondSommernacht in der lauschigsten Ecke des Schlosses, allerhand trinkfeste Spitzbuben und dazu das Klickediklack von Nina Hofmanns irischem Steptanz: Die Ellwanger Theatermenschen haben mit ihrem Sommerstück „Lang lebe Ned Devine“ins Schwarze getroffen.
Aus der Theatersenke wurde ein stilechtes irisches Pub mit schäumendem Guinness- und KilkennyBier, diversem Hochprozentigem und liebenswert schrägen Typen wie Jackie O’Shea und sein schlitzohriger Freund Michael O’Sullivan. Gerald Marek als Jackie und Peter Lange als Michael legen ein Kabinettstück unverbrüchlicher Männerfreundschaft hin – mit knatternder Vespa und allem Drum und Dran. Gerne verzeiht man ein paar Längen zu Beginn.
Durchtriebene Tullymore-Dörfler
Nicht zu vergessen Annie O’Shea, Jackies angetrautes Eheweib, in deren handfeste Rolle Claudia SchreinerBraun wie in eine zweite Haut schlüpft. Diese Annie hat das Herz auf dem rechten Fleck, betrinkt sich ab und an gepflegt mit dem Gatten, backt den köstlichsten Apfelkuchen von Tullymore, ach was, von ganz Irland, und spielt sich in die Herzen der Zuschauer. Die waren zur Premiere in reicher Zahl erschienen und hatten ihre helle Freude am vergnügten Treiben der durchtriebenen Tullymore-Dörfler.
52 Seelen zählt das windumtoste Dorf an Irlands Westküste. Eigentlich sind es nur noch 51, denn der gute alte Ned Devine scheidet mit einem entrückten Lächeln von dieser Welt, hat er doch im Lotto fast sieben Millionen Pfund gewonnen. Das verkraftet sein Herz nicht, das schließlich auch nicht mehr das jüngste ist. Bis die listigen Haudegen Jackie und Michael herausfinden, dass Ned der Gewinner und obendrein tot ist, geschieht Kurzweiliges. Luke Flanagan (Ansgar Hebeiß) betört die Damen mit seinem After Shave, Elektriker Aidan O’Brien (Werner Schindhelm) hat Zoff mit der bärbeißigen Dorfhexe Lizzy (großartig Lynn Klose). Fiona Kennedy (Verena Wölfle) spricht dem Champagner flott zu, derweil Maggie O’Toole (Brigitte Ehret) und ihr Verehrer, der Schweinehalter Pig Finn (Matthias Ehret), nicht zueinander finden können. Und das, obwohl Finn jetzt die von Jackie empfohlene Fruchtseife in den exotischen Sorten Banane und Himbeeren benutzt, um den animalischen Geruch zu übertünchen.
Damit das Dorf in den Genuss der Lottomillionen kommt, müssen alle zusammenstehen. Sie geben ihr Bestes, auch Maggies Vater (Bernd Brasse), die Näherin (Michaela Fuchs) und der junge Schreiner Liam (Heiko Winter). Denn es gilt, so zu tun, als lebe Ned noch. Peter Lange, den man als blutrünstigen Finsterling Graf Dracula in bester Erinnerung hat, ist in Hochform. Mal verhuscht, mal durchtrieben, erweckt er Ned lächelnd zum Leben, und sei es leicht bekleidet auf der Vespa.
Tolle Band
Er überzeugt sogar die niesende Lottofee (Martina Klopfer). Die rauscht in einer Art Auto zum Umhängen aus Dublin an, in dem sogar Jackie noch Platz hat. Dieses unglaubliche „Gefährt“ist nur eines von vielen liebevollen Details, mit denen die Truppe neben Bühnenbild und Kostümen das Stück des britischen Autors Kirk Jones kreativ aufgepeppt hat.
Natürlich gibt es ein Happy End. Die Pub-Wirtinnen (Sabine Goldbach, Sabine Wetzel) bleiben nicht auf den Kosten für all das Gesöff sitzen, Pfarrvikar Patrick (Michael Goldbach) darf Ned Devine christlich beerdigen. Die Bankangestellte (Gabi Bolbach) denkt praktisch und richtet ein Konto ein, Michaels Verehrerinnen (Silke Wolf, Claudia Ebersbach) beten ihn weiter an, und Jackie erfährt, wer der Vater der wunderbar singenden Maureen (Daniela Fuchs) ist. Nur die Dorfhexe geht leer aus. Gut so.
Für mitreißende irische Folkmusik sorgt die tolle Band mit Susanne Pauschinger, Emil Fakner, Franz Lemmermeyer und Susanne EitelLemmermeyer. Das Ganze in Szene gesetzt haben Karin Ziegler, Claudia Schreiner-Braun und Andreas Müller. Letzterer hat übrigens eine ganz spezielle Rolle … Wer sehen möchte, welche, hat am Freitag, 27. Juli, um 20 Uhr Gelegenheit dazu. Weitere
sind am Sonntag, 29. Juli, um 16 Uhr, sowie am Freitag, 3. August, und am Samstag, 4. August, jeweils um 20 Uhr.