Beim Breitbandausbau bundesweit spitze
Glasfasereinblasung beginnt bereits in der kommenden Woche – Gemeinderat Ellenberg vergibt Arbeiten
(rim) - In Sachen Breitbandausbau macht Ellenberg niemand etwas vor. Die kleine Gemeinde hat sich frühzeitig daran gemacht, den Anschluss ans schnelle Glasfasernetz so schnell wie möglich umzusetzen. Jetzt soll der nächste große Schritt unternommen werden. Für 525 000 Euro sollen 563 Haushalte in Ellenberg, Breitenbach und weiteren Teilorten bis zum Jahr 2019 einen Glasfaseranschluss bis ins Haus (Fiber to the Building, FTTB) erhalten. Damit hätten dann rund 85 Prozent aller Ellenberger Haushalte eine Topanbindung ans Internet. Ein Wert, der in Deutschland seinesgleichen sucht.
Manuel Hommel von der planenden Firma Geo Data erläuterte den Ellenberger Räten in der Sitzung noch einmal ausführlich die Glasfaserausbaustrategie in Ellenberg, die vor allem deshalb so umfassend und zügig voranschreite könne, weil sie zeitgleich mit dem Ausbau des Gasleitungsnetzes erfolge.
So sollen noch in diesem Jahr weitere 563 Haushalte im Hauptort Ellenberg sowie in Breitenbach und weiteren Ortsteilen im nördlichen Tal einen FTTB-Anschluss erhalten; in Georgenstadt werde die Maßnahme 2019 umgesetzt. Für die Glasfasereinblasung und das notwendige Spleißen der 563 Hausanschlüsse müssten insgesamt rund 525 000 Euro in die Hand genommen werden; den größten Brocken davon (462 845 Euro) müsse die Gemeinde selbst schultern. Weitere Kosten (40 000 Euro) entstünden der Gemeinde außerdem durch die notwendige Installation von sogenannten Point of Presence (PoP)-Verteilerkästen in Ellenberg und Breitenbach.
Knecht moniert mangelnde Unterstützung von Bund und Land
Allerdings stünde Ellenberg nach Umsetzung dieser Maßnahme in Sachen Breitbandausbau dann vergleichsweise hervorragend da – und das nicht nur in der Region, sondern bundesweit. Wie Hommel in diesem Zuge ausführte, hätten in Deutschland bislang lediglich 1,3 Prozent aller Haushalte einen FTTB-Anschluss, in anderen europäischen Ländern liege der Wert bei 30 bis 40 Prozent, in Asien bei 70 bis 80 Prozent. „Wir überholen jetzt sogar das Ausland“, frohlockte Bürgermeister Rainer Knecht.
Gleichwohl monierte auch der Ellenberger Rathauschef, wie viele seiner Amtskollegen, die exorbitant hohen Kosten, mit denen das Land und der Bund die Kommunen mehr oder weniger alleine sitzen lasse.
Gemeinde will das Netz künftig verpachten
Um den Kosten Herr zu werden, hat sich Knecht nun einen besonderen Coup ausgedacht, der in der Sitzung am Mittwoch auf breite Zustimmung bei den Gemeinderäten stieß. Knecht will das mit kommunalen Geldern erstellte Glasfasernetz an den künftigen Betreiber, die NetCom BW, verpachten. Wie Knecht ausführte, müsse dazu das Netz aber auch komplett der Gemeinde gehören. Dazu müsse die Gemeinde nochmals in die eigene Haushaltskasse greifen und von der EnBW ODR Hausanschlüsse abkaufen; dafür würden zusätzlich knapp 60 000 Euro fällig. Wie Knecht ausführte, sei diese Investition aber sinnvoll, weil die Gemeinde dann das Netz verpachten und mindestens 51 000 Euro an Jahrespacht erzielen kann, womöglich sogar noch deutlich mehr – die genaue Summe hänge entscheidend von der Zahl der Kunden ab, die am Ende den Glasfaseranschluss nutzen. Auf diese Weise könnten die Investitionen der Gemeinde in den Breitbandausbau innerhalb von 18 Jahren nahezu komplett refinanziert werden.
Am Ende kam das Gremium überein, den Glasfaserausbau wie vorgeschlagen weiter voranzutreiben. Die Gemeinde beziehungsweise die EnBW ODR, die die Gemeinde bei dem Projekt beratend betreut, wurde angewiesen, die Arbeiten für die Glasfasereinblasung und Spleißung in Höhe von 525 000 Euro umgehend an die Firmen Kurz (Stimpfach) und Visco (Jagstzell) zu vergeben. In der Sitzung wurde erklärt, dass beide Firmen schon in der kommenden Woche mit den Arbeiten beginnen wollen. Sie würden sich dann Straße um Straße vorarbeiten; die Maßnahme soll bis Ende des Jahres komplett abgeschlossen sein.
Ellenberger, die Interesse an einem Vertrag mit der NetCom haben, könnten sich hier schon jetzt beraten lassen, wie und vor allem wann für sie ein Wechsel des Internetanbieters Sinn macht. Wie Manuel Hommel betonte, könne in manchen Fällen auch der Wechsel auf kurzfristige LTE-Verträge ratsam sein – als Übergangslösung bis der NetCom-Anschluss tatsächlich im eigenen Haus zur Verfügung steht.