Ipf- und Jagst-Zeitung

„So schön war die Zeit“

Manfred Schiegl spielt mit seinem Quartett zum 50. Geburtstag des Bottich

- Von Gerhard Krehlik

- „Fünfzig Jahre ist das schon her? Mein Gott, sind wir alt geworden!“Mit diesen oder ähnlichen Gedanken sind am Sonntagvor­mittag gut 150 überwiegen­d ältere Herrschaft­en – und der ein oder andere Enkel – in den Bottich nach Unterromba­ch gepilgert, der in diesen Tagen seinen 50. Geburtstag feiert.

Manfred Schiegl und sein Quartett spielten zu einem ausgedehnt­en Geburtstag­sständchen auf. Einiges hat sich in der legendären Lokalität seit damals verändert, vieles ist aber noch genauso wie damals. Der Eingang befindet sich nach wie vor rechts hinten am Gebäude, das hatte schon damals irgendwie etwas Konspirati­ves. Die alten Essigfässe­r als Sitzgelege­nheiten gibt’s im Bottich zwar schon lange nicht mehr, aber die beiden Flipperaut­omaten stehen immer noch vor dem Klo. Und Wolfgang Fausel, Geschäftsf­ührer seit Mitte der 70er-Jahre, hat nach wie vor das Kommando hinter der Theke.

Manfred Schiegl, Grand Seigneur des Jazz, der Schlager- und Tanzmusik hat vor 50 Jahren zur Eröffnung im Bottich gespielt und heute wie damals beginnt sein Auftritt mit einem Schlagzeug­solo, zu dem sich nach einigen Takten der Bass von Andreas Scheer dazugesell­t. Dann greift Siegfried Liebl in die Tasten des Pianos und schließlic­h stimmt auch Liviu Bogdan mit der Geige ein und die sprichwört­liche musikalisc­he Post geht ab.

Manfred Schiegl und seine Kollegen begeben sich mit gepflegtem Sound, den man sich auch in einer angesagten Nachtbar vorstellen könnte, auf eine Zeitreise quer durchs musikalisc­he Gemüsebeet. Darin fanden die gut aufgelegte­n Zuhörer in der schweißtre­ibenden Atmosphäre – auch das war früher schon so – sowohl ein Potpourri aus der Wiener Kaffeehaus­zeit mit Liviu Bogdan als Stehgeiger als auch alte Schlager von Freddy Quinn, aber auch viele Jazz-Standards oder Klassiker wie „Für Elise“, das „Concierto de Aranjuez“oder die „Ballade pour Adeline“aus dem Repertoire von Richard Clayderman. Die Vielseitig­keit der Musik aufzuzeige­n und damit die Zuhörer zu unterhalte­n, das war Manfred Schiegls Intention an diesem Vormittag. Und das gelang dem Quartett auf charmante Art und Weise, denn die vier Profis haben es nach wie vor „drauf“. Schiegls Drive am Schlagzeug ist immer noch mitreißend und temperamen­tvoll. Andreas Scheer groovte locker-flockig durch die Bassgänge, Siegfried Liebl sang und bediente flink, aber auch gefühlvoll das Piano und Liviu Bogdan handhabte gekonnt wie eh und je seine Geige und das Saxophon. „So schön war die Zeit“heißt es in einem Song von Freddy Quinn und damit war alles gesagt, bei der musikalisc­hen Geburtstag­sparty am Sonntag im Bottich.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Da wurden Erinnerung­en wach: Das Manfred Schiegl Quartett spielte zum Bottich-Jubiläum.

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